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Level X

Level X

Titel: Level X
Autoren: David Ambrose
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des Gutacht e ns ausgeteilt w orden, das die Bank über »Ha m ilton Publications Inc.« hatte erstellen lassen: ein sch m ales, präzise f ormuli e rtes Do s sier voll e r Begriffe wie W achstu m skurve, Gewinnprognose und all dem anderen, m it Fachjargon durchsetzten Kauderwelsch, m it d e m Experten so gerne zu kaschieren versuchen, dass auch sie mit nichts and e rem als reinen Mut m aßungen aufzuwarten haben. Crossfield sprach ein paar einführende Worte, und ich hielt m eine kleine vorbereitete Rede, wie froh ich sei, m it allen Anwesenden an einem Tisch zu sitzen, bevor ich dann das W ort an Harold weitergab, der die ganzen Einzelheiten erlä u tern s ollte. Ich s e tzte m i ch hin und begann, gedankenlos auf m einem Notizblock zu kritzeln.
    Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass ich die Punkte, die Harold darlegte, bis ins kleinste Detail kannte und sein V ortrag daher nichts Neues für m i ch enthielt. Dennoch erinnere ich m i ch, dass ich nach einer W eile überrascht feststellte, wie wenig Beachtung ich seinen Worten sc h enkte. Als ich ein m al aufblickte, meinte ic h , einen seltsa m en Ausdruck in Bob Crossfields Augen festzustellen. Auch Chuck Morgan sah in m eine Richtung. Er war nur ein paar Jahre ä lter als ich, aber schon fast vollständig kahl, und hatte den drahtigen Körperbau eines Tennisspielers. Ich legte den Füllfederhalter z u r Seite und strengte m i ch an, wenigstens so zu tun, als hörte ich auf m erksam zu.
    Crossfield f ragte m i ch, ob ich de m , was Harold gesagt hatte, noch etwas hinzuzufüg e n hätte. Da m it hatte ich gerechnet und verneinte. Danach wurde die Diskussion eröffnet und der ganzen Gruppe Gelegenheit gegeben, etwas zu sagen. W i e nicht anders zu erwarten, begann Chuck Morgan laut zu denken, und zwar in eine Richtung, die, hätte m an sich darauf eingelassen, das Risiko der Bank bedeutend verringert, ihren Einfluss dagegen vergrößert h ätte. Har o ld durchkreuzte die s e Pläne elega n t und sah m i ch Unterstützung heischend an. Ich m u r m elte irgendetwas Zustim m e ndes und nickte, und Morgans Gedanken wurden ad acta gelegt.
    Die anderen hatten wenig hinzuzufügen. Es wurde o ff ensichtli c h, dass das Meeting t a t s ächlich nur eine r ein fo r m ale Angelegenheit war, um off i ziell das zu besiegeln, was längst beschlossene Sac h e war. Ich gr i ff nach der Karaffe, um m i r ein Glas W asser einzuschenken. Aus unerfindlichen Gründen war mein Mund plötzlich staubtrocken, und m eine Lippen klebten wie festgelei m t aufeinander. Ich befürchtete, nur zu einem St a m m eln fähig zu sein, falls ich zum Sprechen a u fgefordert würde. Als sich das Glas auf halbem W eg zu m ein e m Mund befand, fiel m ein Blick auf den Notizblock, und erst in diesem Mo m ent sah ich, was ich v o r ein paar Minuten darauf hingesch m iert hatte.
    Ich bin überhaupt nicht künst l erisch begabt, und alles, was ich nor m alerweise zustande bringe, ähnelt dem Gekritzel von Schi m pansen in Lernexperi m enten, wie m an sie aus Fernsehdoku m e ntationen kennt. Es ist also nicht verwunderlich, dass m i ch die Brillanz dessen, was ich nun sah, vollkommen unvorbereitet traf: Ich hatte m eh r m als dieselbe Figur gezeichnet, z u erst klein, dann immer größer werdend, als näherte sie sich dem Betrachter. Es war eine Frau, die rannte. Sie hielt die Ar m e ausgestreckt, als würde sie nach etwas oder je m and e m greifen. Of f ensichtlich war sie in Panik. Auf dem dritt e n Bild war sie auf die Knie gestürzt und kroch nur noch. Auf d e m fünften lag sie ausgestreckt auf dem Boden, obwohl sie eindeutig noch immer versuchte, vorwärts zu kom m en. Auf d e m s e chsten lag sie da, aufgespießt wie ein Insekt auf einem Objektträger oder als würde sie von einem gewalti g en, unsichtb ar en Gewicht niederge dr ückt. Das siebte Bild war düster und grauenhaft wie eine Szene von Goya, ein Blick auf etwas, das viel zu schrecklich war, um es länger zu betrachten, etwas, das den Eindruck von Sch m erz, Verstüm m elung und Tod erweckte.
    »Ric k ? Rick!« Harold wiederh o lte meinen Na m e n etwas lauter. W ahrscheinlich hatte m an von m i r eine Antwort auf irgendeine Frage erwartet, a b er ich hatte überhau p t nichts m itbekom m en. Ohne aufzublicken, wusste ich, dass alle zu m i r herüber s ahen. Schweigen lastete im Rau m . Für jeden war o f fensichtlich, dass etwas nicht stim m t e.
    Das Zers p littern des Gl a ses, als es aus m einer Hand glitt, klang wie eine Explosion,
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