Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Licht über den Klippen

Licht über den Klippen

Titel: Licht über den Klippen
Autoren: Susanna Kearsley
Vom Netzwerk:
Dads
Investitionen …« Sie wandte den Blick ab.
    »Susan.«
    »Ja?«
    »Trelowarth steckt in finanziellen Schwierigkeiten? Wie schlimm ist
es?«, hakte ich nach.
    »Schlimm genug. Bitte sag Mark nicht, dass ich dir das verraten
habe, sonst rammt er mich in
den Boden neben die Rosen.«
    Ein Anwesen dieser Größe zu unterhalten, kostete vermutlich ziemlich
viel Geld. Abgesehen vom Haus gab es die Gärten und die Felder, auf denen die Rosen
wuchsen. Und jetzt, ohne Onkel George, musste Mark zur Unterstützung jemanden
einstellen. In den Wintermonaten war am meisten zu tun. Die bestellten Rosen
mussten ausgegraben und verschickt werden. Die übrigen wurden eingetopft und an
die Gartenzentren ausgeliefert, die Trelowarth-Rosen verkauften. Doch auch im
Sommer beanspruchte das Tagesgeschäft viel Zeit. Sich um Trelowarth zu kümmern,
war harte Arbeit.
    »Deswegen bin ich zurückgekommen«, gestand Susan. »Um auszuhelfen,
wenn Not am Mann ist.«
    »Daher die Idee mit der Teestube.«
    »Genau. Mein Dad hat immer von einer Teestube geträumt. Ich dachte,
wenn wir die einrichten und die Gärten für Touristen öffnen, bringt das ein bisschen
Geld und zusätzlich Werbung für unsere Produkte.« Sie schmunzelte. »Ich hab
mich in letzter Zeit viel mit Marketing beschäftigt, merkt man das?«
    »Prima Entscheidung.« Mein Blick fiel auf den Ordner auf dem Tisch.
»Darf ich mir deine Pläne mal anschauen?«
    »Klar. Aber …«
    »… ich soll Mark nichts davon erzählen, ich weiß.« Ich griff nach
dem Ordner. »Warum ist er gegen die Teestube?«
    Susan stellte die letzte Tasse auf das Trockenbrett und ließ das
Wasser aus der Spüle. »Richtig dagegen ist er eigentlich gar nicht. Er wehrt
sich nur, weil das nicht in seine Vorstellung davon passt, wie Trelowarth
aussehen sollte. Mark ist Purist wie mein Großvater. Veränderungen reizen ihn
nicht.« Sie lachte. »Wenn du mich fragst: Ich glaube, er möchte einfach unsere
Rosen nicht mit wildfremden Menschen teilen.«
    Während ich meinen Kaffee austrank, blätterte ich ihre Notizen
durch. »Die Teestube soll also da drüben hinkommen«, stellte ich fest und
deutete aus dem Fenster, vorbei an der ebenen Rasenfläche, die einmal der Hof
vor dem Stall gewesen war.
    »Genau, in Dads altes Gewächshaus. Das wird nicht mehr genutzt, hat
aber noch sämtliche Wasseranschlüsse, und das Glas ist auch in Ordnung. Es
dürfte nicht schwierig sein, es umzubauen.« Sie trat zu mir, um mit mir die
Pläne zu begutachten. »Claire sagt, ihre Großeltern hätten sich in einer
Teestube kennengelernt. Das klingt sehr romantisch. Ich muss sie fragen, ob sie
sich an den Namen erinnert. Wir könnten unsere genauso nennen, dem Projekt so
eine Geschichte geben.«
    Das hätte meiner Mutter gefallen. Bestimmt hätte sie sofort
begonnen, die Einzelheiten von Trelowarths Vergangenheit zu recherchieren.
    Als ich Susan von diesem Gedanken erzählte, meinte sie nur: »Sie
hätte nichts Aufregendes finden können. Meine Familie ist todlangweilig und
wohnt seit mindestens zweihundert Jahren hier. Aber ich gebe die Hoffnung nicht
auf, dass ich irgendwann mal über einen berüchtigten Schmuggler oder Piraten
stolpere, der die Touristen herlockt.«
    »Eine berühmte Persönlichkeit wäre auch nicht schlecht. Immerhin hat
ein Filmstar als Kind die Sommerferien in Trelowarth verbracht«, erinnerte ich
sie.
    »Nein«, sagte sie sofort. »Katrinas Namen zu Werbezwecken
auszunutzen, wäre nicht richtig. Mark würde das nie zulassen. Du kennst doch meinen
Bruder.«
    Ja, allerdings. Die Jahre veränderten vielleicht unser Äußeres, aber
im Innern blieben wir dieselben; wir behielten unsere Gewohnheiten bei. Als ich
mit der Asche meiner Schwester in den Garten ging, wusste ich, wo ich nach ihm
suchen musste, denn er begann morgens immer auf der obersten Terrasse und
arbeitete sich von dort aus nach unten vor.
    Ich fand ihn im Ruhigen Garten, wo er mit alter Jeansjacke,
dreckverschmierten Stiefeln und windzerzaustem Haar Unkraut jätete. Er hielt
inne, als ich durch die alte Holztür in der hohen Steinmauer trat, die die
empfindlichen Pflanzen vor der salzigen Gischt des Meeres schützte. Als Mark
sah, was ich dabei hatte, fragte er: »Bereit?«
    »Wenn du es bist.«
    Er zog seine Arbeitshandschuhe aus, stellte sein Werkzeug in den
kleinen Schuppen in der Ecke und schlang einen kleinen abgegriffenen Rucksack
über die Schulter, bevor er mich aus dem Garten hinausführte.
    Der Weg zum Leuchtfeuer gehörte zu den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher