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Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Titel: Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet
Autoren: Antje Herden
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blonde Mädchen aus der 2b hat immer noch den alten Verband um ihre verletzte Hand gewickelt. Er ist schon ganz locker und schmuddelig«, murmelte die Prinzessin.
    Wir schauten einem anderen Mädchen nach, das seine schlafende Katze wie einen Schal um den Hals trug. Dann lief die Prinzessin zu der Kleinen aus der 2b und nahm sie bei der unverletzten Hand.
    »Wir gehen ins Sanitätszimmer«, rief sie uns zu. Jetzt standen Sandro und ich ohne die Prinzessin im Schulhof.
    »Wir könnten ja morgen Zahnbürsten verteilen und ein großes Schulzähneputzen veranstalten«, sagte Sandro und fing wieder an zu hüpfen.
    Ich musste grinsen, weil ich die Vorstellung wirklich lustig fand. Erst dann fiel mir auf, dass er kein bisschen gestottert hatte. Wir wollten gerade in die Schule laufen, als Johannes an uns vorbeischlurfte.
    »Sa… sa… sag mal, wei… weinst du?«, fragte Sandro ihn und Johannes schüttelte seinen Kopf. Die zwei Tränen, die dabei von seinem Gesicht wegflogen, blitzten kurz in der Sonne auf.
    »Quatsch, woher denn!«, sagte er und blieb stehen. Nach einer kleinen Weile murmelte er: »Mein Vater wird ein Riesentheater veranstalten, wenn er sieht, was ich in Mathe habe.«
    »Was ha… hast du denn?«, fragte Sandro.
    »Ne Vier! Ich bin einfach zu blöd«, schniefte Johannes.
    Ich hatte zwar noch nie eine Vier bekommen und Mama, Papa und Oma würden sicher auch nie schimpfen, wenn das mal passieren würde. Aber Johannes tat mir leid. Er würde sicher zuhause Ärger bekommen, denn es war nicht seine erste schlechte Note.
    Sandro legte Johannes einen Arm auf die Schulter. »Ei… ei… eine Vier ist do… do… doof, aber blö… blö… blöd bist du nicht«, sagte er.
    »Das wird mein Vater aber denken«, erwiderte Johannes und es glitzerte verdächtig in seinen Augen.
    Sandro griff in seine Hosentasche und gab Johannes ein Tempo. Das sah zwar nicht mehr ganz frisch aus, aber Johannes schnäuzte ohne zu zögern trompetend hinein. Sandro schrieb etwas auf einen Zettel und gab ihn Johannes.
    »Einstein hatte eine Fünf in Mathe«, las Johannes vor. »Wer ist denn Einstein?«
    Ich schluckte. Albert Einstein musste er doch kennen, oder? »E ist gleich Em Ce Quadrat«, sagte ich und Johannes guckte mich mit Augen an, die mindestens so groß waren wie meine hinter den dicken Brillengläsern.
    »Diese Formel bedeutet, dass die Energie eines Körpers gleich der Masse eines Körpers mal Lichtgeschwindigkeit im Quadrat ist«, erklärte ich. »Das heißt, dass ein klitzekleines Teilchen unglaublich viel Kraft hat, wenn es auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt wird.«
    Johannes’ Augen wurden immer größer.
    »Er wa… war einfach der gen… gen… genialste Phy… Physiker aller Zeiten«, sagte Sandro und ein Lächeln stahl sich auf Johannes’ Gesicht.
    »Cool. Das sage ich meinem Vater. Der genialste Physiker aller Zeiten hatte eine Fünf in Mathe. Und ich habe eine Vier.«
    Dann liefen wir in den Klassenraum, in dem Frau Müller mit einer Saftpresse und sechs Orangen auf uns wartete. Als ich mich setzte, drehte sich Max zu mir um und streckte grinsend die Daumen nach oben. Er war am Tag zuvor ohne Frau Müllers Saftpresse auf das richtige Ergebnis der Matheaufgabe gekommen.
    Dass die Welt aus den Fugen zu geraten schien, hatte ich fast vergessen.
    Aber abends zuhause wunderte ich mich, warum Oma nicht zum Abendessen rief. Dabei hatte es schon vor einer ganzen Weile sehr lecker nach gebratenem Schnitzel gerochen. Hungrig ging ich in die Küche.
    »Oma, wann essen wir denn?«, fragte ich, bekam aber keine Antwort.
    In der Spüle sah ich zwei benutzte Teller stehen und auf dem Herd entdeckte ich eine Pfanne, in der die Reste eines Schnitzels und drei kleine Kartoffeln lagen. Aus dem Wohnzimmer drang Fernsehlärm. Seltsam. Oma und Papa hatten einfach ohne mich gegessen. Mit einer Gabel fischte ich mir gerade die lauwarmen Reste aus der Pfanne, als Oma summend und mit einem leeren Likörgläschen in der Hand in die Küche kam.
    »Oma, warum habt ihr denn ohne mich gegessen?«, fragte ich mit vollem Mund. Ich hätte schwören können, dass Oma zusammenzuckte, als sie mich sah.
    »Ich habe mir die Reste genommen«, sagte ich.
    Oma lächelte erleichtert, holte eine Flasche aus dem Kühlschrank, goss ihr Gläschen wieder voll und ging zurück ins Wohnzimmer. An der Tür blieb sie noch einmal kurz stehen. Sie drehte sich nach mir um und schüttelte den Kopf, als würde sie sich über etwas wundern.
    ›Ob Oma langsam
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