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Level X

Level X

Titel: Level X
Autoren: David Ambrose
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atik betraf, nicht m ehr als einen Tropfen auf den heißen Stein beitragen konnten. Für gewöhnlich scherzte sie darüber und bezeichnete die Arbeit als gut ge m eint und gottge f ällig, aber l e tzte n dlich f r u chtlos – a l so n u r f ür jene geeignet, denen die Freigebigkeit einfach im Blut lie g e und die gar nicht anders könnten. Bevor Charlie zur W elt gekommen war, hatte Anne a l s Journalistin gearbeitet. Und sie war gut gewesen, m it einer viel versprechenden Zukunft vor sich. Sie hätte in ihren Job zurückkehren können, aber sie wollte nicht. Ich glaube, sie w ar stolzer auf das, was sie jet z t t a t, als …
    Das Hupen drang wie aus weiter Ferne zu m i r. Ich weiß nicht, wo ich m it meinen Gedanken war. Ich habe bestim m t nicht über all das n achgedacht, was ich gerade niedergeschrieben habe. Ich weiß nur, dass ich plötzlich wie aus einem Tagtraum erwachte und m i ch einem rie s igen La s t er ge g enü b ersah, der geradewegs auf m i ch zuka m , m it aufblendenden Schein w erfern und sch m etternder Hupe.
    Ich riss das Steuer nach rechts. Bis h eute weiß ich nicht, wie es m i r gelungen ist, dem Laster auszuweichen. Mein Wagen schleuderte, die Reifen blockierten, der Motor ging aus, und schließlich kam ich halb auf der Fahrbahn, halb auf dem Seitenstreifen zum S t ehen. Eine ganze Weile war ich zu nichts anderem fähig, als einfach n ur zitternd dazusitzen und zu spüren, w i e sich ein feuchtkalter, klebriger Schweißfilm auf m e iner Haut bildete. Schließlich riss ich m i ch zusam m en und fuhr weiter, dicht über das Lenkrad gebeugt, voll grimmiger Konzentration und m it noch im m er wi l d klopfendem Herzen.
    Ich zitterte sogar noch, als ich den W agen auf den für m i ch reservierten Parkplatz hinter unserem Fir m engebäude fuhr. Zwei Mal an einem Morgen so knapp dem Tode zu entrinnen, d as war zu viel für m i ch. Außerdem hing ich dem fatalen Aberglauben an, dass aller guten Dinge drei sind.
    Es dauerte ein paar Minuten, bis ich aus dem Auto steigen konnte. Ich ging auf das Gebäude zu – ein großer, kastenför m iger Ko m plex, wohl Ende des 19. Jahrhunderts gebaut. Es nahm mich an diesem Morgen wie ein alter Freund auf. Die vertraute U m gebung gab m i r etwas von m einer Selbstsic h erheit zurück.
    Ich nahm den Fahrstuhl in d e n sechsten St o ck, wo wir die Hälfte der zur Verfügung stehenden Räume ge m i etet hatten, und stieß die Tür m it dem bescheidenen Fir m enschild: »Ha m ilton Publi c ations Inc.« auf. Jigger, die Reze p tionistin, sah von i h rem Tisch und der ersten Tasse Kaff e e des Tages auf, lächelte m i r zu und wünschte m i r einen guten Morgen. Ich ging weiter zu m ein e m Eckbüro, begrüßte auf dem W eg dorthin die vier Männer und zwei Frauen, die alle vor m i r zu arbeiten begonnen hatten, weil am Ende d e s Tages Ter m ine auf sie warteten. Die anderen würden bald eintreffen, sofern sie nicht zu Hause arbeiteten oder unterwegs waren, um freie Mit a rbeiter zu tre ff en. Marcie wusste im m er, wo sich jeder Einzelne gerade aufhielt, falls ich m it einem von ihnen sprechen m usste.
    »Harold hat angeru f en. Er wollte w i ssen, ob Sie ihn in seinem Büro abholen können. Dann könnten S i e sich auf dem W eg zu m Treffen noch ein m al m it ihm besprechen.« Marcie war m it gewohnter Tüchtigkeit dabei, m eine Nachric h ten durchzuse h en.
    »Okay«, erwiderte ich, »sagen Sie ih m , dass ich um zehn nach da bin.«
    »Und dann sagte er noch«, und dabei runzelte sie verwirrt die Stirn, »dass ich S i e unter gar keinen U m ständen hinaus aufs Dach lassen solle. W as soll das denn bedeuten ? «
    Ich seufzte. »Das bedeutet, dass er bei m i r zu Hause angerufen hat, bevor er es hier im Büro versucht hat.« Ich erzä h lte i h r die Geschi c hte, was zur Folge hatt e , dass sie die nächsten zwanzig Minuten i mm er wieder kichern musste, während wir die Morgenpost durchgingen.
     
    Harold war m ein bester Freund, seit ich nach A m erika gekommen war. Er wohnte da m als auf der anderen Straßenseite und nahm si ch m einer bald an. Er führte m i ch überall herum und m a c hte m i ch mit jedem b e kannt. Er lehrte m i ch Baseball spielen und erfand Entschuldigungen für m einen Akzent, bis dieser sich s o weit s e in e m eigenen angeglichen hatte, dass er als Kopie durchgehen konnte.
    Heute ist er Anwalt, m ein Anw a lt, und ein zie m lich guter. Ich hatte ihm stets in allen Belangen vertraut, und er hatte m i ch nie enttäuscht. Er verstand
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