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Liebe die bleibt

Liebe die bleibt

Titel: Liebe die bleibt
Autoren: Carmen Sanders
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lächelnd anschaue. Ein Lächeln, das zwischen Neugier und Unbehagen schwankt.
    Wer ist dieser Mann? Und wieso hat Tibor ih m von mir erzählt? Will er mich mit ihm verkuppeln?
    „Das ist Gregor“, lüftet Tibor endlich das Geheimnis.
    Er gibt Gregor einen Kuss – und zwar auf den Mund.
    „Er ist mein Freund, mein Lebenspartner “, fügt er noch stolz hinzu. „Wir kennen und bereits seit unser Schulzeit, haben uns aber erst vor drei Jahren wiedergefunden.“
    Den letzten Satz nehme ich nur noch bruchstückhaft wahr.
    „Ihr seid ein Paar ?“, würge ich hervor.
    Ich spüre, wie ich beginne zu schwanken, die strahlenden Gesichter der beiden verschwimmen vor meinen Augen, meine Hand ist nicht mehr fähig, das Glas zu halten, meine Beine quittieren den Dienst. Ich bekomme noch mit, wie ich von Gregor aufgefangen werde, wie Tibor irgendetwas von zu viel Wein faselt, und mich beide auf die Couch legen.
    „Das ist nur ein Schwächeanfall, ihr Blutdruck ist sehr niedrig . Ich gebe ihr was für den Kreislauf – morgen ist sie wieder auf den Beinen.“
    Ich öffne einen kleinen Spalt meine Augen, sehe drei gutaussehende Männer um mich herum versammelt, die mich besorgt mustern.
    Beinahe wie im Paradies , unkt mein Inneres.
    „Wasser“, krächze ich hilflos.
    Gregor hebt mir fürsorglich etwas den Kopf, damit ich besser aus dem Glas trinken kann, während Tibor liebevoll meine Stirn streichelt und mir der Medizinmann eine Spritze verabreicht.
    „Wir legen sie ins Bett, sie braucht jetzt Ruhe… das war alles zu viel für sie“, kann ich noch aufschnappen.
    Tibor ist schwul , ist mein letzter Gedanke, bevor ich in die Dunkelheit abtauche.
     
    Tibor ist schwul, denke ich als erstes, als ich am nächsten Morgen erwache. Ich bleibe noch ein Weilchen liegen, bis sich der Gedanke verflüchtigt und meine Wahrnehmung von mir Besitz ergreift.
    Ich liege in einem fremden Bett, in blütenweißer Damastbettwäsche. Stöhnend richte ich mich auf, mein Kopf schmerzt. Orientierungslos blicke ich mich um. Das Zimmer ist abgedunkelt, ich weiß nicht, wie ich in dieses Bett gekommen bin, weiß nicht, welches Jahr, welcher Tag, geschweige denn, wie viel Uhr es ist – und wer bin ich eigentlich?
    „Leila, bist du schon wach?“
    Aha – Leila, Leila Blumenthal… die komische Frau, die sich in einen Schwulen verknallt hat, ja, jetzt fällt’s mir wieder ein, denke ich.
    Die Tür des Zimmers öffnet sich leise. Ich kann zwei Gesichter erkennen und den Duft von frischgebrühtem Kaffee erschnuppern.
    „Wo bin ich?“, murmle ich benommen.
    „In guten Händen“, antwortet Tibor und nähert sich meinem Bett.
    „Welcher Tag ist heute und wie spät ist es und was ist passiert und… “
    „Psst… Alles ist gut.“
    Und waru m bist du schwul? will ich noch fragen, aber da hat Tibor schon schützend den Arm um meine Schulter gelegt und Gregor die Vorhänge aufgezogen.
    „Es ist zwölf Uhr und heute ist Montag. Du hattest gestern einen kleinen Kreislaufzusammenbruch“, erfahre ich von Gregor, der mittlerweile auf der anderen Seite meines Bettes sitzt und mir fürsorglich ein Glas Wasser mit einer aufgelösten Kopfschmerztablette reicht.
    „ Willst du noch liegen bleiben oder magst du aufstehen?“, will er wissen, wobei er mir mit einem Taschentuch den Speichel vom Mund tupft.
    Aufstehen ! Weglaufen! Ganz weit weg! liegt mir auf der Zunge, aber das sage ich natürlich nicht. Weil ich mich schäme, dass ich Tibors Zuneigung falsch interpretiert habe. Weil ich meinem Bauchgefühl mehr vertraut habe, als meinem Verstand, der mich oft genug mahnend ins Gebet genommen hat: Er sieht viel zu gut aus. Warum hat er keine Frau? Merkst du nicht, dass sich ein Taxi-Unternehmer allein eine solche Wohnung nicht leisten kann? Er hat weiche Züge, manikürte Nägel, gezupfte Augenbrauen, will einen Liebesroman schreiben, ist mitfühlend, verständnisvoll, reagiert nicht auf deine weiblichen Attribute. Siehst du nicht, wie geschmeidig er sich bewegt? Hörst du nicht, wie glockenhell er lacht? Merkst du nicht, dass er nichts von dir will? Ja, verdammt, aber ich wollte es nicht sehen, nicht hören, ich wollte es nicht merken! War das zu viel verlangt, für eine enttäuschte Frau, die nicht aufhören wollte, an die Liebe zu glauben?
    „Ich würde gern aufstehen“, murmle ich verlegen.
    „Warte, ich bring dir deine Sachen!“
    Tibor holt mir mein Kleid, das am Schrank an einem Bügel hängt, übe r dem Kleid kann ich meine halterlosen Strümpfe
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