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Liebe in Zartbitter

Liebe in Zartbitter

Titel: Liebe in Zartbitter
Autoren: Christa Dorn
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erledigt ist, wirft sie sich aufs Bett und greift nach dem Telefon. In elegantem Französisch, das sie schon als Dreijährige von ihrem Kindermädchen gelernt hat, lässt sie sich mit dem Büro des Vize-Präsidenten verbinden. Es dauert eine Weile, bis sich jemand am anderen Ende der Leitung meldet.
    „Ah, Mademoiselle Boyer“, hört sie eine sehr jung klingende männliche Stimme sagen, „man hat uns schon informiert, dass Sie den Vortrag vor der Finanzkommission diesmal selbst halten werden. Es ist uns eine große Ehre, dass die Kanzlerin eine ihrer am besten mit der Materie vertrauten Mitarbeiterinnen schickt. Würde es Ihnen etwas ausmachen, morgen Vormittag im Büro des Organisators vorbeizuschauen. Er möchte eine kleine Vorabsprache mit Ihnen treffen, doch leider ist er am heutigen Nachmittag auf einer Konsultation bei den Vertretern der griechischen Abordnung. Ich schlage vor, Sie melden sich gegen zehn Uhr. Wenn es Ihnen recht ist, werde ich Herrn de Marville dementsprechend informieren.“
    Während die junge Frau den Worten am anderen Ende der Leitung lauscht, schweifen ihre Gedanken ab.
    Wenn nur Pascha da wäre. Sie wüsste schon, wie sie die freie Zeit angenehm verbringen wollte.
    „Ja, natürlich. Ich werde Herrn de Marville morgen gern aufsuchen, um alle Einzelheiten der Anhörung mit ihm abzusprechen“, bestätigt sie rasch. Wenige Sätze genügen und man ist sich einig.
    Wohlig dehnt sie sich auf dem mit einer flauschigen Tagesdecke überzogenen Bett und gähnt herzhaft.
    Soll ich mich mit meinen Aufzeichnungen herumärgern oder tue ich mir etwas Gutes an, überlegt sie einen Moment. Ein Blick in den Spiegel des verspielt hergerichteten Bades, erleichtert ihr die Entscheidung.
    Diese schulterlange, blonde Mähne ist so langweilig. Sie braucht etwas Auffrischung.
    „Empfehlen Sie mir bitte einen Trend-Friseur, Carlo. Einen ganz hippen Salon“, fordert sie nur wenige Minuten später an der Rezeption.
    Damit kann der weltgewandte Angestellte dienen. Ohne ihre Zustimmung abzuwarten, ruft er der Dame ein Taxi.
    „Bestellen Sie Grüße von ‚Carlo vom Dom‘, dann erhalten Sie außer der Reihe die hauseigene exklusive Bedienung“, verspricht er ihr mit einem Augenzwinkern.
    Sie schenkt ihm ein Lächeln. Genauso hat sie sich das gedacht.
    „Sie werden der erste sein, der meinen neuen Style begutachten darf“, verspricht sie und schiebt ihm einen größeren Euro-Schein zu.
    „Ich fühle mich geehrt, Mademoiselle Boyer“ erwidert er und hält ihr die Tür auf, denn draußen ist soeben das Taxi vorgefahren.

V.
     
    Ich sehe auf die Uhr. Fritze muss seine Lenkpause einhalten. Und wirklich biegt er gleich darauf ab und fährt die nächstgelegene Raststätte an.
    Bevor die Reisenden den Bus verlassen, verkünde ich, die Fahrt werde in dreißig Minuten fortgesetzt und bitte um Pünktlichkeit. Während die Touristen die Toiletten stürmen und Reiseleiter Würtz ohne sich im mindesten um mich zu kümmern im Restaurant verschwindet, tritt Fritze, der seinen Bus als letzter verlassen und abgeschlossen hat, auf mich zu.
    „Möchtest de Kaffee, Kleene? Ick hol uns een. Siehst aus, als ob de den vertragen könntest.“
    Ich schenke ihm ein kleines Lächeln.
    „Eher einen Schnaps, um diesen überheblichen Kerl die ganze Zeit über zu ertragen“, seufze ich.
    „Hab ick doch jesacht, so’n Schlips-und-Kragen-Heini is nüscht für dir.“
    Ich nicke.
    „Der ganz bestimmt nicht!“
    Ich bitte Fritze, schon vorzugehen und die Getränke zu besorgen.
    „Ich nehme eine Apfelschorle, aber jetzt muss ich erst mal dringend mit Sabine sprechen und die Sache mit diesem Mister Wichtig klären.“
    Mehrmals hat es mir in den vergangenen Stunden in der Hand gejuckt, doch an ein ungestörtes Telefonat ist nicht zu denken gewesen. Nicht im Bus, mit dem vor mir sitzenden Hendrik Würtz, noch während der beiden kurzen Rasten, wo ein Reisender nach dem anderen mit irgendwelchen Fragen oder Wünschen zu mir gekommen ist.
     
    „Die ‚Reisen bildet GmbH‘, Ihr Reiseunternehmen in Berlin. Sie sprechen mit Sabine Hoff. Was kann ich für Sie tun?“ meldet sich die Disponentin mit ihrem Standard-Spruch. – „Lenchen, du? Gibt es etwas Besonderes?“ versucht sie ihr schlechtes Gewissen zu überspielen. Dabei hat sie seit Stunden auf diesen Anruf gewartet. Viel zu gut kennt sie die temperamentvolle Studentin, um nicht zu wissen, dass die es nicht so einfach hinnimmt, wenn sie sich ausgetrickst fühlt. Und nach Lage der
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