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Liebe die bleibt

Liebe die bleibt

Titel: Liebe die bleibt
Autoren: Carmen Sanders
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noch die Goldmünzen und den Tresor zeigt, falle ich ihm höflich ins Wort. Verweise auf meine Tätigkeit, die sich doch erstrangig auf die Reinlichkeit seiner Wohnung und weniger auf das Auskundschaften wertvoller Gegenstände bezieht. Herr Silberschatz fragt nach, ob er sich bei meinem früheren Arbeitgeber nach meinem Leumund erkundigen darf. Ich bitte ihn darauf zu verzichten, erzähle ihm kurz den Sachverhalt und ernte ein verständnisvolles Nicken. Als Gegenleistung biete ich ihm an, mir ein Führungszeugnis zu besorgen. Das halte ich für angemessen, da mir Herr Silberschatz einen Stundenlohn von zehn Euro in bar zahlen möchte, und mir in Aussicht stellt, zwei Mal die Woche bei ihm für Ordnung und Sauberkeit sorgen zu dürfen. Dass er mich bei meiner Tätigkeit beaufsichtigen will, nehme ich genauso gelassen zur Kenntnis, wie die Fragen, die er sich auf einen Zettel notiert hat. Er will wissen, ob ich vorbestraft sei, verschuldet bin oder gesundheitliche Probleme habe. Der Herr Notar außer Diensten scheint zufrieden, als ich alle Fragen mit einem Nein beantworte.
    „Dann benötige ich nur noch das polizeiliche Führungszeugnis, dann dürfen Sie bei mir anfangen“, sagt er und reicht mir merklich bewegt seine Hand.
    Die zwei weiteren Interessenten, die ich nach dem Besuch bei Herrn Silberschatz aufsuche, erweisen sich als weit weniger penibel. Ein Flugkapitän, im Münchner Westen, will noch nicht mal meinen Ausweis sehen. Die Freude, so rasch eine „deutsche“ Putzhilfe gefunden zu haben, ist so groß, dass er mich gleich im Voraus bezahlt und mir den Zweitschlüssel für seine Wohnung aushändigt. Natürlich bestehe ich darauf, dass er meine Daten notiert und einen beiläufigen Blick auf meine Ausweispapiere wirft. Herr Seidel erweist sich als großzügig, ich darf zweimal die Woche bei ihm saubermachen, dafür zahlt er mir fünfzehn Euro die Stunde. Eine Summe, die ich für angemessen halte, da Herr Seidel ein Schmutzfink zu sein scheint. Seine Wohnung sieht aus wie ein Schlachtfeld. Kleidungsstücke liegen wie weggeworfen am Boden herum, Wäscheständer in verschiedenen Ausführungen versperren mir den Weg und in der Küche stapelt sich das schmutzige Geschirr. Ich habe große Zweifel, ob es mir gelingt, die großen Fächerpalmen wiederzubeleben. Das Gras im Vorgarten steht kniehoch. Ich setze Herrn Seidel davon in Kenntnis, dass ich mit einer Sense nicht umgehen kann. Er schlägt vor, den Rasen abzufackeln. Er drückt mir hundert Euro als Wochenlohn in die Hand.
    „Das ist zu viel“, begehre ich anstandshalber auf.
    Aber Herr Seidel erweist sich als halsstarrig. Ich verspreche, gleich am nächsten Tag mit meiner Arbeit zu beginnen, so dass er das nächste Mal in einer ordentlichen Wohnung landen kann. Nebenbei frage ich nach diversen Putzutensilien, die Herr Seidel leider nicht besitzt. Er drückt mir weitere fünfzig Euro in die Hand, diesmal mucke ich nicht auf, weil ich die Utensilien ja besorgen muss. Ich verabschiede mich und mache mich auf den Weg zu meinen nächsten Interessenten, einem Österreicher. Ich läute an der Tür eines schmucken Altbaus und holpere mit einem antiquierten Fahrstuhl in den dritten Stock.
    Herr Finkenhuber,  Kommerzialrat a.D., erwartet mich bereits an der Tür. Er ist korpulent und begrüßt mit dem typischen Wiener Schmäh. Er bezeichnet mich als „Gnädigste“. Ein Bezeichnung, die mir in Anbetracht meiner zukünftigen Tätigkeit als sehr geschmeichelt erscheint. Aber so sind sie nun mal, die Wiener.
    „Ich freue mich ebenfalls, Sie kennenzulernen, Herr Kommerzialrat“, erwidere ich, während ich mich frage, ob sich Herr Kommerzialrat immer so herausputzt. Er trägt eine gelbe Fliege und einen roten Pullunder über einem blütenweißen Hemd, seine grauen Haare sind streng gescheitelt, der Duft seines Rasierwassers hat sich mittlerweile im ganzen Hausflur verteilt. Ich muss meine Schuhe ausziehen, bevor ich in seine Wohnung eintreten darf. Nun stehe ich in meinen Ringelsöckchen auf den Parkettboden, während mich der Herr Kommerzialrat a. D. einer eingehenden Musterung unterzieht.
    „Sie haben eine schöne weibliche Figur“, lässt er mit nasalem Unterton verlauten.
    Ich bemühe mich darum, dass mein Lächeln nicht aus der Form gerät.
    „Ich glaube, dass meine Figur beim Saubermachen eine wohl eher untergeordnete Rolle spielt“, erwidere ich erheitert.
    „Nicht ganz“, bekomme ich zu hören . Herr Kommerzialrat untermalt seine Bemerkung mit einem
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