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Liebe stand nicht auf dem Plan

Liebe stand nicht auf dem Plan

Titel: Liebe stand nicht auf dem Plan
Autoren: Elisabeth Rapp
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hört den davongaloppierenden Herzschlägen zu. Ein wilder Rhythmus, denkt sie. Unmöglich, dazu ein Lied zu schreiben.
    Das kleine Kätzchen kratzt aufs Neue an Keaths Turnschuh. Die anderen drei bilden ein verpenntes Knäuel. Keath bewegt sich nicht.
    Nora spürt seinen Atem auf ihrem Kopf und sagt leise: »Mehmet verliert alles, wenn es den Club nicht mehr gibt.«
    »Nein, Nora, niemand verliert alles. Mehmet hat seine Musik, seine Leute und uns. Der Club ist nicht das Leben, außerdem gibt’s ihn noch. Der Beweis – wir müssen ihn gleich putzen.«
    Nora richtet sich auf und sieht ihn an. Sie ist immer noch sehr bleich, aber ihre Augen sind wieder klarer. »Du machst Leif nicht an, falls er kommt.«
    »Nein. Aber versprich du mir, dass du heimgehst und ne Nacht darüber schläfst, bevor du mit den anderen sprichst.«
    »Daheim dreh ich bloß durch.« Sie schüttelt den Kopf. »Aber du könntest mich küssen. Obwohl ich bestimmt auch durchdrehe, weil deine Lippen …«

    Kurz vor sechs verlässt Keath den Schuppen. Nora folgt ihm, nachdem sie die Schalen mit Katzenfutter und Wasser gefüllt hat, und trifft im Hof auf eine super gelaunte Maika.
    »Wo hast du dich gestern rumgetrieben? Du hast das definitiv beste Konzert aller Zeiten verpasst.« Maika kramt nach dem
Schlüssel, bevor sie feststellt, dass die Clubtür unverschlossen ist. »Mehmet!« Sie glaubt, dass er schon drin ist, und brüllt: »Aus Liebe zu unserem genialen Club werde ich heute freiwillig beide Lokusse putzen!« Keine Antwort.
    Egal, Maika schwärmt ungebremst weiter: »Pogen im Ring, bis nix mehr ging. Hätte Keath mir nicht die dänischen Fans vom Hals gehalten, wär ich voll mit blauen Flecken.« Klingt, als wären es ihre Fans. »Guck mal!« Nora soll sich ihre Blessuren ansehen. Top hoch und Blick frei auf die blauen Stellen an Bauch und Rücken.
    »Oh.« Mehr kriegt Nora nicht über die Lippen.
    Nach einem langen, prüfenden Blick sagt Maika: »Du siehst übel aus. Bist du krank? Ist jemand gestorben?«
    »Hab nicht geschlafen. Rückfall. Meine Rippen. Ich schaff das heute nicht.«
    Und bevor Maika etwas darauf erwidern kann, ist Nora wieder aus der Tür verschwunden.
    Im Clubraum rumpelt Keath mit den Putzutensilien.
    »Auweia. Hast du Nora gesehen?«, fragt Maika.
    »Nee, aber lass dich nicht aufhalten. Mit Freude hab ich vernommen, dass du beide Lokusse putzen willst.«
    »Hast du auch gehört, dass ich davor Mehmet gerufen habe? Ihn hab ich damit beeindrucken wollen, nicht dich.«
    Keath grinst an Maika vorbei – Mehmet entgegen.
    »Sprich weiter, Weib. Das hören meine Ohren gern«, grinst der. Mehmet hat die letzten Sätze mitgekriegt. »Du willst beide Lokusse putzen, um mich zu beeindrucken?« Er schwingt sich auf die Bühne. »Warte, mit dieser schönen Gewissheit will ich ins Paradies eingehen.« Maika holt ihn mit einer drastischen Schilderung von Noras käsigbleichem Aussehen ins Diesseits zurück.

    Während der Putzerei analysieren Maika, Mehmet und Dali die Gründe für Noras Rückfall rauf und runter. Überlastung durch Arbeit plus Schule und Underage-Club sind die Ursache, so der einhellige Tenor. Keath schweigt.

    Die Mütze tief ins Gesicht gezogen, folgt Ron der Kleinen. Ohne Attila ist es einfach. Sie geht langsam, es sind Leute auf der Straße, und sie hat sich noch kein einziges Mal umgedreht. Normalerweise geht sie später heim. Ron notiert: Donnerstag, 18:10 – ungewöhnlich! Aber ihm ist alles recht, solange der mit der Vespa ihm nicht dazwischenkommt. Von wegen – gegrillt und abgefackelt! Dennis mit seinem großen Maul und nichts dahinter hört sich einfach zu gern von seinen verdeckten Aktionen labern. Die Kleine ist das schwächste Glied in der Kette. Und da setzt man die Hebelwirkung an, wenn man was erreichen will. Ron will den Club. Er braucht Kohle, verdammt noch mal! Und wenn er was will, macht er sich mit den Gegnern vertraut und räumt sie aus dem Weg. Wo die Kleine zur Schule geht, hat er längst rausgefunden. Die fangen alle um acht an, und an der dritten Penne, an der er morgens gewartet hat, ist sie angeradelt gekommen. Ventile raus, Löcher in den Reifen bohren, und schon kann er ihr gemächlich nachlatschen. Entweder der Türke oder der Afrikaner ist scharf auf die Kleine. Das muss er wissen, denn das macht den entscheidenden Unterschied aus, auch wenn Dennis das nicht kapiert. Wenn es der Türke ist, dann macht ihnen der Großmeister mit dem 10. Dan im Kickboxen Probleme. Ist es der
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