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Liebe die bleibt

Liebe die bleibt

Titel: Liebe die bleibt
Autoren: Carmen Sanders
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Tibor wohnt in der obersten Etage. Vermutlich eine Penthousewohnung, denke ich und steige in den Fahrstuhl. Als sich die Tür des Fahrstuhls öffnet, stehe ich völlig überrascht in Tibors Wohnung. Er trägt eine Küchenschürze und flitzt mir freudestrahlend entgegen.
    „Meine Leila, meine Königin der Nacht…“, begrüßt er mich und umarmt mich dermaßen herzlich, dass mir vor Rührung die Augen brennen. „Endlich, sehe ich dich wieder, ich habe oft an dich gedacht !“
    „Ich auch“, erwidere ich ergriffen und überreiche ihm den Blumenstrauß. Tibor drückt seine Nase in die Blumen und atmet genießerisch den Duft ein.
    „ Tulpen… ich liebe Tulpen!“, schwärmt er, während er mich bewundert mustert, meine Hand nimmt und mich einmal um meine eigene Achse dreht.
    „Du siehst hinreißend aus, das Kleid steht dir wunderbar… du siehst aus, wie eine Königin“, schwärmt er, wobei er augenzwinkernd hinzufügt: „Kaum zu glauben, dass du Eisbein und Sauerkraut liebst.“
    Tibor zeigt mir seine Wohnung, die sich , wie vermutet, als beinah feudale Terrassenwohnung entpuppt. Eine großzügige Sitzecke in weißem Leder dominiert den Raum. Moderne Gemälde und Skulpturen stehen im Einklang mit wenigen, aber hübschen Antiquitäten. Dicke Holzbalken aus altem Eichholz verleihen der Wohnung einen Hauch von rustikalem Charme und ergänzen sich vorzüglich mit den Holzdielen. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass hier jemand mit erlesenem und teurem Geschmack wohnt. – Ja sicher, ich vergaß, Tibor ist der Erbe eines Taxiimperiums.
    „ Hier ist meine Spielwiese!“ Tibor deutet mit kindlichem Elan auf seine Luxusküche. Ein Traum aus funkelndem Chrom und poliertem Marmor. Ich versuche, mir meine Überraschung nicht allzu sehr anmerken zu lassen, was sehr schwer fällt, vor allem, als mich Tibor auf die Terrasse führt, die sich über eine geradezu unübersichtliche Länge erstreckt und nicht nur einen phänomenalen Ausblick über München bietet, sondern auch mit diversen Terrassenmöbeln aus Teakholz und einem großzügigen Whirlpool und einer Sauna ausgestattet ist.
    „Das nennt man wohl das Paradies auf Erden“, sage ich , wobei ich die frische Abendluft einatme und verträumt den Ausblick genieße.
    „Nur leider fehlt mir die Zeit, mich öfter im Paradies aufzuhalten.“ Tibor drückt mir ein Glas Sekt in die Hand und legt seinen Arm leicht auf meine Schulter. Für einen kurzen Moment blicken wir schweigsam in die Ferne hinaus. Was mag er wohl jetzt denken? spekuliere ich, während ich ganz zaghaft meinen Kopf an seine Schulter lege.
    „An was denkst du?“, frage ich leise.
    „An das Eisbein“, erwidert er amüsiert. „Magst du den Tisch decken?“
    Unsere Gedanken laufen noch nicht synchron, stelle ich resigniert fest und folge Tibor zurück in die Wohnung.
    „Wo soll ich den Tisch decken? Drinnen oder draußen?“ „Wie du willst!“
    Ich decke den Tisch im Wohnzimmer, weil alles schon auf dem Esstisch bereitsteht. Mein Blick wandernd bewundern über das edle Porzellan, die geschliffenen Kristallgläser, das goldene Besteck, die goldenen Serviettenhalter. Beim Anblick der edlen Dinge wirkt mein gelber Tulpenstrauß, beinahe wie ein Stilbruch. Eine Brise von Minderwertigkeit umweht mein Hirn. Ich denke nach, ob ich Tibor wirklich sagen soll, dass ich mich neuerdings als Hatz-IV-Empfängerin und Putzfrau durchs Leben schlage. Ich befürchte, dass er die Achtung vor mir verliert. Meine Hoffnung, diesen Mann für mich zu gewinnen, fühlt sich plötzlich lächerlich und einfältig an. Tibor ist ein Traummann mit guten Manieren, gutem Aussehen, ein Schöngeist, der Ansprüche haben darf. Eine erfolgsverwöhnte und hübsche Powerfrau wäre die perfekte Ergänzung an seiner Seite.
    Aber vielleicht stehen meine Chancen gar nicht so schlecht? Schließlich war er es, der mich angerufen hat. Was kann ich tun, um ihn für mich zu begeistern?
    Den Tisch zu seiner Zufriedenheit decken, wäre ja schon mal ein guter Anfang, schmunzle ich gedankenverloren vor mich hin.
    „Du hast was vergessen.“
    Bevor bei mir der Groschen fällt, hat Tibor bereits mein Missgeschick ausgebügelt. Er platziert zwei goldene Kerzenhalter und zündet die Kerzen an.
    „Es ist schon etwas länger her, als ich eine so festliche Tafel gedeckt habe, da vergisst man mal schnell die Details“, entschuldige ich mich.
    Tibor winkt mit einer leichthändigen Geste ab und bittet mich zu Tisch. Er rückt mir sogar den Stuhl zurecht. Meine
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