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Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Titel: Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge
Autoren: Kristine Gasbarre
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dasitzen.
    Schließlich blicke ich ihn an. »Chris, was …?«
    Schscht , macht er. »Kris, bitte.«
    Was fühlst du?, will ich ihn fragen. Und hast du es vor mir geheim gehalten? Ich denke an Grandma, die Grandpa nie gedrängt hat, seine Gefühle preiszugeben. Ich versuche zu lernen, dass Liebe nicht jeden Gedanken, jedes Gefühl, jedes Detail wissen muss. Mir fällt ein, was Grandma zu mir gesagt hat, als ich ihr am Valentinstag erzählt habe, dass ich unserer Freundschaft Raum geben will: »Ich bin stolz auf dich. Du hast alles richtig gemacht.«
    Schweigend sitzen wir noch eine Weile da. Die Wellen plätschern, und die Kiefern rascheln im Wind. Dann sagt Chris: »Es ist eine solche Ehre, diesen Moment mit dir zu teilen.« Meine Wimpern gleiten über seine Wange, als ich die Augen schließe, um seine Worte zu begreifen.
    Weitere Minuten vergehen, und ich möchte jetzt entweder küssen oder reden. »Chris, was kommt als Nächstes?«, frage ich leise.
    Lächelnd blickt er auf meine Lippen. »Kris. Sag jetzt nichts.«
    »Okay.«
    Er kann meine Frage nach der Zukunft nicht beantworten, weil keiner von uns weiß, was vor uns liegt. Kein Mann kann meine Zukunft bestimmen … das war eine der ersten Lektionen, die Grandma mich gelehrt hat. Chris drückt seine Lippen an meine Wange und lässt sie dort verweilen, ohne mich zu küssen. Oh, mein Gott, mein Herz. Ich versuche, still zu bleiben … aber es gibt Dinge, die ich einfach wissen muss. »Wann hast du bemerkt, was du für mich empf…«
    »Kris!« Er beginnt zu lachen, aber dann wird seine Stimme wieder leiser. »Du willst immer reden. Was würdest du nur machen, wenn es keine Worte gäbe?« Ich blicke ihn an. »Hm?«
    »Ist das eine rhetorische Frage?«
    »Schscht …« Ich lege meine Schläfe an sein Gesicht. »Vertraust du mir?«
    Ich löse mich von ihm und blicke ihn an. Ob ich ihm vertraue? Du liebe Güte, das weiß ich nicht. Bedeutet das schon, dass ich ihm nicht vertraue? Ich blicke zu Boden und dann wieder in sein Gesicht.
    »Warum hast du dich dem Kuss entzogen?«
    »Das habe ich gar nicht.« Diese Aussage erstaunt mich. »Oder?«
    Er nickt. Seine Hand liegt auf meinem Schlüsselbein.
    Wirklich?
    Erneut sucht er meinen Blick. »Du hast heute so etwas Melancholisches an dir.«
    Ich löse mich von ihm. »Etwas Melancholisches …«
    »Ich wusste gleich, dass dir etwas auf der Seele liegt.«
    »Ja, das denke ich mir. Und weißt du, du …« Aber erneut verschließen seine Lippen die meinigen und machen eine liebende Frau aus dieser Plaudertasche. Er legt mir die Hand in den Nacken und zieht mich zu sich heran. Es wirkt, als würde er mich brauchen.
    Als wir uns schließlich voneinander lösen, bin ich ganz benommen vor Glückseligkeit – ich habe das Gefühl, zu schweben. »Ich habe so viel gelernt in dem Jahr, seit ich dich kenne«, sage ich zu ihm. Er war zwar nicht derjenige, der dafür gesorgt hat, dass ich gewachsen bin, aber er war doch der Grund dafür. »Und willst du etwas wissen?«
    Er blickt mich fragend an.
    »Ich bin jetzt ein besserer Mensch.«
    Er nimmt mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger. »Zum ersten Mal seit langem habe ich nicht befürchtet, dass meine Arbeit zu kurz kommen könnte … und ich wollte dir zeigen, wie viel du mir bedeutest.«
    Dann habe ich ihm die ganze Zeit das gegeben, wonach er sich gesehnt hat? Ich hatte ja keine Ahnung. »Du hast es mir so gut gezeigt, wie du es eben konntest.«
    »Ich möchte dich vollständig kennenlernen … und ich möchte mich dir mitteilen.«
    Oh, mein Gott, endlich, das ist es. Grandma hatte recht. Ich lege meine Schläfe wieder an seine Wange. »Das will ich auch.«
    »Ist dir klar, dass es mich gerade sechshundert Dollar kostet, dich zu küssen?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Na, hoffentlich ist dir das, was ich dir gerade gegeben habe, ein Vielfaches davon wert.«
    »Ja«, flüstert er und fährt mit dem Finger meine Armbeuge entlang. »Ich weiß, wo ich dir im Notfall eine Infusion legen könnte.« Ich lächele, als er die dicke blaue Vene betrachtet, die sich deutlich unter der zarten Haut abzeichnet. Mir treten Tränen in die Augen. Auf ganz unterschiedliche Art haben wir beide eine Vorstellung davon, wie wir dem anderen das Leben retten könnten. Ich streiche mit meinen Fingerspitzen über seinen Nacken.
    »Kris, glaubst du wirklich daran, dass Gott dafür sorgen wird, dass wir uns wiederbegegnen? Ist dein Glaube stark genug?«
    Ich blicke auf den See. Der Wind fährt mir durch
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