Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe im Schnee

Liebe im Schnee

Titel: Liebe im Schnee
Autoren: S. Fischer-Fabian
Vom Netzwerk:
hat’s mi! Eingeschlagen hat’s bei mir, bluatsaggrament noch amal! Wenn Sie wissen, was i moan.«
    »Ja also...« sagte Kirsten unsicher und spürte ein merkwürdiges Stechen oberhalb des Zwerchfells. Das kam wohl von dem Sturz heute vormittag.
    »Sie han ja koa Ahnung. Und mir langt’s jetzt. Pfüat di God, Madl!« Der Florian warf ein paar Münzen auf die Theke und gewann den Ausgang. Draußen warf sich ihm die Kälte entgegen. Die Sterne funkelten in eisiger Klarheit. Vom Gamskogel und vom Madelejoch schimmerten die Lichter der Hütten. Totenstill war es ringsum. Als eine Sternschnuppe fiel, da wünschte sich der Florian, daß er tot sein möchte. Das bereute er aber gleich wieder und wünschte sich was anderes.
    Er schritt die Dorfstraße hinab. Seine Schuhe knirschten im Schnee. »So weiß wie Schnee, so rot wie Blut, und so schwarz wie Ebenholz«, sang er leise vor sich hin. Die vielen Höllenwasser schienen sich jetzt doch bemerkbar zu machen. Beim Madeira blieb er einen Moment stehen und starrte in den Schaukasten mit den Fotos. Hunderte: von Skihasen lachten ihn an, tranken ihm zu, winkten ihm mit ihren Skistöcken.
    Und da wurden seine Augen ganz starr. Er packte den Kasten mit beiden Händen. Er kniff die Augen zu und öffnete sie wieder. Er gab sich eine Ohrfeige. War er so besoffen, oder..., nein, er war nicht so besoffen: das Mädchen mit den silberblonden Haaren, da oben links auf dem Foto, es schaute ihn nach wie vor an.
    Mit zwei, drei Sätzen war der Flori an der Tür des Fotosalons. »Aufmachen!« brüllte er, und das Echo seiner Stimme brach sich an den Häuserwänden, »sofort machst auf, Madeira!!!«

Das dritte Kapitel
    SKILEHRER FLORIAN GEHT BADEN

    Der Schlüssel, den Kirsten aus der Handtasche zog, wog ein knappes halbes Pfund und war an einem hohlen Schweinsknochen befestigt. Sie schloß die Haustür auf und stieg behutsam die knarrende Stiege empor in das Obergeschoß. Durch die Falltür über ihrem Kopf drang lautes Schnarchen. Dort oben auf dem Speicher schliefen ihre Wirtsleute während der Hochsaison. In der Früh pflegten sie sich abzuseilen und berieten dann, ob man nicht doch noch Gäste aufnehmen sollte. Schließlich war das Badezimmer noch frei. Und nur zum Baden war es zu schade.
    Kirsten war so müde, daß sie sich im Mantel auf ihr Bett fallen ließ. Sie streckte sich seufzend und sagte »Ah« und »Oh« und »Au«. Das waren die drei blauen Flecke von ihrem Doppelsalto bei der Schußfahrt. Ein Fleck war am rechten Oberarm, der zweite am linken Schienbein und der dritte..., na ja, der tat besonders weh.
    Sie hatte die Augen geschlossen und lächelte vor sich hin. Unbezahlbar waren die Männer. Wie er von ihr geschwärmt hatte, dieser Florian.
    »Wissen S’, a Blonde ist’s gewesen. So ein besonderes Blond wie Ihr Rot, Fräulein Kiki. An ganz an schwarzen Anorak hat’s angehabt, die Hose hab i ja net sehen können. Die Augen wie Kirschen, solche dunklen. Is so ein Madl schon mal bei Ihnen an der Bar g’sessen?«
    Dabei hatte er sie dauernd angestarrt. Mitten ins Gesicht. Liebe machte anscheinend wirklich blind. Sie hatte noch nicht einmal zu lügen brauchen. »An der Bar war niemand, auf den diese Beschreibung passen könnte, Herr Leitner.« Es war wie im Kino gewesen.
    Sie stand stöhnend auf, ließ ihren Mantel von den Schultern
    gleiten und beförderte ihn mit einem Fußtritt in die Ecke. Netter Kerl eigentlich, der Leitner, man sollte ihn dieser Klötzel ausspannen.
    Klack-Klack machten die Schuhe, als Kirsten sie von den Füßen an die Wand feuerte. Einen Skilehrer zum Urlaubsfreund war doch enorm praktisch. Sparte man den Unterricht. Angenehm frivol kam sie sich plötzlich vor. Das machte wohl das Barleben.
    Sie nahm ihre Perücke ab und hing sie behutsam auf den Ständer. Sie ging zum Waschtisch, drückte Sonnencreme auf ihre Zahnbürste und fing gräßlich an zu spucken. Sie ließ sich auf den Korbstuhl sinken, starrte beleidigt in den Spiegel und überlegte, ob sie sich abschminken sollte. Die Bahnhofsuhr draußen schlug zweimal. Es war tatsächlich zwei Uhr nachts.
    Schließlich lag sie im Bett, hatte das Licht brennen und starrte an die Decke. Über ihrem Kopf hing ein zentnerschwerer Schinken mit falschem Goldrahmen: vierundsechzig rosarote Engel (die hatte sie genau gezählt) umflatterten einen bärtigen Heiligen. Daneben hing ein Weihwasserbecken und der Bahnhofsvorsteher Obermayer in Feldgrau. »Viel Feind, viel Ehr. Dein Bruder«, stand auf dem Bild.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher