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Liebe in Zartbitter

Liebe in Zartbitter

Titel: Liebe in Zartbitter
Autoren: Christa Dorn
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Kunden der ‚Reisen bildet GmbH‘ sind exklusiven Service gewöhnt, und wir wollen sie doch nicht enttäuschen“, wiederhole ich sehr von oben herab seinen Ausspruch von heute Morgen.
    Ohne ein Widerwort kommt er meiner Anweisung nach.
    Na also, geht doch!

VIII.
     
    Ich habe die Kleine unterschätzt, überlegt Hendrik Würtz auf dem Weg zu seinem Quartier. Um in dieser Sache keinen Streit zu provozieren, hat er beim Portier für die erhaltenen Schlüssel quittiert, sie dann an die Mitglieder der Reisegruppe ausgegeben und den Run der Senioren auf die Zimmer abgewartet. Bis zum Abendessen sind sie nun sich selbst überlassen.
    Als letzte zwängen sich die beiden Reiseleiter mit ihren Koffern in den winzigen Aufzug. Obwohl Hendrik unbeteiligt tut, würde er zu gern wissen, was gerade im Kopf von Lena Bauer vorgeht. Die lächelt zufrieden vor sich hin, verabschiedet sich dann mit einem Kopfnicken von ihm. Sie ist im dritten Stock untergebracht, er muss bis in den fünften hinauf.
    Ohne sich um sein Gepäck zu kümmern, Jacke oder Schuhe abzulegen, wirft er sich dort aufs Bett, noch immer bemüht, seiner Verblüffung Herr zu werden. Es ist ihm nicht entgangen, dass die junge Frau während der ganzen Fahrt ständig am Telefon gehangen hat, und er hätte wissen müssen, dass sie, statt sich bei einer Freundin auszuheulen, sofort ihre Verbindungen zur Firma nutzen würde, um sich über den ihr vor die Nase gesetzten Reiseleiter zu erkundigen. Doppeltes Pech für ihn, dass ein Hendrik Würtz dort wirklich unbekannt ist.
    So etwas wie Bewunderung für ihr promptes, zielstrebiges Tun erfüllt ihn. Doch kann sich Hendrik einer gewissen Besorgnis nicht erwehren. Mit Unbehagen stellt er sich vor, wie er handeln müsste, um Lena Bauer daran zu hindern, ihm weiter nachzuschnüffeln. Er hofft, dass es nicht dazu kommen wird. Doch was er in Brüssel vorhat, muss vorläufig um jeden Preis unentdeckt bleiben.

IX.
     
    Von einer ausgiebigen Dusche erfrischt, verlasse ich das Bad, schlüpfe in frische Unterwäsche und betrachte die Auswahl an Kleidung, die ich aus dem Koffer in die Schränke gehängt habe. Doch bevor ich mich entscheiden kann, was ich zum Abendessen anziehen will, klopft es an die Tür. Wer mag das sein? Hoffentlich nicht schon wieder jemand aus der Reisegruppe.
    Rasch schlüpfe ich in einen der flauschigen, hoteleigenen Bademäntel. Auf mein „Herein!“ betritt ein Page den Raum. In der Hand hält er eine hübsch verpackte, langstielige rote Rose.
    „Sie sind doch Mademoiselle ...?“ Er spricht meinen Namen französisch aus.
    „Ja, ich bin Helene Bauer“, bestätige ich.
    Einen Augenblick schaut er etwas irritiert, dann überreicht er mir die Blume.
    „Das ist für Sie an der Rezeption abgegeben worden.“
    Bevor ich etwas fragen kann, verbeugt er sich und ist hinaus.
    Ich drehe die Rose in meiner Hand, doch ein Kärtchen hängt nicht daran. Von wem mag sie wohl sein? Wer weiß, wo unsere Reisegruppe logiert? Jerome fällt mir ein. Vielleicht soll das eine kleine Wiedergutmachung sein, weil er mich versetzt hat. Ich lächele verträumt. Einem Franzosen ist das durchaus zuzutrauen, die sind ja so ritterlich und romantisch veranlagt.
    Während  ich die Blume ins Wasser stelle, kommt mir ein Gedanke, der mir das Lächeln sofort aus dem Gesicht wischt: Was, wenn Hendrik Würtz der Rosenkavalier ist und mir auf diese Weise ein Friedensangebot unterbreitet?
    Der käme bestimmt nicht auf so einen Einfall, dazu ist er viel zu sehr von sich eingenommen. Außerdem, woher sollte er die Rose so schnell haben?, schiebe ich den Gedanken sofort beiseite.
    Die Sache ist rätselhaft. Ich beschließe, ihn nach dem Abendbrot vorsichtig aus der Reserve zu locken. Schließlich wüsste ich zu gern mehr über Hendrik Würtz alias Pieter Schucht.

X.
     
    Als das Telefon am frühen Morgen läutet, greift Christian Tulip ein wenig unwillig nach dem Hörer. Er hat die Information des anderen bereits am gestrigen Abend erwartet. Doch dann ist er ganz Ohr.
    „Sie wohnt im ‚Hotel Le Dom‘, Zimmer 313!“
    Jean-Paul Dumont ist zwar etwas verwundert gewesen, dass eine Mitarbeiterin aus dem Bundesministerium mit einem simplen Einzelzimmer vorliebgenommen haben soll, doch liegt kein Grund vor, die Bestätigung des Pagen, der ein ordentliches Trinkgeld dafür bekommen hat, anzuzweifeln.
    Der mürrische Ton seines Gesprächspartners mildert sich sofort, als er eine Beschreibung der Dame liefert. Ja, so hätten auch die Informationen aus
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