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Leola

Leola

Titel: Leola
Autoren: Carter Brown
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ich und schenkte mir ein gewaltiges Glas Bourbon ein. Ich hatte es
ungefähr zur Hälfte ausgetrunken, als Willi ins Wohnzimmer zurückkehrte,
angetan mit einem schwarzen Nachthemd mit Spitzenrüschen um den Hals. Es fiel
ihr bis zu den Knöcheln hinab und hätte wirklich sehr züchtig gewirkt — wäre es
nicht komplett durchsichtig gewesen. Entsprechend deutlich war zu sehen, daß
sie nichts darunter anhatte; und der Anblick des geschmeidigen Körpers mit den
kecken Rundungen unter einem dünnen schwarzen Schleier hatte etwas aufreizend
Erotisches. Sie vollführte vor mir eine Pirouette in Rosa und Schwarz und sah
mich dann erwartungsvoll an.
    »Du
bist unverbesserlich«, sagte ich hilflos.
    »Wieso?«
Ihre Stimme klang besorgt. »Hab’ ich vielleicht irgendwo kleine weiße
Bläschen?«
    »Schon
gut.« Ich knirschte mit den Zähnen. »Setz dich und laß uns miteinander reden.
Dorthin.« Ich wies auf die Couch.
    Sie
ging hinüber und setzte sich gehorsam, sprang aber mit einem schmerzlichen
Aufschrei wieder in die Höhe. »Ich glaube«, sagte sie kalt, »ich bleibe lieber
stehen.«
    »Wie
lange warst du mit Emmanuel zusammen?« fragte ich.
    »Ungefähr
sechs Monate.«
    »Und
die ganze Zeit über auf der Jacht?«
    »Ja,
mit Ausnahme von einer Woche in Paris. Raphael nahm damals auch Cary mit.« Sie
verzog das Gesicht. »Raphael war kaum je da, und Cary versuchte fortwährend...
Du weißt schon. Er hörte erst auf, als ich ihm drohte, es Raphael zu erzählen.«
    »War
Raphael, abgesehen von der Woche in Paris, die ganze Zeit über auf der Jacht?«
    »Nein,
er war oft weg. Er war sehr schlechter Laune, als wir von Paris zurückkamen.
Cary erzählte mir hinterher, daß er dort einen großen Filmstar, den er kannte,
getroffen habe, Victor Amory , und der hätte ihm einen
anderen großen Filmstar, Leola Smith, vorgestellt. Natürlich erzählte mir Cary
das bloß, um mich eifersüchtig zu machen. Er sagte, Raphael sei, kaum hatte er
sie kennengelernt, völlig verrückt nach dieser Smith gewesen, aber sie hatte
nichts mit ihm zu tun haben wollen.« Sie rümpfte die Nase. »Cary sagte, Raphael
würde sie früher oder später schon bekommen. Das sei immer so. Und es gäbe
keine Frau auf der ganzen weiten Welt, die sich sehr lange gegen ihn zur Wehr
setzen könne.«
    »Wie
stand es mit Cary? Verließ er jedesmal mit Emmanuel
die Jacht?«
    »Manchmal
ja, manchmal verließ er sie auf eigene Faust.«
    »Hast
du jemals einen der beiden den Namen Tolver erwähnen
hören — Ray Tolver ?«
    Sie
überlegte ein paar Sekunden lang angestrengt und schüttelte dann den Kopf.
»Soviel ich mich erinnere, nicht. Es war immer so wie beim erstenmal ,
als du auf die Jacht kamst. Wenn Raphael Geschäftliches besprechen wollte,
schickte er mich immer schwimmen oder sonstwohin .«
    »Hast
du Amory in Paris oder anderswo nie getroffen?«
    »Erst
hier in Kalifornien.« Sie verzog spröde schmollend den Mund. »Er war eine große
Enttäuschung für mich. Ich werde mir seine Filme nicht mehr ansehen.«
    »Und
ich habe mir immer eingebildet, das fehlende Bindeglied zwischen Affe und Mensch
sei ausschließlich Darwins ungelöstes Problem gewesen«, murmelte ich. »Weißt
du, ob Emmanuel oder Cary oder alle beide, während der Male, bei denen sie die
Jacht verließen, in Amerika waren?«
    Sie
zuckte entschuldigend die Schultern. »Die beiden sagten mir nie, wo sie gewesen
waren, und ich fragte sie nie danach. Einmal, als ich noch nicht lange auf der
Jacht war, fragte ich Raphael nach einem Mann, der sehr spät nachts an Bord
gekommen war. Er sagte: >Neugier bringt die Katze um und trägt dem Kätzchen
Prügel ein.< Dann nahm er mich mit hinunter in die Kabine und vertrimmte
mich mit seinem Gürtel. Er war aus dickem Leder, und es tat sehr weh, und so
habe ich nie wieder Fragen gestellt.«
    Ich
trank mein Glas leer und wurde mir bewußt, daß mir keine Fragen mehr einfielen.
Willi rülpste dezent und sah mich dann vorwurfsvoll an. »Erst verdrischst du
mich, und jetzt läßt du mich verhungern.« Sie schlug sich leicht auf ihren
straffen Bauch. »Ich habe überhaupt keinen Lunch bekommen. Victor war so mit
Trinken beschäftigt. Weißt du, ich glaube, daß Cary mit dem, was er über ihn
sagte, recht hatte.«
    »Ja?«
sagte ich mechanisch.
    »Damals
in Paris, als er versuchte, mich wegen Raphael und Leola Smith eifersüchtig zu
machen. Ich sagte: >Vielleicht mag sie den großen Filmstar lieber als
Raphael.< Da erzählte mir Cary, daß die beiden
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