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Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Titel: Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet
Autoren: Antje Herden
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richtigen Worte fand, kam die Prinzessin mir zuvor.
    »Sie sind alle viel lauter und ausgelassener als sonst«, sagte sie und fing gleich an, das aufzuschreiben. Ich hoffte sehr, sie würde sich nicht verschreiben.
    »Ja, irgendwie wilder«, bestätigte ich und versuchte mich unauffällig aus ihren Bändern zu befreien, in die ich mich immer wieder verhedderte.
    In dem Moment lief ein kleiner Junge aus der ersten Klasse an uns vorbei. Er trug keine Schuhe. »Die Sache mit den Socken brauchst du nicht mehr aufzuschreiben«, sagte ich schnell zur Prinzessin, damit sie sich nicht wieder verschreiben musste. »Die meisten tragen jetzt zwei verschiedene Strümpfe.«
    »Aber ohne Schuhe ist neu«, erwiderte die Prinzessin und verschrieb sich prompt. »Stinkender Affenknödel!«
    Die Prinzessin konnte wirklich toll fluchen. Sie nahm sich ein neues Blatt und begann, alles noch mal ins Reine zu schreiben. Wir würden also zu spät in Frau Müllers Deutschstunde kommen. Wenigstens hatte die Prinzessin nicht ihr ganzes Mäppchen, sondern nur einen Stift mitgenommen. Wenn sie jetzt auch noch angefangen hätte zu spitzen, wären wir noch später dran gewesen.
    Plötzlich stand Sandro vor uns, hüpfte auf der Stelle und wedelte wie verrückt mit einem Blatt Papier herum. Ich sah, dass es von oben bis unten vollgeschrieben war.
    »Was ist das?«, fragte ich und ärgerte mich über Sandro und wie er da so vor uns herumhüpfte. Dabei wusste ich gar nicht, warum mich das ärgerte.
    Sandro deutete auf die Überschrift auf seinem Blatt und da stand:
    Beobachtungen seltsamer Dinge
    »S… s… so e… e… etwas sch… sch… schr… schreibt ihr doch auf, oder?«, fragte er und hüpfte weiter auf der Stelle. Ich war sehr überrascht, dass er das, was er sagen wollte, nicht auf einen Zettel schrieb.
    »Woher weißt du denn, was wir beobachten?«, fragte ich. Ich wünschte mir, dass Sandro mit seinem vollgekritzelten Zettel wieder weghüpfte.
    »Das ist aber lieb von dir«, sagte die Prinzessin und strahlte Sandro an.
    Sandro strahlte zurück. Er war so groß wie die Prinzessin. Die beiden konnten sich genau in die strahlenden Augen schauen.
    Ich verstand gar nichts mehr.
    Während die Prinzessin voller Begeisterung Sandros Notizen durchlas, ärgerte ich mich. Wie oft hatte ich ihr angeboten, an ihrer Stelle zu schreiben? Und wie oft hatte sie Nein gesagt?
    »Schau mal, Kurt: Dass der kleine Jan aus der Zweiten seit gestern mit einer zerbrochenen Brille herumläuft, haben wir gar nicht gesehen.«
    Sandro strahlte noch mehr und hörte auf zu hopsen. Am liebsten hätte ich ihm die Zunge rausgestreckt. Aber dazu bin ich ja eigentlich schon zu groß. Na ja, auf alle Fälle zu alt. Trotzdem hatte ich in dem Moment große Lust, es zu tun. Besonders als ich sah, wie die Prinzessin Sandro anlächelte. Ich hatte Jans kaputte Brille auch gesehen, hatte es der Prinzessin aber extra nicht gesagt. Vielleicht weil meine Brille auch zerbrochen war.
    »D… d… der Bä… Bä… Bäcker bestellt jetzt fü… fü… fünf Mal so viele süße Stückchen wie sonst«, erzählte Sandro.
    Die Prinzessin nickte lächelnd und ich ärgerte mich noch mehr, dass Sandro seine kleinen Zettel nicht benutzte. Wieso konnte er auf einmal so prima sprechen? Das bisschen Stottern fiel ja kaum auf. Ich verstand mich überhaupt nicht mehr. Eigentlich hatte ich nichts gegen Sandro. Letztens hatten wir sogar zusammen unter einem Busch gehockt.
    »Ich will nicht wissen, wo das hinführen soll«, bemerkte ich schnell, um auch irgendetwas Wichtiges zu sagen. Oma benutzte diesen Satz ganz oft und ich fand, er klang irgendwie bedeutend. Aber als die Prinzessin mich anschaute, hatte sie ihre Stirn gerunzelt. Der Satz gefiel ihr wohl nicht.
    »Genau das versuchen wir ja herauszufinden«, meinte sie, wobei sie sich etwas verschnupft anhörte. Und da kam ich mir plötzlich so vor, als hätte ich etwas sehr Blödes gesagt.
    »Ich meine, weil sich doch niemand mehr die Zähne putzt. Wo soll das hinführen?«, erklärte ich den beiden und war ganz unglücklich, weil sich das noch blöder anhörte.
    »Wenn die Zähne faulen, dann ist die Welt aus den Fugen«, sagte Sandro jedoch und nickte unter seinem Haarvorhang. So wie er das sagte, klang es fast wie eine Weisheit. Das fand die Prinzessin wohl auch, denn ihre Sternenaugen leuchteten schon wieder, als Sandro seine Haare hinter die Ohren klemmte. Sandro hat übrigens ganz gerade, weiße Zähne, weil seine Mutter Zahnärztin ist.
    »Das
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