Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leola

Leola

Titel: Leola
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
so tief sinken würden.« Sie schüttelte heftig den Kopf, um die
Tränen zurückzuhalten. Dann rannte sie plötzlich aus dem Zimmer.
    Willi
saß zusammengekauert auf dem Stuhlrand, die Hände zwischen den Knien
verkrampft, und starrte wie gebannt auf ihre Füße, wie ein zutiefst verlegenes
Kind, das so tut, als hörte es den Streit der Erwachsenen nicht.
    » Chloe ist auf einmal so sensibel.« In Amorys Stimme lag ein Unterton von Unsicherheit. »Was haben Sie denn da eigentlich
gemacht? Sie mit einer verborgenen Kamera beim Baden aufgenommen?«
    »Wissen
Sie was?« sagte ich in beiläufigem Ton. »Ich mache mir Sorgen um Sie, Victor.
Warum fürchten Sie sich eigentlich fortwährend?«
    »Spielen
Sie nicht den Psychoanalytiker, Holman .« Er trank
sein Glas mit einem schnellen Schluck leer.
    »Wann
hatten Sie am meisten Angst?« Ich grinste ihn an. »Damals, als Tolver mit einem Messer auf Sie losging, oder damals, als
Leola Ihnen erklärte, Ihre Ehe sei im Eimer und sie ginge weg?«
    Seine
Hand begann zu zittern, während er nach der Flasche griff. »Treiben Sie’s nicht
zu weit«, sagte er mit belegter Stimme.
    »Ich
wette, Sie wären nicht in Hollywood geblieben, Ehe hin, Ehe her, wenn Sie
gewußt hätten, daß sich Tolver hier in diesem Land
aufhält.« Ich lachte abschätzig. »Sie wären vor Entsetzen tot umgefallen, alter
Freund.«
    »Da
täuschen Sie sich!« Ein kindisches, triumphierendes Funkeln erhellte seine
Augen. »Ich wußte es! Damals, als ich vor sechs Monaten in
Paris Emmanuel Leola vorstellte, war Cary dabei. Er erzählte mir, daß Tolver von Miami aus operiere. Mike Cary ist mein Freund.«
Er nickte schnell zwei-, dreimal. »Ein wirklicher Freund. Er hat mir das Leben
gerettet.«
    »Dann
habe ich mich geirrt«, gab ich zu. »Ich nehme an, Leolas Zuneigung zu Ihnen war
stärker als ihre Angst vor Tolver , auch wenn Ihre Ehe
zerbrochen war.«
    »Sie
wird zurückkommen.« Er trank schnell einen Schluck aus seinem frisch
eingeschenkten Glas und fuhr sich dann mit dem Handrücken über den Mund.
»Zermartern Sie sich deshalb nicht Ihr winziges Gehirn, Holman !
Sie wird in aller Kürze auf Händen und Füßen zurückgekrochen kommen. Sie wird
bald dahinterkommen, daß sie es allein nicht schafft. Ohne mich ist sie nichts
— eine große Null.«
    »Sie
meinen doch wohl, Sie sind ohne sie eine große Null«, sagte ich verächtlich.
»Schauen Sie doch bloß, wie Sie angerannt kamen, um hier in Leolas Haus zu
leben, solange sie in Europa ist. Selbst Leolas Haus ohne die Hausbesitzerin
war besser als gar nichts.«
    »Sind
Sie verrückt?« rief er. »Ich bin bloß um Chloes willen hierhergekommen. Sie rief mich ungefähr eine Woche nach Leolas Abreise
an und sagte, sie kriege das Gruseln, hier so allein im Haus, selbst am Tag.
Sie bat mich, ihr den großen Gefallen zu tun und hierherzuziehen, solange Leola
weg sei.« Er trank noch einen Schluck und sprach dann mit normaler Stimme
weiter. »Sie ist ein nettes Mädchen, diese Chloe . Sie
und ich sind gute Freunde. Das waren wir immer, während meiner ganzen Ehe. Da
sie mit Leola so gut stand, dachte ich erst, sie hätte vielleicht etwas
dagegen, daß ich ihre Chefin heiratete und hier einzog. Aber das war nicht so,
und wir kamen gut miteinander aus.« Er grinste und senkte die Stimme zu einem vertraulichen
Halbgeflüster. »Verstehen Sie mich nicht falsch! Es ist, wie ich gesagt habe,
wir waren nichts weiter als gute Freunde, und mehr war da nicht.« Er grinste
selbstgefällig. »Natürlich wußte ich genau, daß ich bloß mit dem kleinen Finger
hätte zu winken brauchen — « Er zuckte ausdrucksvoll die Schultern. »Aber ich
war nur auf eine Frau konzentriert, und das war Leola. Unangenehm für Leola,
man kann eine Menge zu ihren Gunsten sagen, wenn man sie bloß mal näher
ansieht! Wirklich Pech für sie, was?«
    »Sie
laufen aus wie ein leckes Wasserfaß «, knurrte ich.
    »Wer
hat, der hat.« Er grinste erneut. »Sie haben’s nicht, Holman ,
soviel ist sicher.«
    Es
klingelte an der Haustür, und seine Hand zuckte plötzlich, so daß etwas aus
seinem Glas auf die Bar spritzte. Man hörte eilige Schritte, die der Haustür
zustrebten, dann trat Stille ein. Ich warf einen Blick auf meine Uhr und
stellte fest, daß es zwanzig nach sechs war. Es war mit einiger Sicherheit
anzunehmen, daß Emmanuel sieben Uhr angegeben hatte, um sich innerhalb des
Hauses zurechtgefunden zu haben, bevor ich hinkam, und um Zeit zu einer intimen
Unterhaltung sowohl mit Victor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher