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Licht über den Klippen

Licht über den Klippen

Titel: Licht über den Klippen
Autoren: Susanna Kearsley
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Mark hin.
    Er deutete mit der Gabel auf den Ordner. »Steht da die ganze
Geschichte von Trelowarth drin oder was?«
    Susan reichte mir meinen Teller und setzte sich mit dem ihren zu
uns. »Natürlich.«
    »Gut. Dann kannst du Eva erklären, dass es hier keine Geister gibt.«
    »Ich habe nie behauptet …«, begann ich entrüstet.
    »Wieso sollte sie das glauben?«, fragte Susan.
    »Sie hat oben Männerstimmen gehört.«
    »Schön wär’s«, meinte Susan.
    Mark lachte. »Was? Wenn Männer hier im Haus wären?«
    »Nein, Dummkopf. Wenn wir einen Geist hätten. Das würde die
Touristen bestimmt herlocken.«
    Das hänge vom Geist ab, meinte Mark.
    Susan erkundigte sich, was die Stimmen gesagt hätten, und ich zuckte
mit den Schultern.
    »Das hab ich nicht verstanden.«
    »Vielleicht sind sie gekommen, um uns zu warnen«, mutmaßte Mark und
fuhr mit geisterhafter Stimme fort: »Eröffnet keine Teestube in Trelowarth.«
    »Siehst du?«, fragte Susan und schaute mich hilfesuchend an. »Siehst
du, womit ich mich tagtäglich herumschlagen muss?«
    »Trotzdem magst du mich.« Ihr Bruder bedachte sie mit einem Lächeln.
    »Ja, sei froh. Das ist der einzige Grund, warum ich dich nicht im
hinteren Garten neben deinen Rosen in den Boden ramme.«
    Mark wandte sich mir zu. »Was hast du heute vor?«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich sollte ich erledigen, weswegen ich
hergekommen bin.«
    Sofort wurde die Stimmung ernst. Mark senkte den Blick und aß
schweigend weiter, bis er schließlich sagte: »Weißt du schon, wo?«
    »Ich dachte … oben beim Leuchtfeuer. Sie wollte an einem Ort sein,
an dem sie glücklich war.«
    Mark nickte. »Dann ist das eine gute Stelle. Soll ich dich
begleiten?«
    »Möchtest du das denn?«
    Er schob seinen halbleeren Teller weg. »Ja.«
    Ich blickte hinaus. »Wir sollten warten, bis die Sonne rauskommt.«
    »Gut.« Er stellte auch die Kaffeetasse zur Seite und stand auf. »Sag
einfach, wenn du so weit bist.«

VIER

    M ark hat sie wirklich
geliebt, nicht?«, fragte Susan, die an der Spüle Wasser übers
Frühstücksgeschirr laufen ließ. »Er ist in den Jahren danach nicht vor Kummer
vergangen und hatte seitdem auch mehrere ernsthafte Beziehungen, aber deine
Schwester war, glaube ich, etwas Besonderes für ihn.«
    »Sie war seine erste Liebe; das hat er ihr damals jedenfalls gesagt.
Und bei ihr war’s genauso. Die erste Liebe vergisst man nicht.«
    »Wahrscheinlich nicht.« Susan runzelte die Stirn. »Ich kann mich
beim besten Willen nicht an die beiden als Paar erinnern; ich war ja erst
sieben und habe mehr Zeit mit dir verbracht. Katrina und Mark sind mir immer um
so viel älter erschienen.« Sie ließ Wasser einlaufen und gab Spülmittel dazu.
Als ich aufstand, um ihr zu helfen, bedeutete sie mir mit einer Geste, mich
wieder zu setzen. »Bleib sitzen. Du bist Gast hier.«
    »Trotzdem kann ich dir helfen.«
    »Nein, danke.« Sie begann, das Besteck zu spülen. »Und wer war deine erste Liebe?«, fragte sie
mich.
    Ich lächelte. »Ein Mitschüler in Vancouver. Eishockeyspieler.
Seinetwegen habe ich Wochenende um Wochenende in lausig kalten Eisstadien verbracht.«
Leider klang das nicht so romantisch wie bei Mark und Katrina. »Und deine?«
    »Ich warte noch darauf. Mark meint, ich bin zu anspruchsvoll. Ich
wünsche mir das, was Dad und Claire hatten.«
    »Da wirst du lange warten.« Nicht einmal meine Eltern hatten das,
was Onkel George und Claire verbunden hatte. Die Halletts, echte Seelenverwandte,
hatten zu den wenigen Paaren gehört, die in der Lage waren, sich ihre eigene
kleine Welt zu schaffen.
    Susan trocknete eine Tasse ab. »Ich weiß. Meiner Meinung nach lohnt
sich das Warten aber. Und in der Zwischenzeit gönne ich mir das eine oder andere
Abenteuer.«
    Sie war die geborene Abenteurerin. Obwohl von uns vieren die jüngste
und kleinste, hatte sie gern Grenzen ausgelotet und sich dabei oft aufgeschlagene
Knie und Pflaster eingehandelt. Diese Abenteuerlust schien ihr nach wie vor
eigen zu sein.
    Daher fragte ich mich, weshalb sie hierher zurückgekommen war, in
diese ruhige Ecke des Landes, nach Trelowarth.
    »Mark sagt, du hättest eine Weile in der Nähe von Bristol gewohnt.«
    Sie sah mich an. »Ach.« Offenbar handelte es sich um ein heikles
Thema. »Ja, ich hatte dort ein Catering-Unternehmen.«
    »Dann müsste deine Teestube doch ein Erfolg werden.«
    »Das hoffe ich. Mark würde nie ein Wort darüber verlieren, aber ich
weiß, dass es in den letzten Jahren nicht leicht gewesen ist, seit
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