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Level X

Level X

Titel: Level X
Autoren: David Ambrose
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einem Toten gesprochen!
    Aber das war unmöglich! Ich hatte doch die Tonbandaufzeichnung. Ich konnte beweisen, was geschehen war. Die anderen würden es m it eigenen Ohren hören können.
    Ich spulte das Band zurück. Und lauschte.
    Die W orte waren exa k t dieselben, die ich gehört hatte, jene, die du gelesen hast. »Em m a, das hier ist nur für dich bestim m t . Es ist nur recht und billig, dass du er f ährst, was geschehen ist …« und so weiter.
    Der einzige Unterschied war die Stim m e.
    Es war meine Stimme.
    Natürlich wollte ich es nic h t glauben, und zuerst tat ich es auch nicht. Ich spulte vor und zurück, überflog die Aufnah m e von Anfang bis Ende und wieder zurück, überzeugt davon, seine Stim m e irgendwo zu finden, wenn ich nur intensiv genug suchte.
    Aber am Ende blieb m i r nichts anderes übrig, als der Wahrheit ins Auge zu blicken. Ich hatte h a ll u zini e rt. I ch hatte s eine Stim m e in m ei n e m Kopf gehört – aber die Stim m e, die seine W orte sprach, war die m eine.
    Ich kä m p fte verbissen gegen die Panik an. Ich spürte, wie ich den Boden unter den Füßen zu verlieren begann, wie m i r der Sinn für die Realität abhanden zu kommen drohte.
    Nur ein m al angenom m e n, sagte ich m i r, rein theoretisch: Was wäre, wenn all die Theorien über Parallelwelten wahr wären, wenn er wirklich geler n t hätte, zwischen ihnen hin und her zu springen? Dies vorausgesetzt, wäre die Annah m e, dass er, ähnlich wie bei Richard, in m einen Kopf gelangt sein könnte, tatsächlich nicht so abwegig.
    Aber selb s t wenn m an diese Mö g lichk e it in Betrac h t zog, was hätte er da m it bezwecken wollen?
    Ja, natürlic h , viell e icht wollte er ein f ach nur beweise n , dass es m ö glich war. Aber w a r u m war er s o vers e ssen darauf, es ausgerec h net m i r zu bewei s en? Aus Dankbarkeit, wie er gesagt hatte? »So viel zu m i ndest
    schulde ich dir«? Viell e icht.
    Oder konnte er einfach den Gedanken nicht ertragen, dass ich ihm m öglicherweise keinen Glauben schenkte? Es war ihm bewusst, dass ein Teil von m i r alles, was er sagte, rational zu interpretieren versuc h t e u nd seine T h eorien als Wahnvorstellungen abtat, während der andere Teil von m i r seltsa m erweise versucht war, ihm zu glauben.
    Nun, er hatte Recht. Ich hat t e vom ersten Augenblick an das Gefühl, dass etwas beunruhigend Glaubhaftes, Überzeugendes von ihm ausging: Mir sind Fälle von »Logorrhea fantastica« bekannt, die selbst den sensibelsten Fach m ann auch nur beim flüchtigen Zuhören überzeu g t hätten, d i e ich aber a u f der Stelle als das entl a rvt h ä tte, was sie w aren.
    H a m ilton war anders. F rag m i ch nicht, wieso. Es war einfach so. Es kom m t m i r fast so vor, als hätte ein Wettka m pf zwischen uns stattgefunden. Er hätte gewonnen, sobald er m i ch davon überzeugt hätte, dass er die W ahrheit sprach und nicht einfach nur den Verstand verloren hatte. Und ich hätte gewonnen, wenn ich am Ende noch immer davon überz e ugt gewesen wäre, dass er geisteskrank sei.
     
    W i e also sollte e r m i ch überzeuge n ? W enn er irgendje m and anderen zu m i r geschickt hätte, m it einer Botschaft von ihm i m Kopf, hätte ich auch diesen nur als geisteskrank abgetan. Ich hätte fast jede Methode, m it der er Kontakt zu m i r herzust e llen versucht hätte, rational erklären und da m it beiseite w i schen können. Außer dieser einen.
    Diese eine Methode konnte ich nicht so leicht abtun. Er spekulierte darauf, dass m i r m eine geistige Gesundheit das Allerwic h ti g ste war. I mm erhin bin ich Psychiaterin. Ich befasse m i ch m it dem Verstand anderer Leute und bilde m i r Urteile über s i e. W as w ü rde geschehen, wenn m ein eigener Verstand auf d em Prüfstand stan d ? Sicherlich würde ich in m einer Selbstdiagnose zu dem Schluss kom m en, d a ss ich vollkom m en ge s und bin; und da m it, so wird er sich überlegt haben, würde ich ihm au t o m atisch Glauben schenken m üs s en.
    Tue ich das?
    Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt noch etwas sic h er weiß.
    Zum ersten Mal in m einem Leben tappe ich wir k lich im Dunkeln.
     
    E m m a
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