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Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Titel: Letzte Ausfahrt Ostfriesland
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Computer anvertrauen, um Schlimmes zu verhüten und um mich, dem all seine Sorgen galten, zu schützen.
    Ich lachte und blickte wie ein Irrer in die fragenden Gesichter der Passanten.
    Gerade das war nicht sein Anliegen, denn Dezernenten suchten zuerst einmal nach Schuld und Anklage. Sie sannen nach Strafen mithilfe der Juristen, denn von der höheren Warte ihrer Karrierestufen blickten sie mit erhobenem Zeigefinger auf ihre Lehrerschaft herab.
    Entschlossen löste ich mich vom Baum und schritt dem Maul der U-Bahn-Station entgegen.
    »Fahren Sie bis Augsburger Straße, dort muss es sein«, sagte mir die Auskunft.
    Und dort war es.
    Das Haus war sauber, nicht besonders abgewohnt und voller Leben. Kinder fuhren zickzack mit ihren BMX-Rädern auf einem breiten Bürgersteig. Alte schleppten in eleganten Garderoben Einkaufstüten.
    Ich stieg die Treppen hoch. Auf der dritten Etage las ich Elisabeth Jannssen und einen weiteren Namen. Die Holztür enthielt einen kleinen Spion, der mich wie ein schielendes Auge zu betrachten schien, als ich die Klingel bedient hatte. Der Name meiner Tochter fehlte, und ich machte noch den alten Klebstoff aus.
    Die Tür öffnete sich, und Elisabeth starrte mich an.
    »Onkel Klaus? Du?«, rief sie überrascht. Sie drückte mich an sich, wie es bei uns zu Hause üblich ist.
    »Wer ist da?«, fragte eine Männerstimme.
    Elisabeth hatte sich kaum verändert. Selbst hier in Berlin wirkte sie frisch und ländlich.
    Ein junger Mann stellte sich vor. Er studierte, wie er angab, Ingenieurwissenschaften. Er wirkte auf mich sympathisch und passte zu ihr. Rücksichtsvoll zog er sich in die kleine Küche zurück und ließ mir damit die Gelegenheit, mit Elisabeth ein Gespräch zu führen.
    Das Zimmer war einfach eingerichtet und entsprach den Schilderungen meiner Tochter. Mein Blick erfasste aber nichts, was mich an sie erinnerte. Elisabeth trug Jeans und ein flottes T-Shirt. Sie setzte sich auf die Couch und wies mir den Sessel an. Ihre Augen verrieten mir, dass sie mit sich rang und meine Fragen zu befürchten schien.
    »Wo ist Inga?«, fragte ich sie, ohne ihr Zeit zu lassen, das Gespräch auf ablenkende Nebensächlichkeiten zu bringen.
    »Onkel Klaus, Inga und ich - wir haben uns gut verstanden, und ich habe versucht sie zurückzuhalten«, antwortete sie.
    »Wovor?«, fragte ich.
    »Nun, sie hatte einen Freund, dessen Clique sie sich anschloss. Von da an ist Inga öfter nicht nach Hause gekommen und schließlich ausgezogen. Seitdem wohnt Harald bei mir«, antwortete Elisabeth verlegen.
    »Hast du ihre Adresse?«, fragte ich sie.
    »Nein, Inga wollte nicht, dass ich sie besuche, da ich zu hausbacken für ihre neue Umgebung sei«, sagte sie. »Sie versprach mir, mich gelegentlich aufzusuchen.«
    Eigentlich hätten ihre Aussagen erreichen müssen, meinen Verdacht zu bestätigen, dass meine Tochter, wenn nicht in Gefahr, sich jedoch irgendwie ins Abseits manövriert hatte. Aber mein Wunschdenken, Inga so schnell wie möglich ausfindig zu machen, bestimmte mein Denken.
    »Dann erfahre ich sicher an der Universität ihre Anschrift«, sagte ich hoffnungsvoll.
    »Mache dir da nur keine falschen Hoffnungen, Onkel Klaus«, antwortete Elisabeth. »Ich selbst habe dort nachgefragt, weil ich eine Büchersendung per Nachnahme für Inga entgegengenommen hatte.« Sie bot mir eine Zigarette an.
    Ich sah, dass ihre Hände zitterten, als ich ihr Feuer reichte.
    »An der Uni habe ich sie seitdem nicht mehr gesehen. Aber das sagt nicht viel, Onkel Klaus, bei dem Trubel, der dort herrscht.«
    Ich vernahm Geräusche, die aus der Küche kamen. Harald klapperte dort mit dem Geschirr.
    Elisabeth sprang auf.
    »Kann ich dir helfen?«, rief sie in die Richtung und wie mir schien, froh über diese Ablenkung.
    Sie deckte den Tisch, und Harald, ihr Freund, bediente mich höflich mit frischem Kaffee. Das Aroma stieg mir in die Nase. Dankbar trank ich einige Schlucke. Mir fiel ein, dass ich noch völlig nüchtern war, verspürte aber dennoch keinen Hunger.
    Irgendwie hatte Elisabeth es verstanden, meine aufgewühlten Nerven zu beruhigen, und mir kam der Gedanke, dass Inga hier irgendwo in Berlin in einer der modernen Wohngemeinschaften leben konnte.
    »Du hast also Inga seitdem nicht mehr gesehen?«, fragte ich Elisabeth.
    »Gesehen schon, Onkel Klaus. Hier in Berlin studieren auch Söhne wohlhabender Eltern, und Inga sieht fabelhaft aus«, sagte sie neidlos, nahm die Tasse und blickte verlegen auf den Tisch.
    Ihr Freund Harald hob
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