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Liebe bringt die höchsten Zinsen

Liebe bringt die höchsten Zinsen

Titel: Liebe bringt die höchsten Zinsen
Autoren: Egon F. Freiheit
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wenn sie allein sein wollte.
       Auf dem Gymnasium entschied sich Stefanie für den KunstLeistungskurs. Sie war die Beste in ihrer Klasse und auch ihre Lehrer waren stolz auf sie - bis zu dem Tag, an dem Stefanie eine Stunde zu spät von der Schule nach Hause kam, begleitet von ihrer Kunstlehrerin.
       „Was meinen Sie, was Ihre Tochter sich geleistet hat?", hielt sie den Eltern empört vor und schilderte entrüstet – und ohne eine Antwort abzuwarten, was sich zugetragen hatte: „Nicht nur, dass Ihre Tochter sich unter angeblichen Kopfschmerzen vom Mathematikunterricht drücken wollte..."
       Die Lehrerin musste tief Luft holen, bevor sie empört fortfuhr: „Plötzlich ertönte auch noch die Feuersirene." Erwartungsvoll blickte sie Stefanies Eltern an: „Dreimal dürfen Sie raten, wer den Feuermelder eingeschlagen hatte?"
       In ihren Augen leuchteten Triumph und Entrüstung gleichermaßen: „Ihre Tochter, ja Ihre Tochter, die war es..."
       Stefanies Eltern verschlug es für einen Augenblick die Sprache.
       Die Lehrerin hieß Frau Schrobert und sie war stolz auf den engen Kontakt, den sie zu den Eltern hielt. „Ich bin ein wenig besorgt, weil Stefanie so etwas bisher noch nie getan hat. Ich dachte, Sie sollten es wissen."
       Stefanie schaute schuldbewusst und dachte nur: blöde Kuh! Als die Schrobert gegangen war, fragte ihr Vater: „Willst du mir nicht sagen, warum du es getan hast?"
       Stefanie überlegte: Soll ich ihm gestehen, dass ich in diesem Augenblick ganz stark an Giuseppe denken musste und ihm nahe sein wollte? Dass es langweilig ohne ihn ist?
       Papa würde wahrscheinlich doch nicht verstehen, dass es ein tolles Gefühl war, als die ganze Schule geräumt wurde – nur meinetwegen! Jetzt weiß ich wenigstens, was für einen Spaß Giuseppe bei seinen Streichen hatte.
       „Ach, es war nur so eine Laune", antwortete sie, "ich mach' es nicht noch einmal."

       Je älter Stefanie wurde, desto häufiger blickte ihr Vater besorgt und wie geistesabwesend zu ihr hinüber. „Geht es dir nicht gut?" fragte sie ihn wiederholt in solchen Augenblicken. Doch ihr Vater schüttelte dann wie geistesabwesend den Kopf und verließ das Zimmer.
       Es wird mit Problemen von Papas Bank zusammenhängen, sagte sie sich. Vermutlich will er nicht darüber reden.

       Vier Tage nach ihrem zwölften Geburtstag dann ein Schock für Vater und Tochter: Ein heimtückischer Krebs hatte Stefanies Mutter getötet. Der Witwer hatte sich seit der Beerdigung besonders rührend um Stefanie gekümmert und sie hatte gehofft, seine Fürsorge eines Tages zurückgeben zu können: Nie will ich ihn enttäuschen, nahm sie sich vor. Nie werde ich seine Liebe unerwidert lassen.
       Und so fügte sie sich auch seiner Bitte, eine Lehre als Bankkauffrau anzutreten, um vielleicht doch eines Tages das väterliche Geldhaus leiten zu können. Lediglich der Gedanke, dass Geld und der richtige Umgang damit auch die Kunst beflügeln könnte, hatte Stefanie über das ungeliebte Fach hinweggetröstet. Das Ende der Banklehre empfand sie wie eine Befreiung. Ihr Prüfungszeugnis legte sie ganz unten in der Schublade ihres Schreibtisches ab.
       Nach der Banklehre folgte sie ihren Empfindungen und studierte Kunst. Für ein Jahr unterbrach sie ihr Studium, zog nach Florenz und lernte Italienisch. Zutiefst bewunderte sie die alten alten Maler und ihre Werke; nichts zog sie so sehr in ihren Bann, wie das Eintauchen in vergangene Epochen.
       Zurück in Deutschland lernte sie ihre erste große Liebe kennen: Michael, einen großgewachsenen, stets fröhlichen Kunststudenten. Wenn sie nachts schlaflos in ihrem Bett lag, mochte sie sich nichts Schöneres vorstellen, als gemeinsam mit ihm Antiquitäten zu restaurieren und einen kleinen Kunstladen zu eröffnen. Und mit ihm eins zu werden. Bei diesem Gedanken spürte sie den Schlag ihres Herzens schneller als je zuvor.
       Dann kam der Tag, den sie so sehr herbeigesehnt hatte. Er begann mit einer Bergwanderung und er endete in einer Almhütte. Beide standen am Fenster eines karg möblierten Hüttenzimmers. Sie schauten ins Tal, ohne die Aussicht wirklich wahrzunehmen. Michael trat hinter sie und legte seine Arme um ihre Taille. Er schmiegte sich fest an ihren Körper. Verträumt erwiderte sie seinen Druck. Dann drehte sie sich mit einem Ruck zu ihm um und zog seinen Kopf zu sich herunter. Sie küsste seine Stirn, seine Augen, seine Wangen. Michael erwiderte ihre
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