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Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Titel: Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet
Autoren: Antje Herden
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ausgeschaltet. Also hatte die Prinzessin mich gefragt, ob sie bei mir übernachten dürfte. Fragen musste ich ja niemanden, weil sich Oma und Papa nicht die Bohne für mich interessierten. Ich hatte »Ja« gesagt und mich gefreut, dass die Prinzessin blieb.
    »Weißt du«, sagte die Prinzessin und blies vorsichtig auf die Suppe, die sehr heiß war, »es ist ja nicht so, als wäre ich nachts noch nie alleine gewesen. Seit einiger Zeit schon sind meine Eltern öfter mal abends ausgegangen und einmal sind sie sogar erst am nächsten Morgen wiedergekommen. Ich habe keine Angst mehr. Trotzdem, irgendetwas ist anders als sonst.«
    Oma kam in die Küche und guckte uns überrascht an. »Was macht ihr denn hier, Kinder?«, fragte sie mit lauter Stimme. »Guten Tag, Frau Schuster. Wir haben uns eine Tütensuppe gekocht«, erklärte die Prinzessin.
    »Aber warum macht ihr Kinder das denn in meiner Küche?«
    »Aber Oma, ich wohne doch auch hier«, sagte ich und verstand gar nichts mehr.
    Oma schüttelte den Kopf und grummelte vor sich hin. Sie holte die Likörflasche aus dem Kühlschrank und verschwand wieder im Wohnzimmer. Die Prinzessin guckte mich an und zog ihre rechte Augenbraue hoch.
    Am Wochenende blieb die Prinzessin einfach bei mir. Ihre Eltern hatten sich noch immer nicht gemeldet und sie wollte nicht alleine zuhause sein. Ich hatte erst befürchtet, dass das irgendwie peinlich werden könnte. Aber für solche Sorgen hatten wir gar keine Zeit. Wir liefen nämlich ständig draußen herum und die Prinzessin schrieb auf, was wir sahen und seltsam fanden. Dass das ganz schön viel Zeit brauchte, habt ihr ja schon mitbekommen. Jedenfalls lernte ich eine Menge neuer Flüche.
    Zum Frühstück, zum Mittagessen und zum Abendbrot kochten wir uns Tütensuppen. Es war die Idee der Prinzessin gewesen, sie auf Vorrat zu kaufen, weil die billig waren und schnell zu kochen. Und weil es ein kleines Bild auf den Rückseiten der Tüten gab. Auf dem war eine Frau mit einer roten Küchenschürze zu sehen. Die Prinzessin pustete die leeren Suppentüten auf und stellte sie auf den Tisch.
    »Warum machst du das?«, fragte ich. »Es ist wichtig, mit der Familie zu essen«, erklärte mir die Prinzessin. »Aha«, meinte ich und guckte die Frau mit der roten Küchenschürze auf den aufgeblasenen Suppentüten an.
    »Das ist meine Mama«, sagte die Prinzessin leise. »Sie ist ein Fotomodell. Peinlich, wenn die eigene Mutter auf einer Suppentüte drauf ist, oder?«
    »Nein, finde ich nicht«, erwiderte ich. »Deine Mama sieht aus, als könnte sie voll gut Suppen kochen.«
    Die Prinzessin schniefte. Dann lächelte sie. »Meine Mama kann überhaupt gar nicht kochen. Noch nicht einmal Tütensuppen.«
    Wir setzten uns an den Tisch und begannen zu essen.
    »Immer nur Tütensuppe zu essen ist bestimmt nicht gesund«, murmelte die Prinzessin und verbrannte sich den Mund, weil wir die Suppe wieder zu heiß gemacht hatten.
    »Was anderes ist leider nicht da«, sagte ich seufzend. Mir kam die Tütensuppe auch schon aus den Ohren raus. Es war Sonntagabend und das bedeutete, dass wir gerade die siebte Tütensuppe aßen. Der Kühlschrank war noch nie so leer gewesen.
    Da klingelte es an der Tür und als wir öffneten, stand Sandro davor, mit einer vollgepackten Tasche und einem Schlafsack unter dem Arm. Er gab der Prinzessin einen Zettel. Darauf stand:
    Ich würde gerne hier mit einziehen, wenn das geht.
    Kommt gar nicht in Frage, wollte ich sagen, aber die Prinzessin war schneller.
    »Klar, komm rein. Wir essen gerade.«
    Sandro setzte sich mit an den Tisch und aß die ganze Suppe auf. Die Prinzessin machte sich unterdessen am Küchenschrank zu schaffen. Sie schüttete aus manchen Gewürzgläsern etwas Pulver ins Spülbecken, damit in allen Gläsern gleich viel drin war. Das roch ein bisschen wie die Suppe, die Sandro gerade aß, nur viel besser.
    Als er fertig war, schrieb Sandro etwas auf einen Zettel und legte ihn auf den Küchentisch. Die Prinzessin und ich beugten uns darüber und lasen:
    Meine Mutter ist seit gestern verschwunden.
    »Ich wa… war auch scho… scho… schon bei der Polizei«, fuhr er fort.
    »Und? Was hat sie gesagt?«, fragten die Prinzessin und ich wie aus einem Munde. Auf die Idee, zur Polizei zu gehen, waren wir noch gar nicht gekommen.
    »Erst ha… haben die Beamten mi… mich gar nicht bea… beachtet«, begann Sandro.
    ›So wie die Waschfrau‹, dachte ich.
    »Ich war au… auch nicht alleine dort. Bestimmt zehn Ki… Kinder
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