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Leola

Leola

Titel: Leola
Autoren: Carter Brown
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wie Sie gesagt haben.«
    Leola
legte den verrückten Hut ab, und ihr kurzes blondes Haar, nun befreit, bauschte
sich in sanften Wellen. Dann nahm sie die dunkle Brille ab und blickte mich an.
Die lebhaften blauen Augen hatten etwas völlig Leeres. Dann trat schnell ein
Ausdruck eiskalter Verachtung in sie.
    »Ich
hätte mein Leben in keine besseren Hände legen können, Mr. Holman .
Oder?« fragte sie leise.
    Emmanuel
zuckte ungeduldig die Schultern, ohne etwas zu verstehen und leicht irritiert
dadurch, daß er von wichtigen Fragen abgelenkt wurde. »Na gut, Mr. Holman . Wir werden uns Ihren Film ansehen.« Er stand auf
und winkte Cary. »Begleiten Sie die Laches schon
hinüber, Mike.«
    Er
wartete, bis Cary die drei Frauen aus dem Zimmer geschoben hatte, und kicherte
dann. »Victor?«
    »Ja,
natürlich.« Amory stellte zögernd sein Glas hin und
schlurfte dann durchs Zimmer, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben.
»Ich war schon immer scharf auf Privatfilme.«
    Emmanuel
verschränkte sorgfältig die Finger und sagte kein Wort, bis Amory das Zimmer verlassen hatte.
    »Ich
bin sehr bestürzt, Mr. Holman .« Seine Stimme war
leise, kaum mehr als ein Flüstern. »Wenn Sie, wie Sie behaupten, beweisen
können, daß Tolver seit mehr als drei Wochen tot ist,
dann kann er Miss Smith’ Tochter nicht entführt haben.«
    »Ganz
recht«, pflichtete ich bei. »Miss Smith’ Tochter ist niemals entführt worden.
Ihre eigene Mutter hat sie aus der Schule in der Schweiz weggenommen, sie
heimlich hierhergebracht und sie Miss Bentons Obhut übergeben, um sie so in
Sicherheit zu bringen.«
    »Wollen
Sie behaupten, sie hat mich hereingelegt?«
    »Vielleicht
blieb ihr nichts anderes übrig. Ich würde, was Miss Smith anbelangt, nicht zu
voreiligen Schlüssen kommen«, sagte ich.
    »Ich
würde in diesem Augenblick sehr gern lachen, aber ich schaffe es nicht.« Er
strich sich mit der Spitze seines rundlichen Zeigefingers über den Schnurrbart.
»Vielleicht sollten wir zu den anderen hinübergehen?«
    Alles
saß wartend da, als wir den Vorführraum betraten. Emmanuel setzte sich allein
in die vorderste Reihe. Ich schaltete den Projektor ein und legte den Film ein.
Dann knipste ich das Licht aus und ließ den Film laufen. Es hat mir noch nie
Spaß gemacht, einen Film zweimal anzusehen, und so rauchte ich währenddessen
gemütlich eine Zigarette und konzentrierte mich lediglich auf den
interessantesten Teil — die letzten zehn Sekunden. Die Leinwand wurde leer, ich
schaltete den Projektionsapparat aus und das Licht wieder ein. Alle saßen da,
wo sie gesessen hatten, und starrten stur auf die leere Leinwand, als hofften
sie auf einen lustigen bunten Zeichentrickfilm.
    Ungefähr
zehn Sekunden später stand Emmanuel auf und drehte sich langsam um, so daß er
die anderen ansah.
    »Nun
wissen wir also, wie Tolver gestorben ist und wer ihn
umgebracht hat. Der Mann, der Miss Smith’ Tochter entführt hat, war tot, bevor
die Entführung stattfand. Vielleicht spielte das gar keine Rolle.« Er lachte
kurz. »Weil es nämlich überhaupt nicht geschehen ist. Es sei denn, Sie
bezeichnen es als Entführung, wenn eine Mutter ihr Kind von der Schule nimmt
und es der Obhut ihrer Privatsekretärin überläßt .«
    Chloe Benton wandte plötzlich den Kopf und zischte:
»Wenn es auf der Welt irgendeine Gerechtigkeit gäbe, Holman ,
lägen Sie jetzt in dieser Scheune neben Tolver !«
    »Vielleicht.«
Ich zuckte die Schultern. »Nachdem ich jetzt diesen Film zum zweitenmal gesehen habe, fasziniert mich etwas daran. Es
handelt sich um einen Stummfilm, also konnten wir den Knall, als Miss Smith die
Pistole abgedrückt hat, nicht hören. Wir sahen aber eine Rauchwolke aus dem
Lauf kommen. Wir sahen den entsetzten Ausdruck auf Tolvers Gesicht, als er realisierte, daß auf ihn geschossen worden war. Wir sahen, wie
seine Beine unter ihm nachgaben, als er halb auf den Toilettentisch fiel, und
dann, wie er abglitt und auf den Boden stürzte. Was wir nicht gesehen haben,
ist Blut.«
    »Mr. Holman «, sagte Emmanuel mit brüchiger Stimme. »Sie
machen die Verwirrung nun vollkommen.«
    »Angenommen,
jemand, der Miss Smith nicht sehr gut leiden kann, hat einem anderen
vorgeschlagen — der seinerseits Tolver nicht sehr gut
leiden mochte — , es gäbe da eine Möglichkeit, nicht nur alte Rechnungen zu
begleichen, sondern auch einen Haufen Geld dabei zu verdienen? Also wurde alles
bis ins Detail geplant. Die beiden wußten, daß Tolver in Miami und dazu fast pleite
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