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Liebe stand nicht auf dem Plan

Liebe stand nicht auf dem Plan

Titel: Liebe stand nicht auf dem Plan
Autoren: Elisabeth Rapp
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Tochter.«
    »… und du schminkst mich«, fährt Nora eine Spur heftiger fort. »Das muss ich schließlich endlich mal lernen!«
    »Reg dich bloß nicht künstlich auf, um mich gefügig zu machen. «
    »Dann geh ich tanzen, aufgebrezelt wie alle anderen, und nicht verdreckt und durchgeschwitzt wie sonst. Um halb elf komm ich nach Hause, und wir gehen noch was trinken.«
    »Das träumst du. Um halb elf sitzen wir in der Küche und unterhalten uns gepflegt, weil du um zehn nach Hause gekommen bist. Und dann putzen wir die Zähne und gehen ins Bett.«
    »Gut. Einverstanden.« Nora gießt den Kaffee auf, Yolanda schneidet den Kuchen in gleich große Teile.
    »Du hast mich reingelegt«, sagt Yolanda.
    »Rumgekriegt, du bist nicht einverstanden, aber ich hab dich rumgekriegt.«
    »Genau! Du bist zufrieden, ich nicht.«
    »Du bist nicht zufrieden, aber einverstanden.«
    »Gut. Ich bin nicht zufrieden, aber frustriert bin ich auch nicht.«
    Das ist für Nora in Ordnung. Sie gibt Vanilleeis an den Kuchen. Das kann man nicht ernsthaft als Strafe ansehen.

    Anja, Maikas Mutter, liegt im Tiefschlaf. Mit Schlaftabletten versucht sie sich von ihrem Bedürfnis nach Sprit abzubringen. Maika
hat geputzt und gewaschen. Jetzt liegt sie auf dem Wohnzimmersofa und ruht sich aus. Um 15:30 wird sie sich der Klamottenfrage widmen und um 15:55 in den Club gehen. In der Wohnung ist es still, und sie spürt, wie die Wände näher rücken. Sie ist froh, dass Dali angerufen hat.

    Keath trainiert im Jugendclub. Er stellt den Handywecker auf 15:50 und freut sich auf Nora. Wenn ihm Dalis Masterpiece nicht gefällt, wird er es überkleben.

    Mehmet stapelt mit seinem Onkel Fadil in dessen Laden Kühlschränke um. Seitdem sein Vetter Sami eine Freundin hat, ist er für seinen Vater meistens unauffindbar, als hätte ihn der Erdboden verschluckt. Dalis Anruf kommt einer Gefangenenbefreiung gleich. »Tut mir leid, Onkel Fadil. Ich muss zur Arbeit. Das war ’n Kollege.« Unglücklich sieht er den Bruder seines Vaters an.
    »Lauf, Junge. Du warst mir eine große Hilfe, danke.«
    Mehmet geht mit gemischten Gefühlen aus dem Laden dem Club entgegen. Er hat keine Ahnung, wie er sich zu Noras Ausstiegsplänen verhalten soll.

    Dali stellt im Zentrum des Raums fünf Stühle um einen Tisch. Er hat Sekt besorgt und wünscht sich, dass sich seine Freunde Zeit nehmen. Er ist beim Gläserabspülen an der Bar, als Mehmet, zehn Minuten vor der Zeit, hereinplatzt.
    »Merhaba, Sepp, dank dir sakrisch, dass du mich aus dem Arbeitslager befreit hast. Sippenhaft, ich müsste immer noch schuften, wenn du nicht angerufen hättest.« Er verschwindet hinter der Bar, und dann hört Dali nichts mehr. Keine Schritte, kein Ausruf der Begeisterung. Nichts.
    »Und?«, ruft er nach hinten.

    Nichts. Dali verzichtet aufs Abtrocknen. Er muss wissen, was den eben noch türkisch-bayerisch Palavernden zum schlagartigen Verstummen gebracht hat.
    Mehmet starrt das neue Bild an, und seine Miene ist absolut ausdruckslos.
    »Gefällt’s dir nicht?«
    Keine Antwort. Langsam wird Dali ungeduldig und registriert mit Erleichterung, dass Mehmet sich vom Bild ab- und dem Sekt zuwendet.
    »Wieso hast du Nora zusammen mit Keath gemalt? Ich mein, wir andern stehen alle allein da. Wieso sind die beiden zusammen auf einem Bild?«
    »Allein wäre es nur im Vorraum gegangen, und das ist zu weit weg von der Musik. Lars und mich hab ich auch auf ein Bild gemalt. Außerdem ist es ein Zitat.«
    Er streicht eine Fotokopie glatt und schiebt ihm Die Erschaffung Adams über den Tisch.
    »Der Hammer«, ist alles, was Mehmet dazu sagt. Dann leert er das Sektglas.
    Zum ersten Mal sieht Dali Mehmet Alkohol trinken. »Du meinst nicht das Bild. Du siehst es gar nicht.«
    »Oh, doch. Es ist gut, es ist stark, und es weckt Emotionen, Alter. Und meine sind so, dass ich gleich platze. Nora ist …«, er stockt, »meine Partnerin und meine Freundin. Dass sie meine richtige Freundin ist, davon kann ich nur träumen.« Er redet weiter, als hätte er das nicht laut gesagt. »Als sie nach Hamburg gekommen ist, haben wir ein Jahr lang im gleichen Block gewohnt. Ich kenn sie seit sechs Jahren, und exakt so lang ist sie mir total wichtig.«
    »Auf dem Bild tanzt sie bloß mit vielen, und auf der anderen Seite ist Keath.«

    »Genau, und mit Keath war ich im Kindergarten. Glaubst du, ich krieg nicht mit, wie er sie beim Putzen antanzt? Ich kenn ihn länger als meine Geschwister. Er ist mein bester … Freund.«
    »Er zeigt uns
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