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Liebe auf den ersten Klick

Liebe auf den ersten Klick

Titel: Liebe auf den ersten Klick
Autoren: Emma Garcia
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Privatsphäre zu respektieren. Offenbar will er tatsächlich nicht gefunden werden.«
    Stuart hebt den Kopf. Ich sehe den Triumph in seinen Augen funkeln. Er nickt weise.
    »Tja, tut mir leid für all die Freunde der ›Wo ist Max?‹-Gruppe. Ich höre auf, also bitte tut ihr da draußen das auch«, ende ich. Ein gedämpftes Kratzen dringt durchs Mikrofon, als ich den Kopfhörer abnehme. Dann ziehe ich das T-Shirt aus, falte es sorgfältig zusammen und lege es in meine Tasche. Ich sitze im Top da, während Stuart irgendwelche Knöpfe drückt.
    »Tja, liebe Hörer, da geht sie hin! Das war die überaus reizende und vielleicht etwas wirre Vivienne Summers, die die Suche nach Max Kelly hiermit abblasen möchte. Und in gewisser Weise glaube ich sogar, dass es die richtige Entscheidung ist, denn man kann die Liebe nicht erzwingen. You can’t hurry love , wie wir alle wissen. Und ihr, liebe Hörer, habt es als Erste erfahren. Live auf Radio Romance.« Er spielt einen Jingle, der nahtlos in Adeles »Someone Like You« übergeht, zieht sich den Kopfhörer vom Kopf und massiert sich den Nasenrücken. Er wirkt ein wenig erschöpft und mutlos. Ruby kommt herein, um mich aus dem Studio zu begleiten. Ich werfe Stuart einen letzten Blick über die Schulter zu. Er sitzt mit geschlossenen Augen auf seinem Stuhl.
    »Ist alles in Ordnung mit ihm?«, frage ich.
    »Ja, ja, alles bestens. Er bereitet sich nur auf den nächsten Sendeabschnitt vor.«
    »Tut mir wirklich leid. Ich glaube, er hatte sich das etwas anders vorgestellt.« Ruby lächelt nur. »Und danke für die Einladung«, füge ich artig hinzu wie ein Kind am Ende einer Geburtstagsfeier.
    »Ach, schon gut.« Sie bringt mich zur Tür.
    Ich stolpere das schäbige Treppenhaus hinunter und hinaus auf den Gehsteig, wo ich einen Moment lang wie benommen stehen bleibe. Dann wende ich mich um und setze mich in Bewegung. Je länger ich über meinen Entschluss nachdenke, umso klarer wird mir, dass er richtig war. Mit jedem Schritt spüre ich, wie sich eine tiefe Ruhe in mir ausbreitet und ich mit einem Mal wieder klar denken kann.
    Zu Hause lege ich mich in die heiße Wanne, bis meine Finger schrumpelig werden. Menschen können sich ändern. Ich werde mich ändern. Ab sofort werde ich ernst und ruhig sein, einer der Menschen, wie ich sie immer bewundert habe. Schluss mit sinnlosen Verfolgungsjagden. Schluss mit den Hirngespinsten. Schluss mit den wilden Partys. Ich werde noch nicht mal mehr Gedichte lesen. Hallo? Gedichte! Was soll das alles?
    Als das Wasser zu kalt wird, steige ich heraus und schlüpfe in meinen bodenlangen flauschigen Bademantel. Der einzige, den ich besitze, seit Dave meinen Seidenkimono zu Fetzen verarbeitet hat. Aber ich brauche sowieso keinen sexy Morgenrock mehr, oder? Ich gehe ins Wohnzimmer, schalte den Laptop ein und beginne zu tippen.

33
BLOG FÜR MAX, NR. 6 – DAS WAR’S
O Gott, mein Radiointerview heute war die reinste Katastrophe. Am Anfang lief es ganz gut und hat sogar Spaß gemacht, aber dann kam dieser Stuart Hill mit Fragen à la »Wie kommst du auf die Idee, dass Max überhaupt gefunden werden will?« an. Und ich dachte: »Na ja, ist doch logisch. Wir lieben uns doch.« Aber in Wahrheit habe ich keine Ahnung mehr, wie du empfindest. Ich dachte, ich kann dich breitschlagen, mir zu verzeihen, aber was, wenn ich dich einfach zu tief verletzt habe? Wenn du nie wieder mit mir reden willst? Allein der Gedanke ist unerträglich. Es bringt mich beinahe um, aber vielleicht muss ich mich ja der Tatsache stellen, dass du längst hier wärst, wenn du gefunden werden wolltest.
    Max, eines noch zum Schluss:
Ich will mich bei dir entschuldigen und dir noch einmal sagen, dass an dem Tag, als du mich mit Rob gesehen hast, ein falscher Eindruck entstanden ist. Ich will dir sagen, dass ich eine dämliche Kuh bin. Und ich will dir sagen, dass dies mein letzter Blogeintrag ist.
    Ich werde niemals die Hoffnung aufgeben und immer nach dir Ausschau halten. Ich werde dich immer lieben, aber jetzt blase ich diese verrückte Jagd auf dich ab. Die Kampagne ist beendet, und solltest du mich noch wollen … na ja, dann weißt du ja, wo du mich findest.
    Viv x
    Ich starre auf den blinkenden Cursor, bis er vor meinen Augen verschwimmt. Aber es ist der richtige Schritt, das weiß ich ganz genau. Es ist höchste Zeit, mich wieder um meinen eigenen Kram zu kümmern und nicht länger etwas nachzujagen, was ich nicht haben kann. Ich werde ganz ruhig sein, im Reinen mit mir selbst.
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