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Level X

Level X

Titel: Level X
Autoren: David Ambrose
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es, Verträge auszuarbeiten, die sehr genau und dennoch offen genug waren, dass die Unabhängigkeit liebenden und exzentrisc h en Charaktere, m it denen wir es oft zu tun hatten, sich dabei noch wohl fühlten. Er konnte Finanzierungspläne für Darlehen, Hypotheken und Altersvorsorge aufeinander abstimmen, ohne dabei je den Überblick zu verlieren. Außerdem hatte er ein großes New Yorker Anwaltsbüro erfolgreich in die Knie gezwungen, das uns irgendein Konzern m it einem falschen Urheberrec h tsanspr u ch auf den Hals gehetzt hatte, um uns vom Markt zu verdrängen.
    Harold trat eben aus dem Gebäude, als ich m einen liebevoll restaurierten ’67 e r-Mustang a m St r aßenrand parkte. W i e erwartet, spielte ein hä m i sches Lächeln um seine Lippen, und seine A ugen blickten spöttisch.
    » W ie geht’s dir? Ich will sicher sein, dass du dich gut fühlst. Fühlst du dich gut ? «
    »Mach die T ür zu, Harold.«
    »Ich m eine, nur w e il d ein e rster, wage m utig e r Sch r itt des Tages in der Scheiße landete …«
    »Ja, ja.«
    »… heißt das nicht, dass es der nächste auch tun muss.« Ich fädelte m i ch wieder in den Verkehr ein. »Es war nur Ko m post. Du bist genau s o schlimm wie Charlie . «
    Harold sog de m onstrativ schnuppernd Luft in die Nase.
    »Dennoch: Es wäre wahrscheinlich keine schlechte Idee gewesen, wenn du noch m al unter die Dusche gegangen wärst … War nur Spaß, entspann dich! W i r werden heute Morgen alles erreichen, was wir uns vorgenommen haben, das schwöre ich dir.« E r fing an zu lachen. »Junge, das hätte ich gerne gefil m t.«
    Ich entschied, ihm lieber nichts von m ein e m Beinahe- Zusammenstoß m it dem Lastwagen zu erzählen.
    »Und überhaupt, war u m stehst du m itten in d er Na ch t auf und m i xt dir einen Seelentröster? Heiße Schokolade … m ein Gott!«
    Für den Bruchteil einer S e kunde fragte ich m i ch, ob Anne ihm auch erzä h lt hatte, warum ich nicht m ehr dazu gekommen war, die Schokolade zu trinken. Dann lächelte ich. Und was, wenn sie es get a n hätte? Inzwisc h en war er ebenso ihr Freund wie der m eine. Ich war froh, dass die beiden sich so gut verstanden.
    Die Tatsache, dass Harold unverheiratet geblieben war, hatte in An n e ein m al für kurze Zeit d en Verdac h t geweckt, dass er schwul wäre. Aber ich konnte m i r nicht vorstellen, dass ich das nicht be m e rkt hätte. A ußerdem m a ngelte es ihm nicht an Freundinnen, von denen m anche ausgesprochen hübsch waren, andere ausgesprochen gebildet und viele davon beide s . Harold wir k te in sei n er angeneh m en, zurückhaltenden Art sehr anziehend auf Frauen. Er wusste ganz genau, wer und was er war, spielte sich nie als Macho auf und schien nie m ehr von einer F rau zu verlangen, als sie zu geb e n bereit war. Außerdem war er erst in m e inem Alter: vierunddreißig. Also hatte er noch Zeit genug.
    »… vor allem, wenn Chuck Morgan da m it anf ä ngt, laut zu denken, wie das so seine Art ist«, hörte ich Harold plötzlich sagen. »Lass dich davon nicht ablenken. Einfach ignorieren und bei dem bleiben, was wir besprochen haben.«
    »Tut m i r Leid«, erwiderte i c h, »ich war gerade m it den Gedanken woanders.«
    Er sah m i ch an. » W as hast du nicht m itbekommen ? «
    »Alles bis zu Chuck Morgan, der laut zu denken anfängt.«
    Harold verdrehte die A ugen. »Vergiss es! W as bis jetzt nicht in deinem Schädel i s t … nun, darauf m ü ssen wir wohl verzichten. Am besten, du nickst nur und lächelst und überlässt m i r das Reden.« Er hatte m i ch angesehen, während er sprach, und plötzlich wurde m i r unangenehm bewusst, dass seine Augen noch immer auf mir ruhten. Verlegen w i ch ich seinem Blick aus und verspürte aus unerfindlichen Gründen so etw a s w i e Schuldgefühle. Als Harold weitersprach, lag ein Anf l ug von B e sorgnis in seiner S ti mm e: »Bist du in Ordnung ? «
    »Mir geht’s gut.«
    »Und du b i st dir sicher, dass du nicht auf dem Kopf gelandet bist … ? «
     
    Bob Crossfield war ein freundlicher Mann m i t silbergrauem Haar und einem m assigen, for m losen Körper, d e m ein sorg f ältig g e schneid e rt e r Anzug Konturen verlieh. Er kam uns m it ausgestreckten Händen entgegen, als wir in sein Büro geführt wurden. W i r nah m en in beque m en Sesseln Platz, und eine Sekretärin brachte uns Kaffee auf einem silbernen Tabl e tt. Har o ld warf m i r einen selbst gef älligen Bli c k zu. Er wusste, ei n e solche Begrüßung durch den Präsidenten der Bank
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