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Leola

Leola

Titel: Leola
Autoren: Carter Brown
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ganzen Körper. Scheußlich. Lauter kleine weiße
Bläschen.«

ZEHNTES KAPITEL
     
    W illi stieg aus dem Wagen. Sie sah in einem
zweiteiligen braun-weiß gestreiften Baumwollkleid fast züchtig aus und sah mich
unsicher an. Ich nahm die Filmrolle in meine Linke, ergriff mit der Rechten
ihren Ellbogen und schob sie in Richtung des Portico .
    »Wir
sind sehr früh dran«, sagte sie mit gepreßter Stimme.
»Es ist erst sechs Uhr. Du sagtest, Raphael und die Smith seien nicht vor
sieben da.«
    »Vielleicht
sind sie auch zu früh dran«, sagte ich. »Es wäre nicht höflich, sie warten zu
lassen.«
    »Woher
weißt du, ob Victor und das Frauenzimmer, diese Benton, zu Hause sind? Sie
können ebensogut auf Urlaub gefahren sein«, sagte sie
erwartungsvoll.
    »Sie
sind zu Hause.« Ich schob sie zum Portico hinauf und
drückte auf den Klingelknopf. »Ich habe die beiden heute
vormittag angerufen und ihnen mitgeteilt, daß Leola und Emmanuel heute abend einträfen.«
    »Warum
hat dich das, was Cary über Victor gesagt hat, gestern abend so sehr gefreut?« sagte sie schnell. »Du wirst doch Victor nicht verraten, daß
ich es dir weitererzählt habe?«
    »Kein
Grund zur Unruhe.« Ich grinste. »Du brauchst dir nicht die geringsten Sorgen zu
machen.«
    »Warum
trägst du dann die Pistole unter der Jacke?« wimmerte sie schließlich.
    Chloe Benton öffnete die Tür und ersparte mir
damit, auf Willis eindringliche Frage eine vernünftige Antwort zu finden. Es
sah so aus, als ob Donnerstag für alle weiblichen Wesen der züchtige Tag sei. Chloe trug eine frische weiße Bluse und einen
enganliegenden schwarzen Rock. Von Kopf bis Fuß sah sie wie die leibhaftige
tüchtige Sekretärin aus — von dem wie eine ordentliche Kappe ihren Kopf
umgebenden blauschwarzen Haar bis zu den schwarzen Schuhen mit niedrigen
Absätzen an ihren Füßen.
    »Wenn
ich mir’s genau überlege«, sie sah mich vorwurfsvoll
an, »hätte Leola mir wirklich mitteilen können, daß sie heimkommt.«
    »Ich
habe es von Emmanuel gehört«, sagte ich leichthin. »Vielleicht glaubt Leola
noch immer, es sei für Sie eine Überraschung.«
    »Ich
dachte, die beiden kämen erst um sieben?«
    »Sie
wissen doch, wie es mit der Fliegerei ist«, sagte ich vage. »Wir hielten es für
besser, rechtzeitig da zu sein, als nach ihnen zu kommen.«
    »Dann
kommen Sie herein.« Sie trat von der Tür zurück. »Es steht Ihnen eine große
Überraschung bevor — Victor ist an der Bar.«
    Ich
gab Willi einen sanften Schubs, der sie in den Flur beförderte, und folgte ihr. Chloe ging voran zum Wohnzimmer, mit steifem Rücken
und mit Absätzen, die mit gezügelter Heftigkeit auf den Boden schlugen. Sie
hatte recht gehabt. Amory saß an der Bar. Er thronte
unbehaglich auf einem Hocker und hielt ein Glas in der Hand. Wäre nicht der
angespannte Ausdruck in seinem bleichen Gesicht gewesen, hätte er in seinem
bernsteinfarbenen Hemd und den braunroten Hosen ein Bild lässiger Eleganz
geboten. Er wandte uns schnell den Kopf zu, als wir eintraten, und zwang sich
zu einem Lächeln.
    »Nun,
die Sippe versammelt sich, wie ich sehe.« Das Lächeln verblaßte ,
während er mich anstarrte. »Nur weiß ich nicht, inwiefern Sie in die Sippe
passen, Holman .«
    »Emmanuel
hat gesagt, es sei noch ein Platz frei«, antwortete ich. »So habe ich
schnellstens meine Bewerbung eingereicht.«
    »Es
hat mich fünftausend Dollar gekostet, um Sie in mein Leben mit einzubeziehen.«
Er blickte mürrisch in sein Glas. »Wenn ich Ihnen nun noch mal fünftausend
zahlte, damit Sie wieder daraus verschwinden«, er wies mit einer ruckartigen
Kopfbewegung auf Willi, »und dieses läppische Fräulein mit sich nehmen, wäre
das nicht ein Vorschlag, Holman ?«
    »Sie
machen mich nervös«, sagte ich. »Ich brauche etwas zu trinken.«
    »Besorgen
Sie sich Ihren verdammten Drink selber«, sagte er trotzig.
    Ich
ging zur Bar, legte die Filmrolle auf die Platte und griff nach einem Glas.
    Amory warf einen Blick auf den Film und grinste
verächtlich. »Ein verteufelter Zeitpunkt, um selbstgestrickte Filme vorführen
zu wollen.«
    »Das
ist doch nicht Ihr Ernst«, sagte Chloe leise.
    Ich
blickte zu ihr hinüber und sah, wie langsam alle Farbe aus ihrem Gesicht wich.
»Warum nicht?«
    »Ich
habe Ihnen schon mal gesagt, daß Sie ein Widerling sind, Holman .«
Ihre Stimme klang unsicher, und sie hielt einen Augenblick inne, um sie wieder
unter Kontrolle zu bringen. »Aber ich habe mir selbst im Traum nicht einfallen
lassen, daß Sie
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