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Liebe stand nicht auf dem Plan

Liebe stand nicht auf dem Plan

Titel: Liebe stand nicht auf dem Plan
Autoren: Elisabeth Rapp
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sie.
    Danach ist es still, bis Maika, die sonst in allem eine Katastrophe wittert und selbst aus einem Flötenkonzert von Erstklässlern noch Alarm heraushört, sagt: »Und? Von Leifs unfassbarer
Grobheit mal abgesehen, hast du dich doch hoffentlich nicht von seiner bescheuerten Rede platt machen lassen?«
    Nora sagt nichts.
    »Grobheit? Abgesehen?« Dali denkt, er hat sich verhört. Empört starrt er Maika an.
    »Ja! Abgesehen«, übertrieben betont, »davon, wenn es um seine Karre und seine Musik geht, ist Leif alles Mögliche, aber nicht feinfühlig. Mann, tu nicht so, als ob du ihm gerade zum ersten Mal begegnet wärst!« Maika regt sich auf. »Ist doch wohl klar, dass er Noras geprellte Rippen nicht absichtlich nachträglich brechen wollte!«
    »Du hast recht«, sagt Nora, »aber nicht, was seine Rede betrifft. Er will den Club verkaufen, und dafür werde ich ihm keinen weiteren Anlass liefern.«
    »Anlass liefern?! Nora, du redest, als wärst du an allem schuld! Der hat sich an dir vergriffen. Also, ich fass das nicht!« Dali sieht sich Hilfe suchend nach Mehmet um.
    Der sitzt auf der Bühne und bringt nichts über die Lippen. Wie gelähmt fühlt er sich, außerstande, einen klaren Gedanken zu fassen. Bei der Vorstellung, dass Leif Nora in seine Wohnung gelockt hat, wird ihm schlecht. Warum hat sie ihm das nicht vorher erzählt? Und wieso ist Keath kein Stück überrascht? Hat er es schon gewusst, und er, Mehmet, ihr ältester Freund, nicht?
    »Und was hast du jetzt vor?«, fragt Maika in diesem Augenblick.
    »Ich mach nicht weiter«, sagt Nora leise.
    »Was soll das heißen? Womit?« Maika wird wieder lauter.
    Mehmet rutscht langsam von der Bühne.
    »Es gibt keinen Underage-Club mehr.«
    »Das ist doch totaler Quatsch!«, brüllt Maika. »Nora, du machst echt einen großen Fehler, wenn du …«

    »Brüll sie nicht an«, schreit Dali dazwischen. »Du spielst total runter, dass Leif sich wie der Arsch von einem beschissenen Macker verhält und …«
    »Das ist Noras Entscheidung. Wenn sie den U A-Club nicht mehr machen will, gibt es ihn nicht mehr«, sagt Keath ruhig.
    »Ist es nicht! Nora hat den U A-Club allein aufgezogen, okay. Aber jetzt hängen wir mit drin. Vorneweg Mehmet. Und dazu dreihundertfünfzig Leute, die sich darauf freuen wie blöd.«
    Im Vorraum knallt die Tür. Mehmet ist weg.
    Maika schaut Keath und Dali mit blitzenden Augen an. »Wir hatte unseren Spaß, schon vergessen? So was lässt man sich von keinem Macker kaputt machen!« Mit quietschenden Absätzen dreht sich Maika um und stiefelt los. »Ich nicht! Den mach ich fertig!«
    »Maika, nein!«
    Sie bremst an der Bar und dreht sich zu Nora um. »Hör auf, die kleine Angestelltenmaus zu spielen, die vor Angst zittert, dass der Boss seinen erfolgreichen Laden verkauft, weil sie mal den Mund aufgemacht hat. Das ist peinlich und passt nicht zu dir. Ehemaliger Kampfzwerg.«
    Das war wieder O-Ton Maika, langsam und ernüchternd gedehnt.
    Dann kracht die Tür abermals ins Schloss.
    »Ich mach das Scheißhaus fertig«, murmelt Nora und zieht sich wieder aufs Klo zurück und zu der Möglichkeit, unbeobachtet im Boden zu versinken.
    Von der verwaisten Bühne blickt Dali zu Keath und stellt trocken fest: »Mir san die letzten Mohikaner.«
    »Ich bin Afrikaner«, korrigiert Keath. »Du bist der letzte Mohikaner. Also machst du die Technik, ich den Einlass, du die Bar.«
    Dali klettert auf die Bühne und sieht sich ratlos um. Er hat keinen
Plan, was er da machen soll. Niemand ist da, den er fragen kann. Keath ist im Frauenklo verschwunden.
    Reglos starrt Nora auf den Bodenabfluss. »Ganz schöne Scheiße das alles«, flüstert sie. Dann sieht sie Keath an, »bloß du nicht.«
    Sie schiebt sein T-Shirt hoch und legt ihren Kopf an seine Brust. Ihr wird blau vor Augen, als er das T-Shirt über ihren Kopf nach unten zieht.
    »Dann sind wir immerhin schon zwei, die nicht beschissen sind«, hört sie ihn murmeln.
    »Keath! Verdammt noch mal, was soll ich denn machen?«, brüllt Dali im Saal.
    »Drei.« Nora zählt Dali mit. »Mindestens.«

21
Licht
    Mehmet taucht nicht mehr auf, genauso wenig wie Maika. Um ein Uhr in der Nacht beschließt Dali, die Horrormeldungen des vergangenen Tages mit einem Gegenzauber zu bannen. Jetzt erst recht! Er kann es kaum erwarten, bis die letzten Partygänger nach Hause wanken. Als es soweit ist, schließt er ab, fühlt sich wie daheim und weigert sich zu glauben, dass ihm das genommen werden könnte. Allein seine Vision von
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