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Liebe die bleibt

Liebe die bleibt

Titel: Liebe die bleibt
Autoren: Carmen Sanders
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Hilfe, ihm beim Servieren zu helfen, lehnt er ab.
    „ Schmeckt’s?“ Tibor sitzt mir spannungsgeladen gegenüber und verfolgt jeden Bissen, den ich in meinen Mund balanciere.
    „Traumhaft… das Sauerkraut… und das Fleisch zergeht förmlich auf der Zunge .“
    Sichtlich geschmeichelt erhebt er das Glas.
    „Auf unser Wiedersehen…“
    „Auf uns - er Wiedersehen“, stammle ich befangen, wobei meine Augen verlegen über Tibors Gesicht wandern. Durch den Schein der Kerzen wirken seine Gesichtszüge weich, wogegen seine Augen mich aufgeweckt betrachten. Ich hoffe inständig, dass mir das Licht der Kerzen ebenfalls schmeichelt, während ich versonnen meine Nachspeise auslöffle.
    „Du hast da was…“ Tibor deutet auf meine untere Gesichtshälfte.
    Meine Zunge erspürt den winzigen Johann isbeerklecks, der über meiner Oberlippe klebt – kaum der Rede wert.
    „Magst du noch einen Kaffee?“, lenkt er ab.
    „Sehr gern“, antworte ich. Ich erhebe mich, dabei merke ich, dass ich mir schwindlig ist, obwohl ich nur ein Glas Wein getrunken habe.
    „Darf ich dir helfen?“ , biete ich mich an.
    „Nein, du bist mein Gast, mach es dir gemütlich“, sagt er und deutet mit einer Kopfbewegung auf die Sitzecke.
    Er will noch wissen, was für eine Art von Kaffee ich mag. Ich entscheide mich für einen Espresso.
    Auch beim Servieren des Kaffees erweist sich Tibor als meisterhafter Gastgeber. Ich bekomme meinen Tässchen mit Milch, Zucker, einem Glas Wasser und einer kleinen Schale Gebäck kredenzt. Er selbst trinkt einen Cappuccino. Als er neben mir Platz genommen hat, fragt er mich ungeniert nach Augustin. „Hast du ihn mal wiedergesehen?“
    Ich verneine schulterzuckend. Verschweige, dass ich mehrmals versucht habe, Augustin anzurufen, nur um seine Stimme zu hören, schäme mich, Tibor davon zu erzählen, dass ich schon mehrmals vergeblich vor Augustins Haus gestanden habe, mir die Nacht um die Ohren geschlagen habe, in der Hoffnung, ihn zu sehen. Ich sag’s ihm nicht, weil mir das Thema in diesem Moment nicht behagt. Tibor scheint meine Beweggründe zu erahnen und bohrt nicht weiter nach.
    „Nun schieß los!“, fordert er mich auf, wobei er die Sahne von seinem Löffel leckt. „Erzähl mir von dir, was hat sich bei dir in der letzten Zeit zu getragen?“
    Ohne um den heißen Brei zu reden, schildere ich Tibor meine Lage: dass ich mich als Putzfrau verdinge und Hartz IV beziehe. Als ich jedoch hinzufüge, dass mir mein Job Spaß macht, runzelt er die Stirn.
    „Stopp!“, unterbricht er lachend, „du willst mir weißmachen, dass es dir Spaß macht, die Klos fremder Leute zu putzen?“
    „Das ist doch nur eine Frage der Gewöhnung, so schlimm ist das nicht“, wiegle ich ab.
    Tibor schaut mich zweifelnd an, ich versuche seinem Blick auszuweichen und umklammere mein Tässchen. Aus den Augenwinkeln bekomme ich mit, wie mich Tibor schmunzelnd mustert und leise vor sich hin gluckst.
    „Früher musste ich auch für meinen Vater die Autos waschen, er war zu geizig die Taxen in die Waschanlage zu fahren… ich musste sie waschen und von innen reinigen, und wenn ich es nicht richtig gemacht habe, musste ich von vorn anfangen… Es hat mir nicht geschadet.“ Tibor stupst mich aufmunternd an.
    „Wie kann ich dir helfen?“
    Ich zucke erst mal ratlos mit den Schultern, bevor ich mein Anliegen in Worte fasse.
    „Vielleicht hast du einen Job für mich?“
    „Als Pu tzfrau? Selbst wenn ich eine suchen würde – du kämst für mich auf alle Fälle nicht in Frage“, erklärt er entschlossen.
    „Ich mach meine Sache aber gut“, antworte ich trotzig.
    „Nein, das würde ich nicht wollen .“ Tibor rückt etwas näher zu mir heran und streichelt mit seinem Handrücken über meine Wange. „Dafür wärst du mir echt zu schade.“
    Ich bin mir zu nichts zu schade“, widerspreche ich eisern.
    „ Das glaube ich dir, und dafür bewundere ich dich, du bist eine tolle Frau, Leila… wirklich.“
    „Aber vielleicht brauchst du jemanden, der dir im Büro hilft?“, hake ich nach.
    Tibor schüttelt den Kopf.
    „Schade“, seufze ich bedrückt.
    Er zwinkert mir zu, eine Geste, die mir im Moment unpassend erscheint.
    „ Ich suche keine Putzfrau und keine Sachbearbeiterin“, nimmt er das Gespräch wieder auf, „aber ich suche ganz dringend…“ Er unterbricht und trinkt hastig einen Schluck.
    E -i-n-e F-r-a-u, vervollständige ich gedanklich, während meine Augen an seinen Lippen kleben wie die Biene am Honigtopf.
    „
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