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Liebe oder so

Liebe oder so

Titel: Liebe oder so
Autoren: Holger Montag
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Globus, während ich Bilderrahmen für anderer Leute Schund zusammenklebte. Jämmerlich, in der Tat.
    Vor dem Frisco parkten nur eine Handvoll Autos, dafür standen eine Unmenge von Motorrollern herum. Der Besitzer war ein alter Freund, aber um diese Zeit war Heiner noch nicht im Laden, ein mir fremder Typ stand hinter der Theke. Wir setzten uns an die Bar und bestellten ein paar Bier bei ihm.
    Die Musik war scha uerlich, doch die anderen Gäste, alle um die zwanzig, schienen sich prima dabei zu unterhalten. Es war hier drinnen kaum wärmer als draußen, wo es eben wieder zu nieseln begann, aber die Jungs saßen da im Muskelshirt. Ich fragte mich, ob wir früher genauso bescheuert gewesen waren.
    „Hat sie dir nen Grund genannt?“, fragte Christian. Ich war schließlich doch mit der Sprache rausgerückt und hatte ihm die Lage ausführlich geschildert.
    „Einen? Gleich ein ganzes Dutzend: Ich mache nicht g enug aus meinem Leben. Ich kümmere mich nicht genug um unsere Beziehung. Ich bin faul und unbeweglich. Ich vergeude meine Zeit mit Filmen, Comics und… warte mal… schrottiger Musik, das war’s. Ich sehe nicht über meinen Tellerrand, dabei könnte ich sonst was erreichen, wenn ich mir nur etwas Mühe geben würde-“
    „ Das da wäre?“
    „Keine Ahnung. An der Stelle hab ich immer meine Kopfhörer aufgesetzt.“
    „Ah.“
    „Tja.“
    Schweigend tranken wir unser Bier. Die CD sprang und blieb an einer bestimmten Stelle hängen, die sie in einem fort wiederholte. Was mich an alte Zeiten und den Plattenspieler erinnerte, den Christian damals vorm Sperrmüll gerettet hatte, nur um sich seine beste LP mit der vermurksten Nadel zu ruinieren.
    „Und sie hat sich überhaupt nicht mehr gemeldet?“ , fragte er nach einer Weile.
    „Nein.“
    „Vermisst du sie?“
    Uns gegenüber hing ein riesiger Spiegel wie in einem Saloon, ich konnte ihm in die Augen sehen, ohne mich umzudrehen.
    „Schon“, sagte ich. Es war wirklich lächerlich, sobald ich darüber nachdachte, kehrte dieses flaue Gefühl in der Magengegend zurück. Ich hatte weiß Gott alles versucht, um mit Sonja auszukommen, aber es hatte einfach nicht gepasst mit uns. Nur wehrte sich irgendwas in mir beharrlich dagegen, dies einzusehen und sie loszulassen.
    „Und, wie soll’s weitergehen?“, fragte Christian.
    Darauf wusste ich auch keine zufriedenstellende An twort. „Ich werd essen. Schlafen. Trinken. Arbeiten. Essen. Schlafen-“
    „Klingt nach nem guten Plan“, meinte er.
    „Hab lange gebraucht dafür. Aber bis auf die Feinhe iten bin ich ganz zufrieden damit.“
    Chris schwieg eine Weile, dann fragte er: „Welche Feinheiten?“
    „Frauen.“
    „Ach so.“
    Wir prosteten uns im Spiegel zu. Der Barmann kam vom Klo zurück, und die Typen am Tisch meckerten wegen der CD, die immer noch die gleiche Stelle wiederholte, als wolle sie uns damit ein Zeichen geben, wie wir unser Leben in den Griff bekämen.
    „ Was ist mit dir? Steht die Wall Street noch? Hübsche Frauen in der Planungskommission? Wie laufen die Geschäfte in der Hochfinanz?“
    Christian machte eine abwehrende Geste. „Monkey business, wohin du guckst. Rund um Ground Zero ist die größte Bauspekulation im Gange, die die Stadt je gesehen hat. Alle triefen nur so vor Patriotismus und Pietät, aber hinter den Kulissen gehen alle mit Äxten aufeinander los, das ist Wahnsinn.“
    „Mischt ihr da etwa auch mit? Ich dachte, du bist nur dort, um euer Vertriebsnetz zu erweitern.“
    „Wir sind auch nur am Rande mit dabei“, meinte er. „Das Konsortium, mit denen wir zusammenarbeiten, ist mehrheitlich an einer der Firmen beteiligt, die sich um den Ausbau dieses neuen Glasturmes bemühen. Wenn die den Zuschlag erhalten, zahlt sich das auch für uns aus.“
    „Inwiefern?“
    „Baugrund und Büroraum“, sagte Chris, „ist in New York City so ziemlich das sicherste Kapital, das es gibt - besonders, wenn beides mitten in Manhattan liegt. Ich rede hier nicht von Millionen, es ging schon im Vorfeld um Milliardenbeträge, das können wir beide uns gar nicht vorstellen. Jedenfalls- sag mal, interessiert dich das wirklich?“
    „Wenn du mich so fragst… “
    „Gut“, meinte er, „ich bin nämlich froh, wenn ich das alles mal für ne Weile vergessen kann.“ Er trank sein Bier aus. „Reden wir über was anderes: Was macht die Arbeit?“
    Ich zuckte innerlich zusammen. „Wie war das grad mit dem Bauland und den Büros in New York? Erzähl mir mehr!“
    „Immer noch nicht
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