Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe die bleibt

Liebe die bleibt

Titel: Liebe die bleibt
Autoren: Carmen Sanders
Vom Netzwerk:
wünsche ich.
    Ich drehe mich kurz um, registriere mehr aus den Augenwinkeln einen jungen Mann. Er trägt eine schwarze Baseballkappe, seine Kleidung wirkt lässig elegant. Er hat einen kleinen Hund bei sich. Ohne ein Wort zu sagen, wirft er schwer seufzend seine Aktentasche auf seinen Nebensitz und ermahnt das Hündchen ebenfalls Platz zu nehmen.
    „Guten Abend, der Herr“, begrüße ich ihn freundlich, während ich versuche, sein Gesicht im Rückspiegel einzufangen. Ich kann nicht viel erkennen, weil er sich tief in den Sitz hineingelümmelt hat, aber ich kann sein Rasierwasser riechen. Er riecht gut.
    „ N-a-m-d“, grüßt er einsilbig zurück.
    „Wohin soll die Reise gehen?“, frage ich höflich nach.
    „Ich weiß nicht“, brummt er gleichgültig, „fahren Sie einfach los… irgendwohin.“
    „Gut“, sage ich schmunzelnd. „Dann fahre ich Sie irgendwohin .“
    „Schön, dass Sie keine dummen Fragen stellen“, erwidert er und klingt weniger barsch als müde dabei.
    „ Haben Sie vielleicht eine vage Vorstellung… ich meine, von der Himmelsrichtung?“
    Ich vernehme einen unterdrückten Lacher, was mir auch nicht weiterhilft, also fahre ich einfach los . Richtung Starnberg, weil es sich vom Verkehrsfluss gerade anbietet.
    Schweigend und im gemütlichen Tempo fahre ich die Bundesstraße entlang.
    „Haben Sie eigentlich keine Angst, so allein, mit einem wildfremden Mann im Auto?“
    „Nein, eigentlich nicht… oder sollte ich?“, antworte ich mehr souverän als schroff, wobei ich prüfend in den Rückspiegel schaue.
    „Nein, natürlich nicht, bitte entschuldigen Sie, war nur so ein Gedanke.“
    „Kein gerade verdammt kluger“, füge ich etwas pampig hinzu.
    „Was ist das für ein Stück, das Sie da hören?“, fragt er übergangslos.
    „Tschaikowsky . Nussknacker-Suite“, antworte ich etwas entspannter. „Mögen Sie das nicht? Soll ich was anderes einschalten?“
    „Nein… nein… bitte nicht. Diese Musik erinnert mich an etwas .“
    „ Hoffentlich an etwas Schönes“, forsche ich interessiert nach.
    „Es erinnert mich an meine Verflossene, die hat auch immer klassische Musik gehört. Früher habe ich die Musik nicht gemocht, aber jetzt, wo ich sie wieder höre… da…“
    „Da erinnern Sie sich wieder an die schöne Zeit“, vollende ich seinen Satz.
    „Ja, dann ist plötzlich alles so greifbar nah und doch so weit weg… verdammter Mist, warum kann man die Zeit nicht einfach zurüc kdrehen.“
    „Das klingt beinahe so, als hätten Sie einen Fehler gemacht.“
    Mein Fahrgast schweigt, streichelt seinen Hund, blickt angestrengt ins Leere, als würde er an einer Antwort feilen.
    „Ja, ich habe einen Fehler gemacht, einen verdammt großen.“
    „Vielleicht können Sie den Fehler wiedergutmachen?“, wäge ich ab. „Es ist nie zu spät.“
    Eine Weile schweigt er, bis er unvermittelt antwortet.
    „Ich habe sie verlassen, von heute auf morgen, kurze Zeit später, habe ich eine andere geheiratet, das kann man nicht wiedergutmachen.“
    „Und das hat sie einfach so hingenommen? Ich meine, ihre Freundin… sie hat sie einfach so gehen lassen?“
    „Ja, sie hat nicht wirklich um mich gekämpft, mir keine Szene gemacht, ich habe gedacht, dass ich ihr gleichgültig bin… damals zumindest.“
    „Und heute?“
    „Heute, weiß ich, dass sie mich geliebt hat, sie hat mir einen Abschiedsbrief geschrieben und sie ist sogar zu meiner Hochzeit gekommen.“
    „Das ist aber kein Liebesbeweis… ich meine, das mit der Hochzeit.“
    „Ich habe sie darum gebeten auf meine Hochzeit zu kommen.“
    „ Sie haben ihre Verflossene zur Hochzeit eingeladen?“
    „Ja, weil ich ihr noch was schuldig war?“
    „Und hat sie es bekommen?“
    „Ja… sie hat es bekommen… und sich gleichzeitig an mir elend gerächt , ich wollte sie anzeigen wegen Körperverletzung.“
    „Sie hat Sie geschlagen?“, frage ich nach.
    Der Fremde räuspert sich, bevor er lauthals loslacht.
    Ich stimme lächelnd in seine Freude mit ein.
    „Na, so schlimm kann es nicht gewesen sein, sonst würden Sie nicht so herzhaft darüber lachen“, erwidere ich amüsiert.
    „Sie haben ja keine Ahnung… sie war ein Vollblutweib! “
    „Hat es auch einen Namen… das Vollblutweib?“, frage ich, wobei ich neugierig versuche, mit meinem Fahrgast Blickkontakt über den Spiegel aufzunehmen. Ich kann sein verschmitztes Lächeln erkennen, seine Augen, die schelmisch blitzen.
    „Ihr Name passte zu ihr, wie die Hexe zum Besen“, bekomme
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher