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Liebe stand nicht auf dem Plan

Liebe stand nicht auf dem Plan

Titel: Liebe stand nicht auf dem Plan
Autoren: Elisabeth Rapp
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Schritte, mir, Nora, Maika, und dir auch.«
    Ich weiß, was ich sehe, steckt in dem Blick, mit dem Mehmet Dalis Beschwichtigung vom Tisch wischt.
    »Eifersüchtig wird man, wenn man sich vergleicht. Und im Vergleichen stecken Leichen«, rappt Dali. »Sollte man nie machen. Nenn mir einen, der so wie du auf der Bühne abgeht oder Musik macht, die man mit deiner vergleichen kann.«
    »Das ist vorbei. Aber die Mädchen fliegen weiterhin auf Keath, alle, reihenweise. Kenn keinen, auf den sie so abfahren. Prost.« Mehmet hat sich nachgeschenkt.
    »Ich bin in meine Lehrerin verknallt. Prost.«
    »War ich auch, in der ersten Klasse. In Fräulein Wendt.« Mehmet spricht ihren Namen mit Gefühl aus. »Sie war schön, hatte ne riesige Nase, graues, krauses Haar. Nach allen Seiten stand das ab, wenn sie morgens auf ihrem Motorroller angerauscht kam. Ich schwör, in meinem Leben hat mir niemand mehr so klasse Geschichten erzählt. Sie war meine erste große Liebe, Alter.«
    Sie betrachten das Bild und hängen ihren Gedanken nach.
    Nach und nach kommen die anderen, und das Bild löst weitere Emotionen aus. Niemand spricht über gestern. Der Sturm im Innern lässt sie wortkarg werden. Dali verunsichert es nicht mehr, er weiß, dass sein Bild gut ist.
    »Wieso hast du Keath und Nora zusammen gemalt?«, fragt Maika nach einer Weile.
    »Wo hätte er sie denn sonst hinmalen sollen?«, fragt Mehmet zurück.
    Sie stehen auf und gehen durch den Raum. Genau so hat es
sich Dali gewünscht, und er beginnt seine Bilder zu fotografieren.
    »Schön«, sagt Nora, als sie an ihm vorbeigeht.
    »Super, dich gibt’s ja auch!« Maika hat Dali erst jetzt auf der Rückseite der Bar entdeckt. Und dann stellt sie zu ihrem Bedauern fest, dass die Eintragungen auf ihren Schenkelschubladen weg sind. Schade. Sie hat nichts gegen lüsterne Kommentare. Im Stillen hat sie darauf gewartet, dass alle vollgeschrieben werden.
    Der Einzige, der nichts sagt, ist Keath. Nur kurz taucht er seinen Blick so tief in Noras, dass sie die Augen schließt, um nicht den Boden unter ihren Füßen zu verlieren.
    Sie wendet sich schnell ab, stellt sich neben Mehmet, und gemeinsam betrachten sie sein Bild.
    Maika findet es langsam, aber sicher zu still. »Leif hat gesagt, dass er keine konkreten Verkaufsabsichten hat und Mehmet es zuerst erfahren würde, wenn es so wäre. Und er sagt, dass es an dir liegt, Nora, ob du die Underage-Clubs weitermachst, solang du die Miete zahlst. Er wird an den U A-Dienstagen nicht mehr aufkreuzen, das hat er versprochen.«
    Die Konsequenzen ihrer Eröffnung spuken Nora, Mehmet, Dali und Keath durch den Kopf.
    Maika kümmert sich nicht weiter um die aufgerissenen Augen und Mäuler ihrer kunstbeflissenen Freunde. Wenn sie schon alle hier sind, können sie auch putzen. Die Wäsche, die seit Stunden auf dem Balkon hängt, ist bestimmt schon trocken. Sie könnte sich also noch mal umziehen, bevor der Club aufmacht.
    »Wo kommt bloß der ganze Dreck her?«, fährt Maika laut fort, um das Thema endgültig auf den geschäftlichen Grund ihrer Anwesenheit zu lenken. Die volle Saalbeleuchtung ist zur Bildbetrachtung vielleicht angemessen, aber der Boden sieht aus, als könnte man ihn nie mehr sauber kriegen, deprimierend.

    Nora folgt Maikas Blick und schaut auf den Boden. Ein Déjàvu, denkt sie, und da fällt es ihr ein. »Setzt euch mal alle in einer Reihe hin!«, brüllt sie und rennt los, um den Besen zu holen. »Ich muss euch was zeigen!«
    Okay. Die Freunde stellen die Stühle in eine Reihe und blicken erwartungsvoll auf Nora.
    Sie wartet, bis alle sitzen, dann fegt sie von der Tür zur Künstlergarderobe an der Bühne vorbei den Dreck zusammen und nähert sich im Rückwärtsgang dem Bild. Das ist nichts, was sie nicht alle schon tausendmal gesehen hätten, trotzdem wirkt es wie im Theater. Und als Nora fast unter Keaths Bild steht und der sich genau über Nora dreht, kann Dali sich nicht mehr halten. Er heult vor Lachen, Keath krümmt sich, Mehmet haut sich auf den Schenkel, und Maika platzt fast. Hysterisches Gelächter schallt zu Nora herüber.
    Einen Moment lang irritiert sie das, dann zieht sie mit dem Besen eine Linie. »Hierher! Mit den Stühlen!«
    Alle bleiben auf den Stühlen sitzen, rutschen damit näher und grölen dabei vor Lachen. Nora fegt noch ein paar Meter. »Immer schön auf die Wand kucken.«
    Sie schüttelt den Besen aus. Es staubt. Die Freunde können nicht mehr, sie kieksen, stöhnen und wimmern unverständliches Zeug. Nora
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