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Liebe bringt die höchsten Zinsen

Liebe bringt die höchsten Zinsen

Titel: Liebe bringt die höchsten Zinsen
Autoren: Egon F. Freiheit
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normales Mädel von der Wasserkante, das eine verblüffende Ähnlichkeit mit der Stefanie Waldenberg hat..."
       Doch nach wie vor kannte kein Talstadter ihre Geschichte. Sabine Schumanns Versprechen und der Wunsch ihres früheren Geliebten galten über den Tod beider hinaus: Niemand sollte den Namen von Kathis Vater erfahren, den die Mutter der Zwillinge bis zuletzt – auch den Behörden - verschwiegen hatte.
       Stefanie hatte ebenfalls den Namen ihres Ehemannes angenommen. Gemeinsam mit Daniel hatte sie sich am Rande von Zagreb niedergelassen. Sie handelte mit Antiquitäten wie früher in München, ihr Mann arbeitete weiterhin für das Zagreber Wirtschaftsmagazin.

       Beide saßen auf der Terrasse ihres alten, umgebauten Bauernhauses. Sie hatten Gäste: Alisa, die jüngere Tochter von Tereza und Ivan Ademi, war überraschend zu Besuch gekommen. Sie brachte einen jungen Mann mit: „Mein Verlobter. Die kroatischen Hochzeitsbräuche haben uns zusammengeführt."

       Die Bräuche, auf sich die junge Friseurin bezog, hatten den öffentlichen Höhepunkt von Stefanies Hochzeitsnacht gebildet: Stefanie musste als frisch verheiratete Ehefrau ihren bunten Brautstrauß zu den unverheirateten Frauen werfen, die auf einer Seite Aufstellung genommen hatten: Alisa, die Abergläubische, hatte ihn aufgefangen.
       Daniel hatte es weitaus schwieriger: Wie die Tradition es befahl, musste seine Frau ein Bein auf einen Stuhl stellen und aufreizend langsam ihr Kleid höher und höher streifen – bis ihr Oberschenkel mit einem bunten Strumpfband zu erkennen war. Das musste Daniel unter den anfeuernden Rufen der Gästeschar mit dem Munde öffnen, um es anschließend den Junggesellen auf der anderen Saalseite zuzuwerfen. Ein junger Feuerwehrmann hatte es aufgefangen und so durfte er die junge Frau unter donnerndem Applaus zum ersten anschließenden Tanz auffordern, die den Brautstrauß gefangen hatte: eben Alisa!
       Es war ein langsamer Blues, sie kamen sich näher – und sie verliebten sich. Jetzt saßen sie Stefanie und Daniel gegenüber.

    „Wir werden nächstes Jahr heiraten", verriet Alisa.
       Stefanie lachte: „Du bist doch noch keine 30. Ich denke Zita hat dir die Karten gelegt? Du weißt doch, dass du noch warten musst?"
       „Ach, Stefanie! Inzwischen ist mir klar, dass Karten nicht mein Schicksal kennen – und es auch nicht beeinflussen dür fen. Und das ist auch schön so." Dabei griff sie nach der Hand ihres Verlobten.
       Aus dem Haus kam ein kleiner Junge gelaufen, dicht gefolgt von einem Hundewelpen. Das Kind lief zu einer prächtigen Hundehütte neben der Terrasse und kroch mit dem kleinen Tier hinein. Lustig blickten beide aus der Öffnung.
       „Alexander ist ganz verliebt in den Vierbeiner", berichtete ihr Stefanie.
       „Und was soll das Tierchen mal werden, wenn es groß ist?", wollte Alisa wissen.
       „Ein Mischling, ähnlich einem Berner Sennenhund. Er stammt vom Hof des Bauern in den Bergen, der uns geholfen hatte, als Daniels Cabrio plötzlich und völlig grundlos auf ebener Strecke streikte."
       Ihr Mann warf schmunzelnd ein: „Du willst sagen: Als du den Wagen aufgesetzt hattest - vor lauter Ungeduld."
       „Ich und ungeduldig?" Stefanie setzte eine Unschuldsmiene auf. „Immerhin führte uns die Panne indirekt zum Ziel. Manchmal sind Hindernisse im Leben wichtig. Alles hat seinen Sinn!"

       Ihr geerbtes Vermögen und die regelmäßigen Erlöse, die es abwarf, hatte Stefanie in eine Stiftung eingebracht, die zum einen notleidende Familienmitglieder auch im Alter absichern sollte.
       Der Großteil ihres Geldes jedoch kam fortan Müttern in Not und ihren unehelichen Kindern zugute. Stefanie unterstützte damit Waisenhäuser, aber auch Krankenhäuser oder Organisationen, die „Babyklappen" unterhielten: Vorrichtungen mit Wärmebettchen, in die verzweifelte Mütter ihre verheimlichten Babys ablegen und einen um wenige Minuten verzögerten Alarm auslösen konnten. Der garantierte ein schnelles, lebenswichtiges Auffinden des Kindes - und er ermöglichte der Mutter die Flucht, aber auch die Wahrung ihrer Anonymität. Stefanie wollte damit anderen Neugeborenen ein Schicksal wie ihr eigenes ersparen.
       „Das darf keine Aufforderung sein, sich von einem ungewollten Kind zu trennen", sagte sie zu Daniel. „Ich möchte jedoch dazu beitragen, dass kein Kind mehr ausgesetzt oder gar getötet wird, weil seine Mutter keinen Ausweg kennt."
       Mit
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