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Level X

Level X

Titel: Level X
Autoren: David Ambrose
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sie es sowieso getan hätten – außer, dass »getan hätten« die Sache natürlich nicht richtig beschreibt. Aber das liegt an einer S p rache, die w eder dazu g eschaffen wurde noch dazu in d e r Lage i s t, d i e Rea l ität, von der ich spreche, in Worte zu fassen.
    Verdam m t , Em m a, ich weiß, dass sich all das in den Ohren einer Psychiaterin wie das Gewäsch eines Geisteskranken anhören m uss. Aber du bist anders. Deshalb will ich dir alles erzählen. ( W enn ich es nur könnte! Übrigens, Emma, sind wir in einem Universum verheiratet. In einem anderen ein Liebespaar. Es gibt auch eins, in dem wir … aber nei n , das sollte »ihr« kleines Gehei m nis bleiben.)
    Es gibt noch etwas, das ich dir s a gen will. I c h habe inzwischen gel e rnt, m i ch in der Z e it vor- u n d zurückzubewegen – in beide Richtungen noch nicht so weit, wie ich es gerne m öchte, aber ich werde immer besser. Ich glaube, wenn ich es wollte, k önnte ich Wochen, M onate oder gar Jahre in einem meiner anderen Leben verbringen und dann in m ein He i m atuniversum zurückkehren, ohne d a ss dort auch nur eine Sekunde verstrichen ist. W enn i ch das durchhielte, wäre es eine Form von Unsterblichkeit. F a st. Aber ich bin m i r nicht sicher, ob ich das will. Wenn s i e allein g ela s s e n werden, werden alle Versionen m einer s e lbst ih r em natü r lichen Ende zustreben. Vielleicht belasse ich es dabei.
    W i e auch immer, im A ugenbli c k genieße ich das Reisen. Einige der kleinen Unterschi e de zwischen benachbarten Universen können interessant sein. Sie können nach einer W eile aber auch ausge s prochen la n gweilig we r den. Es i s t ein bisschen wie eine endlose S pielrunde bei Trivial Pursuit. Du weißt s chon – wer hat die Rolle von Vivien Leigh in dieser anderen Version von »Vom W i nde verweht« gespielt? Oder wer war a n stelle J i mmy Cart e rs Präsident? Wen k ü mmert das schon? Und glaub m i r, es m acht letzt e ndlich k e in e n großen Untersc h ied.
    Aber einige der weiter ent f ernten Universen … Mann o Mann, die sind wirklich außergewöhnlich!
    Ich glaube, ich habe ein Stück vom H i m m el gesehen. Ich bin m i r sicher, dass ich den Pesthauch der Hölle geat m et habe.
    Es gibt sie beide.
    So etwas wie Zeit gibt es nicht.
    Alle Dinge sind tatsächlich in ein e m Sandkorn enthalten. Viele glauben daran.
    Ich weiß es. Ich habe all diese Dinge gesehen, und ich habe sie berührt.
    Dennoch kehre ich immer wieder zu Anne und Charlie zurück.
    Und sie m e r ken nie, dass ich fort gewesen bin.
     
    Anne wird bald das Baby bekommen. Ich bin ganz au f geregt. N atü r lich ist m i r bewusst, dass er (wir wis s en, dass es ein Junge wird) nicht ganz m ein Sohn ist. Genetisch schon. Aber er ist der Sohn jenes Mannes, den Anne geheiratet hat, und ich bin – in gewisser W eise – je m and anderer.
    Aber ich darf m i ch nicht all z u sehr in solche Grübeleien vertiefen. Wenn ich spüre, d a ss m i ch er n eut d i eses depri m ierende Gefühl inn e rer Selbste n tfremdung zu packen droht, gehe ich einfach wieder auf Reisen.
    Im Großen und Ganzen beschränke ich m i ch inzwischen auf einen relativ kleinen K r eis anderer Universen und m einer Selbsts. Es sind alles Versionen desse n , was ich m ein »essenzielles Ich« nenne. Ve rm utlich ha b e ich s i e in gewissem Sinne erst selbst geschaffen. Sie alle zweigen von verschiedenen Aspekten jenes »Ichs« ab, m it d e m du da m als zuerst zu tun hattest. A l so sind sie alle in gewissem S i nn von ihren W elten ent f re m det, so wie ich es von m einer bin – was sehr tröstlich ist.
    W i r sind w i e Freunde, die ohne anzuklopfen in das Haus des anderen hereingeschneit kom m en. Unse r e Leben ähneln sich so sehr, dass wir uns einen Spaß daraus m achen, die winzigsten Unterschiede herauszufinden. Letzten Dienstag zum Beispiel hat einer von uns beim Frühstück niesen m üssen, sonst aber nie m and. D a s war der einzige Unterschied, den wir finden konnten.
    Stell dir das ein m al vor: Ein ganzes Universum hängt an einem einzigen Nieser!
    Manch m al, Em m a, sind es nur Gedanken wie diese, die m i ch bei Verstand bleiben lassen.
     
    Jetzt bin ich m üde, Emma. L e tztendlich habe ich dich doch noch erreicht, aber es war nic h t einfach.
    Bleibt nur noch die Frage, wie ich dich davon überzeugen kann, m i r zu glauben.
    Ich glaube, ich weiß, wie.
    Streck deine Hand aus, Em m a , und berühre m i ch. Streck deine Hand aus, und berühre m ein Gesicht!
    Jet z t
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