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Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Titel: Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge
Autoren: Kristine Gasbarre
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früh aufgewacht ist, einen Kolibri vor seinem Fenster gesehen hat; das habe ihn daran erinnert, dass er wieder malen und bildhauern will. Dann erkundigt er sich, was ich mit Überraschungen meinen würde.
    Ich versuche, ihm in die Augen zu sehen, finde es aber einfacher, über seine Schulter auf die Bäume im Garten zu schauen. »Du hast mich gebeten, mich aus deiner Arbeit herauszuhalten.« Ich blicke auf meine Hände. »Ich habe es kapiert.«
    »Ich versuche, Bereiche zu bilden.«
    »Ja, wie du willst«, erwidere ich. »Tu, was du für richtig hältst.«
    »Hast du gehört, als ich gesagt habe, dass es schlimmer klingt, als ich es meine?«
    »Ich weiß nicht, Chris, weil es für mich ziemlich heftig klang. Und ich muss dir sagen, es ist nicht gut bei mir angekommen. Du sagst mir, du willst nicht mit mir zusammenarbeiten, und damit kann ich klarkommen. Aber was mich beunruhigt, ist die Tatsache, dass ich nur etwas mit deinem Leben zu tun habe, wenn ich für dich arbeite, und wenn ich nicht mehr für dich arbeite, bin ich auch nicht mehr in deinem Leben.« Ich halte meine Emotionen so sehr unter Kontrolle, aber ein falsches Wort von ihm könnte dafür sorgen, dass ich in Tränen ausbreche. Doch noch bleibt meine Miene unbewegt. Auf einmal kommt er mir zu wenig vertraut vor, als dass ich ihn mit seinem Namen anreden könnte. »Denn ich sehe dich doch nur bei deiner Arbeit. Aber wenn wir unsere Freundschaft erhalten wollen, dann müssen wir auch anfangen, uns als Freunde zu sehen.«
    »Das ist doch genau das, was ich meine«, antwortet er.
    Ach, Quatsch , würde ich ihm am liebsten antworten, aber ich bleibe ruhig. »Ach ja? Meine Angst ist einfach … wir verbringen so selten Zeit miteinander, und jetzt reist du ab. Ich habe nicht mehr von dir verlangt, weil ich deinen Freiraum respektieren wollte, und ich weiß ja auch, dass du so viel gibst, wie du kannst … aber manchmal hat es gar nichts damit zu tun, was du sagst, sondern wie du es sagst. Und wenn du also sagst, du willst nicht mehr mit mir zusammenarbeiten …«
    Er blickt sich in der Einfahrt um und ringt nach Worten. Schließlich stößt er hervor: »Können wir einen Spaziergang machen?«

12
    Sei aufrichtig
    Ein Spaziergang.
    Ich hoffe, Celeste muss nicht fahren, bevor ich zurück bin.
    Ein Windstoß fährt durch die Baumkronen, und mein Kleid wirbelt hoch. Bitte, lieber Gott, mach, dass er nicht hört, wie laut mein Herz schlägt, und dass sein medizinisch geschultes Auge nicht auf meinen Hals fällt, wo meine Schlagader heftig pocht. Aber dann bleibt mein Herz fast stehen, weil mir einfällt, dass ich nichts unter meinem Kleid trage. Doch das Kleid ist gemustert, beruhige ich mich, und es wird ihn schon nicht umbringen, wenn er meine Silhouette sieht. Ich bin nicht perfekt. Mit einer Schicht mehr unter diesem Kleid würde ich mich sicherer fühlen, aber es kann eigentlich nichts damit zu tun haben, wie ich mich innerlich fühle.
    »Ich versuche, mich von meiner Arbeit nicht zu sehr vereinnahmen zu lassen«, beginnt Chris. Mittlerweile liegen meine Nerven blank, und ich muss mich ungeheuer konzentrieren, um seine Worte zu verstehen. Zum Glück kommt meine Antwort automatisch, und sie hört sich auch noch intelligent an. Grandma wäre stolz auf mich.
    »Ich kann nur sagen, dass sich die Menschen wie magisch zu dir hingezogen fühlen, wenn du arbeitest, Chris.«
    »Aber du bist anders, Kris«, sagt er. »Du bist eine ganz besondere Person, und … ich möchte mehr von dir hören.«
    Mehr von dir – so etwas habe ich noch nie gehört. Es fühlt sich schön an, so etwas gesagt zu bekommen. »Danke.«
    Wir lehnen uns an den Holzzaun vor dem sandigen Ufer. »Aber als du bei Joes Essen dabei warst … das hat sich irgendwie nicht ganz richtig angefühlt.«
    »Weißt du was, Chris? Das Gefühl hatte ich auch.« Ich achte sorgfältig darauf, dass ich nicht die Arme vor der Brust verschränke, damit ich nicht so abweisend wirke … aber ich will auch nicht die Hände in die Hüften stemmen und auf Konfrontationskurs gehen. Zum Glück schlägt er vor, dass wir uns auf die großen Felsen am Ufer setzen, ein Stück weg von der lärmenden Memorial-Day-Menschenmenge am Strand.
    Er überlässt mir den großen Felsen und setzt sich auf einen kleineren. Ich hieve mich vorsichtig hinauf, und als einer meiner Flip-Flops dabei zu Boden fällt, streife ich den anderen auch von meinem Fuß. Ich fühle mich wohler als vorher und beschließe, auch etwas zur Unterhaltung
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