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Liebe die bleibt

Liebe die bleibt

Titel: Liebe die bleibt
Autoren: Carmen Sanders
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…ich suche dringend einen Taxifahrer oder eine -fahrerin. Einer meiner zuverlässigsten Fahrer ist zurück in sein Heimatland gegangen und eine weitere Fahrerin bekommt ein Kind. Die Leute, die sich bis jetzt bei mir beworben haben, entsprachen nicht unbedingt meinen Vorstellungen.“ Tibor fixiert mich erwartungsvoll, als hätte er mir ein Angebot unterbreitet. „Wäre das nicht was für dich?“, will er wissen.
    „Aber ich habe keinen Taxischein“, entgegne ich überrascht.
    „D ann mach ihn! Das ist kein Hexenwerk. Wenn du dich nicht all zu dumm anstellst, ist das in acht Wochen erledigt.“
    Seine Behauptung klingt in meinen Ohren nicht besonders überzeugend, da es schon einige Zeit her ist, dass ich das letzte Mal Auto gefahren bin.
    „Autofahren verlernt man genauso wenig wie Radfahren oder Schwimmen, unsere Taxen haben übrigens alle eine Automatik“, setzt Tibor dagegen. „Viel wichtiger sind die Ortskenntnisse… Um den Taxi-Schein zu erhalten, ist eine Ortskundeprüfung abzulegen. Du musst alle Strecken mit den Seitenstraßen kennen, alle Polizeidienststellen, alle Krankenhäuser, Umleitungen und Baustellen, alle öffentlichen Gebäude, wie Ministerien, Rathäuser usw.“
    „Ich kenne München wie meine Westentasche … aber eben nur zu Fuß.“
    Tibor winkt ab.
    „Das schaffst du!“
    „Meinst du?“
    „Die Frage ist: ob du Spaß daran hättest.“
    „Ja, natürlich, überhaupt gar keine Frage, aber… die Kosten.“
    „Fünfhundert Euro solltest du schon einkalkulieren, denn du brauchst auch noch einige Unterlagen wie: Antragstellung, Gesundheitszeugnis, polizeiliches Führungszeugnis, Sehtest, usw. – das läppert sich.“
    „Puhhh…“
    „Ich könnte dir das Geld vorstrecken… wenn du willst, oder du wendest dich an das Jobcenter, die würden dir das bestimmt finanzieren… wenn du einen Arbeitsvertrag vorweisen kannst.“
    „Das würdest du tun?“
    Ohne eine Antwort zu erhalten, besprechen wir alle weiteren Details. Tibor gibt mir Tipps, macht Vorschläge und rät mir, vier Schulungen pro Woche zu absolvieren, weil ich so die Zeit bis zum Schein verkürzen könnte. Ich höre ihm aufmerksam zu, mache mir Notizen, und beinahe kommt es mir vor, als würden wir unsere gemeinsame Zukunft planen, und immer wieder ertappe ich mich dabei, wie ich ihn sehnsüchtig betrachte, wenn er sich unbeobachtet fühlt. Ich nehme mir fest vor, den Taxischein in spätestens zwölf Wochen in Händen zu halten. Ein hochgestecktes Ziel, mit dem ich mir nicht nur selbst etwas beweisen will.
     
    Es ist bereits weit nach Mitternacht, als mich Tibor nach Hause begleitet. Arm in Arm schlendern wir leicht beschwipst die Straßen entlang. Seine Gegenwart ist so wohltuend, dass ich mir wünsche, dass wir uns verlaufen, oder uns ein Hindernis den Weg versperrt. Vor meinem Haus angekommen, nimmt er mich fest in seine Arme. Ich vergrabe mein Gesicht förmlich in seinen Pullover.
    „Was ist? Bist du eingeschlafen?“ , fragt er amüsiert, als ich keine Anstalten mache, mich aus seiner Umarmung zu lösen. Er packt mich mit beiden Händen und drückt mich sanft von sich weg, um mein Gesicht zu betrachten. Ich versuche etwas willenlos zu erscheinen, halte meine Augen halbgeschlossen.
    Tibor tätschelt spielerisch meine Wange.
    „Bitte aufwaaachen!“
    Bitte küüüssen … schreit mein Inneres zurück, leider ohne erhört zu werden.

14. Kap itel
     
    „Ich hab’s geschafft! Ich hab’ ihn…“, kreische ich in den Hörer. „Hörst du? Ich hab’s geschafft!“
    „Gratuliere ! Aber jetzt beruhige dich doch erst mal… du bist ja völlig aufgelöst… Leila, bist du noch dran?“
    „Ja, ich bin dran“, schluchze ich nun leise. „Ich freu ’ mich doch so, ich hätte nie gedacht, dass ich das schaffe.“
    „Leila, ich freu ’ mich für dich, aber du tust ja gerade so, als hättest du den Pilotenschein bestanden“, versucht mich Tibor zu beruhigen.
    „Das war trotzdem nicht einfach“, halte ich dagegen. „Den ganzen Tag putzen und abends noch die Schulbank drücken und dann noch lernen… und das alles in der kurzen Zeit… du solltest wirklich etwas stolz auf mich sein“, schmolle ich zurück.
    „Bin ich doch auch ! Und ich verspreche dir, dass wir deinen Erfolg feiern.“
    „Am Sonntag, wäre schön…“, falle ich Tibor ins Wort.
    Er willigt ein und schlägt vor, noch einige seiner Mitarbeiter einzuladen. „Dann lernst du deine zukünftigen Kollegen und Kolleginnen kennen“, versucht er mir
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