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Liebe in Zartbitter

Liebe in Zartbitter

Titel: Liebe in Zartbitter
Autoren: Christa Dorn
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Paris einrichten.“
    Christian nickt. Er versteht den Ärger des anderen. Was die deutsche Staatschefin und der Ex-Präsident vor längerer Zeit ausgeknobelt haben, um die schwächelnden Euro-Mitgliedsländer zu unterstützen, ist nach der Abwahl des Franzosen aus der Regierungsverantwortung Sprengstoff. Zumal der neue Staatspräsident ganz andere Vorstellungen vom Euro-Rettungsschirm und die damit anfallenden finanziellen Belastungen für sein Land hat.
    Christian grinst. Obwohl nur Verwaltungsangestellter, hat der Finanzexperte allerlei mitbekommen, was hinter den Kulissen so läuft. Auch dass Deutschlands Banken bisher einen guten Schnitt gemacht haben. Niemand weiß genau, wie hoch sich die Summe der Gewinne im Einzelnen beläuft. Es müssen Milliarden sein. Kein Wunder, dass man in Berlin Fracksausen bekommt, zu viel davon könne in die Öffentlichkeit dringen und die anderen Geldgeber sich zu Recht übervorteilt fühlen.
    „Dazu sind wir jetzt da. Oder siehst du darin ein Problem?“, antwortet er, als sein französischer Kollege ausgetobt hat.
    Der greift mit sorgenvoller Stirn nach dem angebotenen Bier und trinkt es in einem Zug aus.
    „Ich weiß nicht. Mir gefällt die Sache nicht. Zu viele Unabwägbarkeiten.“
    Christian Tulip jedoch reizt die Herausforderung. Augen und Ohren offenhalten, das eine oder andere Papier kopieren, wie sie es hin und wieder tun, kann jeder. Bei der neuen Aufgabe sind Köpfchen und Cleverness gefragt. Außerdem hat er seine Zusage gegeben, da ist ein Rückzug schlecht möglich.
     Mit ein paar Argumenten, nicht zuletzt dem der zu erwartenden finanziellen Zuwendung, kann er Jean-Paul Dumont schließlich zum Mitmachen bewegen.
    Christian seufzt erleichtert auf und spendiert ein weiteres Bier. Jetzt können sie Nägel mit Köpfen machen.
    „Zuerst einmal müssen wir herausbekommen, wo die Dame abgestiegen ist.“
    Jean-Paul winkt ab.
    „Eines meiner leichtesten Übungen. Dafür kommen nur ein paar Hotels infrage. Gib mir den Namen der betreffenden Person, und dann lass mich nur machen.“
    Als das geklärt ist, wägen sie verschiedene Möglichkeiten ab, auf schnellstem Weg an die brisanten Unterlagen heranzukommen. Überraschend wartet Jean-Paul mit einem Vorschlag auf, der ganz und gar nicht dem vom Auftraggeber aus Berlin geforderten diskreten Vorgehen entspricht.
    Diplomatie hin, Diplomatie her, äußert er. Brüssel sei ein gefährliches Pflaster für Touristen. Den ersten Versuch würden sie deshalb mit der üblichen Masche starten. In wenigen Sätzen erklärt Jean-Paul, wie die Sache ablaufen soll.
    Christian zieht unschlüssig die Schultern hoch. Warum nicht? Wenn der andere meint, so sei es am unverdächtigsten, soll er alles Nötige in die Wege leiten.
    Für alle Fälle besprechen sie trotzdem einen Plan B.

VII.
     
    Im Bus herrscht Stille. Einige der älteren Passagiere dösen vor sich hin, ein  paar haben sich in die Zeitung oder ein Buch vertieft, die wenigsten schauen aus dem Fenster. Rechts und links der Autobahn gibt es auch wenig zu sehen. Bäume, Sträucher, Weiden mit Kühen und ab und zu ein Gehöft. Mittlerweile ist Holland durchquert. Wir befinden uns auf belgischem Boden.
    „In ‘na juten Stunde sind wa da“, tönt Fritze vom Lenkrad. „Wir sind pünktlich, könnten also noch ‘ne Pause zwischenschieben. Für die Raucha. Woll‘n wa?“
    Obwohl Hendrik Würtz neben ihm sitzt, ist die Frage an mich gerichtet.
    Nach einem Gang durch den Bus, der mir gezeigt hat, dass alle Reisenden satt, zufrieden – ja beinahe wunschlos glücklich sind, habe ich mich auf meinen Platz begeben und blättere im Reiseprogramm. Gedankenlos. Einfach nur so.
    Bisher ist die Fahrt an sich harmonisch verlaufen. Würtz lässt mich machen, er hat bei der Nachmittagsrast sogar den von mir gebrühten Kaffee ausgeschenkt, während ich mit dem Verteilen des Kuchens beschäftigt gewesen bin. Zur Verständigung haben wenige Sätze genügt. Vielleicht hat es von meiner Seite unpersönlich höflich geklungen, aber so schnell bin ich nicht zu versöhnen. Außerdem sehe ich keine Notwendigkeit, über das Dienstliche hinaus mit Würtz zu sprechen.
    Ihm scheint es genauso zu ergehen. Von Fritze ignoriert, thront er auf dem bevorzugten Sitz neben dem Fahrer, den er trotz allem nicht geräumt hat, und beobachtet dessen Fahrkünste. Etwas, das Fritze überhaupt nicht leiden kann.
    „Nein“, beantwortet Würtz die Frage, „lieber checken wir etwas früher im Hotel ein. Dann haben die
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