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Love and Disaster

Love and Disaster

Titel: Love and Disaster
Autoren: Anna Graf
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Prolog
    Krakau, 31.12.1999
    Wieso Caro in der Milleniumnacht ausgerechnet in dieser Kneipe landete, konnte sie sich nie erklären. War es Zufall oder Schicksal? Sie wusste es nicht und letztlich war es auch egal.
Sie war aus der Pension, in der sie die letzten zwei Tage gewohnt hatte, geflohen und lief ziellos durch die hell beleuchtete Altstadt Krakaus. Um sie herum brodelte es. Unglaublich viele Menschen waren auf der Straße und feierten das kommende Jahrtausend.
Caro wurde zum Trinken eingeladen, wildfremde Leute umarmten sie und zogen sie mit sich. Mühsam schlängelte sie sich durch die Menge und lief in eine Seitenstraße. Ihr war nach allem, nur nicht nach Feiern. Leise weinend lehnte sie sich an eine Mauer. Was sollte sie nur tun, in die Pension würde sie auf keinen Fall zurückgehen.
Silvester in Krakau war ihr Weihnachtsgeschenk für Marco gewesen. Marco und sie hatten sich vor zwei Jahren am Silvesterabend kennengelernt und waren seither unzertrennlich. Caro wollte ihren gemeinsamen Jahrestag mit der Jahrtausendwende verbinden und weil Marco eine Zeit in Krakau studiert und ihr viel von dieser faszinierenden Stadt erzählt hatte, buchte sie ein Zimmer in einer kleinen Pension unweit des Stadtzentrums.
Um ihr Studium zu finanzieren, jobbte Caro in der Küche der Uniklinik, sie hatte Extraschichten eingelegt, um die Reise bezahlen zu können. Ihre Vorfreude erhielt einen ersten Dämpfer, als Marco meinte, Silvester ganz allein zu feiern, wäre doch langweilig. Und ehe sie es sich versah, war aus ihrer romantischen Reise zu zweit ein Kurzurlaub mit Marcos bestem Freund Björn, dessen Freundin Hanna und Hannas Schwester Daniela geworden.
Daniela war der fleischgewordene Männertraum in blond und nervte von der ersten Sekunde an. Marco hatte es ihr angetan, sie wich ihm nicht von der Seite und Marco schien durchaus geschmeichelt von ihrer Aufmerksamkeit zu sein. Sie waren noch nicht ganz in Krakau angekommen, als sich Caro bereits als fünftes Rad am Wagen fühlte.
Marco wiegelte natürlich ab und Caro beschloss, sich ihren Urlaub nicht verderben zu lassen.
    Den Silvestertag verbrachten sie gemeinsam in der Stadt, sie besichtigten den Wawel, die Marienkirche und bewunderten die Altstadt.
Als Marco und Björn am späten Nachmittag beschlossen, die Silvesterfeier einzuläuten und eine Kneipentour zum Warmwerden vorschlugen, klinkte sich Caro aus. Sie war pflastermüde und wollte vor dem großen Ereignis am Abend lieber noch ein wenig ausruhen.
Als sie zwei Stunden später erfrischt und wach aus ihrem Zimmer kam, war sie allerdings nicht darauf gefasst, Marco mit heruntergelassenen Hosen unter der Treppe der Pension vorzufinden. Daniela kniete vor ihm und bediente ihn nach allen Regeln der Kunst. Marko hatte den Kopf an die Wand gelehnt und die Augen geschlossen und so sah er nicht, dass Caro wie angewurzelt dastand und ihnen zusah. Er keuchte, seine Hände wühlten in Danielas Haaren. Daniela blickte kurz auf, sah Caro und besaß tatsächlich die Frechheit, ihr zuzuzwinkern und den Daumen zu heben. Caro hatte genug gesehen und ergriff die Flucht. Hals über Kopf griff sie sich Jacke und Handtasche und rannte auf die Straße hinaus.
    Jetzt stand sie hier allein in der fremden Stadt und wusste nicht, wo sie die Nacht verbringen sollte. Es war eiskalt und sie fror. Verzagt lief sie weiter und stand plötzlich vor den hell erleuchteten Fenstern einer Eckkneipe. Kurzentschlossen nahm sie allen Mut zusammen und ging hinein, um etwas zu trinken und sich aufzuwärmen.
In der Kneipe schien sich alles versammelt zu haben, was an diesem Abend keine Heimat hatte. Die Luft war zum Schneiden dick. Männer mit zerfurchten Gesichtern und abgetragenen Jacken saßen an fleckigen Tischen, rauchten und tranken. Einige von ihnen sahen wie Obdachlose aus. Der Raum roch nach Zigarettenqualm, ungewaschener Kleidung, Knoblauch und Schweiß.
Als Caro hereinkam, verstummten die Gespräche schlagartig, die Männer verdrehten neugierig die Hälse und nahmen sie in Augenschein.
Caro drehte sich auf dem Absatz um und wollte schnell wieder hinausgehen, als einer der Männer sie am Arm fasste und auf einen freien Stuhl zeigte. In schnellem Polnisch redete er auf sie ein, doch sie verstand natürlich kein Wort. Sie schüttelte den Kopf, murmelte ein leises „Entschuldigung“ und versuchte, ihren Arm freizubekommen. Der Mann packte jetzt fester zu, zog sie auf den Stuhl und schob ihr ein Glas zu. Dabei hörte er nicht auf, auf sie
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