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Leola

Leola

Titel: Leola
Autoren: Carter Brown
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verheiratet gewesen seien,
sie sich aber vor kurzem von ihm habe scheiden lassen. >Für sie ist alles
aus, aber er ist nach wie vor verrückt nach ihr<, sagte Cary. >Warum
stellt er sie dann einem Mann wie Raphael vor?< fragte ich. Cary lachte und
erklärte mir, so wie Amory seien viele Männer. Wenn
sie eine Frau nicht haben können, dann wollen sie es ihr zeigen. Er wollte die
Smith dafür bestrafen, daß sie ihn nicht mehr wollte, und dann sollte sie
erkennen, wie schlecht es ihr ohne ihn ginge. Cary meinte das ganz ernst. Amory sei die schlimmste Sorte Feigling, weil er zudem
bösartig sei. Er sei der Typ, der selbst seinem Todfeind die Hand schütteln
würde, wenn er damit jemanden kränken könne, der ihn seiner Ansicht nach
verletzt hat.«
    »Seinem
Todfeind die Hand schütteln?« wiederholte ich. »Willi, du bist ein Genie!«
    »Und
ich verhungere. Ich werde uns was kochen.« Sie strebte entschlossen der Küche
zu. »Hast du was in deinem Kühlschrank?«
    »Steak.«
    »Gut.«
Sie machte noch zwei weitere entschlossene Schritte und blieb dann zögernd
stehen. »Steak?« Sie lächelte leicht verlegen. »Das kocht man doch?«
    »Schon
gut!« Ich schauderte. »Zieh dir was an, und wir gehen zum Essen aus.«
    Sie
war in Windeseile zurück, ein horizontal gestreiftes Strickkleid mit einem
anliegenden Oberteil, das noch enthüllender wirkte als das durchsichtige
Nachthemd. »Schau her!« Sie hob den Rock hoch, um die Ansätze ihrer Strümpfe zu
zeigen, die mit glitzernden paillettenbesetzten Strumpfhaltern befestigt waren.
»Ich bin so angezogen, daß ich sogar Strümpfe trage!«
    »Sehr
elegant.« Ich nickte anerkennend. »Verzeih meine Neugierde, aber wozu die
paillettenbesetzten Strumpfhalter?«
    »Eines
Nachts werde ich es dir zeigen«, sagte sie großmütig. »Das heißt, wenn du von
jetzt an sehr nett zu mir bist. Ich werde zwei Kerzen anzünden und dann für
dich tanzen und dabei nur meinen Paillettenstrumpfhalter tragen. Als ich es bei
Raphael zum erstenmal tat, bekam er beinahe einen
Herzschlag.«
    »Das
glaube ich«, sagte ich aufrichtig. »Gehen wir jetzt essen, ja?«
    »Ich
muß etwas gestehen«, sagte sie, als wir acht Blocks weit von meinem Haus
entfernt waren. »Ich hoffte, daß du mich zum Essen mitnehmen würdest. Deshalb
tat ich so, als wüßte ich mit dem Steak nicht Bescheid.« Sie lachte
selbstgefällig. »Ich bin eine sehr gute Köchin! Das Steak muß roh sein und in
kleine Stücke gehackt werden, und dann stopft man es in ein Brötchen und
schüttet Tomatenketchup darüber. Das ist die amerikanische Art der Zubereitung.
Nicht?«
    »Das
Leben bietet viele Überraschungen«, sagte ich dumpf. »Ich dachte immer, die
Hamburger stammen aus Hamburg.«
    Als
wir im Restaurant ankamen, aß sie sich durch fünf Gänge mit der Zurückhaltung eines
Wolfes, der vier Monate eines sibirischen Winters lang mit gebrochenem Bein in
seiner nahrungslosen Höhle gelegen hat. Als wir gingen, nahm sie zwei gut
dreißig Zentimeter lange Salzstangen vom Tisch mit, für den Fall, daß sie
während der Heimfahrt Hunger bekäme. Es war gegen elf, als wir heimkehrten, und
sie verschwand, kaum hatten wir das Haus betreten, im Gästezimmer.
    Ich
goß mir einen Nachttrunk ein, und in dem Augenblick, als ich das Glas hob,
klingelte das Telefon.
    »Mr. Holman ?« sagte eine männliche Stimme. »Hier Western
Union. Wir haben ein dringendes Telegramm für Sie aus Cannes. Soll ich es
vorlesen?«
    »Nur
zu«, sagte ich.
    »Es
heißt: >Treffen morgen Donnerstag — am Spätnachmittag — ein. Stop . Vorschlagen Treffen in Lettys Haus um sieben Uhr.<
Unterschrieben ist es — «, seine Stimme schwankte ein wenig, »mit
>Sultan<.«
    »Er
scheut es, seinen wirklichen Titel zu benutzen«, sagte ich beiläufig.
»Vermutlich bringt er seinen Harem wieder mit. Danke.«
    Ich
legte auf, und Willi tauchte ein paar Sekunden später wieder auf, in einen
gesteppten Morgenrock gehüllt. »Es tut mir schrecklich leid, Rick!« Ihre Stimme
war schwer von Tragik. »Aber ich muß heute nacht allein im Gästezimmer schlafen.«
    »Nun
— äh — schon gut«, sagte ich mühsam.
    »Crêpes suzettes «, zischte sie. »Was ist denn das, was da auf
ihnen brennt?«
    »Cognac.«
    »Ach,
Alkohol!« Sie schloß die Augen, während auf ihrem Gesicht ein Ausdruck
äußerster Qual erschien. »Nie zuvor habe ich den schlimmsten Feind des Menschen
berührt. Nun bin ich bestraft worden.«
    »Bestraft?«
murmelte ich.
    »Überall
sind sie!« flüsterte sie. »Am
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