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Liebe bringt die höchsten Zinsen

Liebe bringt die höchsten Zinsen

Titel: Liebe bringt die höchsten Zinsen
Autoren: Egon F. Freiheit
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mich lieber auf die wichtigen Themen rund um die Bank konzentrieren.
       Mehr beiläufig und ohne ihre wahren Interessen zu offenbaren, hatte sie später ihren Vater gefragt: „Wann ist dieser Bertone wieder in der Bank? Triffst du dich mit ihm? Das ist ja alles viel interessanter, als ich dachte...."
       Ihr Vater kannte seine Tochter viel zu gut, um nicht zu erkennen, dass da mehr war als nur ein plötzliches Interesse an Euro und Konjunktur. „Sei vorsichtig, Italiener sind Herzensbrecher. Und außerdem ist er verheiratet."
       Stefanie war entsetzt und enttäuscht. Der Hinweis ihres Vaters traf sie wie ein Stich.

       Als ihr Vater zu einer Präsentation für das Luxusprojekt eingeladen worden war, zeigte sie plötzliches Interesse für das Bauvorhaben – und begleitete ihn und Rottmayer in eine Fünf-Sterne-Villa in Kitzbühel. Stefanie redete sich ein: Ich will mich über das Projekt informieren. Bertone steht für mich nicht mehr zur Diskussion.

       Ein ausgewählter Kreis von 20 Investmentbankern aus München war eingeladen, in einem exklusiven Rahmen mehr über das geplante Luxusresort zu erfahren. Und natürlich Anteile für sich und wohlhabende Kunden zu erwerben. Und, das Wichtigste: kräftige Gewinne damit einzufahren.

    Das Ambiente in Kitzbühel war so edel wie das Dinner, zu dem eigens ein Zwei-Sterne-Koch aus der Schweiz engagiert worden war: Seidentapeten an den Wänden, vergoldetes Besteck auf den cremefarbenen Tischdecken, kristallene Kronleuchter. Selbst die luxusverwöhnten Bankiers waren tief beeindruckt.
       Stefanie saß zwischen ihrem Vater und Bertone. Aber mehr als das feudale Luxus-Ambiente und die Speisen aus der Gourmet-Küche bewunderte sie den Gastgeber: Wie weltmännisch er auftrat, welch männliche Ausstrahlung von ihm ausging!
       Hingerissen schaute sie zu dem Mailänder empor, der selbstsicher seine Gäste begrüßte und ihnen versprach: „Auf Sie wartet im neuen EU-Staat Kroatien viel, viel Geld – un' occasione fantastica, eine phantastische Chance."
       Kellner in schwarzen Anzügen servierten Hummer und Kaviar und reichten dazu erlesene Weine.
       Der Gastgeber berichtete seiner erlauchten Gästeschar Einzelheiten des Projekts: „Das Kloster muss saniert werden, der Putz fehlt auf den Außenwänden und das Dach droht zu verfallen. Da die Franziskaner kein Geld haben, übernehme ich die Sanierung. Im Gegenzug darf ich das exklusive Erholungsresort mit Hilfe der EU anbauen."
       Im Saal war kein Laut zu vernehmen. Die Kellner hatten ihren Service für den Augenblick seiner Rede unterbrochen. Die Gäste lauschten andächtig und beeindruckt.
       „Touristen mit viel Geld können dann im Resort wohnen und im Kloster mit den Franziskanern über Gott und die Welt nachdenken. Oder mit den Mönchen beten. Das ist gut für die Seele; es hilft, zu sich selbst und zur inneren Balance zu finden. Es trägt dazu bei, eine echte spirituelle Erneuerung zu erreichen und dabei wirklich zu entspannen." Bertone war in seinem Element; er fuhr zufrieden fort: „Und uns hilft es, gestresste Manager zu finden, die dafür außerordentliche Preise zahlen."
       Er beugte sich zu Stefanie und ließ ihren Puls schneller schlagen: „Noch nie habe ich eine so schöne Signora in Bankkreisen gesehen. Danke, dass Signora mitgekommen ist."
       „Ich wollte Ihr Projekt an der Adria genauer kennenlernen", antwortete sie kühl. Aber innerlich war für sie klar: Das Projekt interessiert mich in Wirklichkeit nicht halb so stark wie sein Initiator.Das Menü hatte fünf Gänge, der Gastgeber eine Überraschung: Bevor das Dessert gereicht wurde, stellte der italie nische Bankier einen besonderen Gast vor. „Für mich ist es eine besondere Ehre, hier und heute den EU-Beauftragten für den Erhalt von Kultur und Natur in Südeuropa zu begrüßen, Dottore Emilio Montana aus Brüssel. Dottore Montana ist...", Bertone nahm eine Visitenkarte in die Hand und bemühte sich, die Funktion des Gesandten aus Brüssel korrekt abzulesen „...vereidigter Sachverständiger für die Zuteilung von Zuschüssen in Südeuropa."
       Beifall brandete auf.
       Der Gast aus Brüssel stand von seinem hochlehnigen, altenglischen Stuhl auf und verbeugte sich knapp. Bertone fuhr verschwörerisch fort: „Dr. Montana darf zwar nicht zu viel verraten. Aber vielleicht kann er in diesem Kreis doch eine Ausnahme machen, denn hier bleibt alles tutto segreto, alles ganz vertraulich."
       Die
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