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Weiß (German Edition)

Weiß (German Edition)

Titel: Weiß (German Edition)
Autoren: Harper Ames
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Ein kleines Geständnis zu Beginn …
    Mein Name ist Lewin und ich komme aus einer kleinen Stadt namens Weiß. Diese Stadt liegt irgendwo am anderen Ende der Welt und Du wirst sie niemals zu Gesicht bekommen. Du wirst niemals auf einer ihrer Straßen herumlaufen, in einem ihrer Läden einkaufen oder mit einem ihrer Einwohner sprechen. Und du wirst auch niemals jemanden treffen, der je etwas in der Art getan hat. Der Grund dafür ist, dass es die Stadt Weiß nicht mehr gibt. Sie ist untergegangen mit all ihren Bewohnern. Jeder Baum, jedes Haus und jeder Briefkasten wurde vernichtet. Zerstört. Ausradiert. Ich selbst wurde nicht nur Zeuge dieses Untergangs, sondern bin gleichzeitig auch der einzige Überlebende. Ich habe gesehen, wie jedes noch so kleine Fitzelchen dieser Stadt vom Erdboden getilgt wurde. Der Anblick verfolgt mich noch heute. Er lässt mich nicht los. Hat sich in mein Gehirn gebrannt.
    Du fragst Dich jetzt wahrscheinlich, welche Katastrophe dazu geführt haben könnte, dass eine ganze Stadt von der Bildfläche verschwunden ist. Und wie um alles in der Welt es ausgerechnet mir möglich war, das zu überleben. Die Antwort ist erschreckend einfach: Ich bin für den Untergang der Stadt Weiß verantwortlich. Ich habe jeden Baum, jedes Haus und jeden Briefkasten vernichtet. Ja, ich persönlich habe jeden einzelnen Einwohner dieser gottverfluchten Stadt auf dem Gewissen.
    Und ich bin verdammt nochmal stolz darauf!
    Ich weiß, ich weiß, das muss sich für Dich erschreckend anhören. Unmenschlich und Kalt. Du denkst an die vielen Menschen, die meinetwegen nicht mehr sind; an ihre Schmerzen, ihr Leid und ihre Angst. Du denkst vermutlich auch, dass ich den Verstand verloren haben muss. Du denkst, ich sei die Ausgeburt des Bösen. Ein Wahnsinniger. Ein Mörder.
    Und n atürlich hast Du damit Recht.
    Ich bin ein Mörder. Und ein Lügner. Das kann ich nicht leugnen. Vielleicht bin ich sogar auch wahnsinnig. Verrückt. Mental beschädigt. Aber Du musst mir glauben, dass ich für alles, was ich getan habe, einen Grund hatte. Die Stadt Weiß war nämlich nicht das, was sie vorgab zu sein und ich habe der Menschheit, verdammt nochmal, einen Gefallen getan, als ich sie vernichtet habe. Wenn Du mir nicht glaubst, dann ließ meine Geschichte, sie wird hier erzählt. Denn meine Geschichte ist gleichzeitig auch die Geschichte vom Untergang der Stadt Weiß.

Teil 1 : Der Morgen
Eins
    Seine Füße rutschten über den warmen Sand. Lewin wusste, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis er auf dem lockeren Boden den Halt verlieren und stürzen würde. Er warf einen Blick auf die Schatten, die rechts und links von ihm über die Straße glitten. Sollten diese Schatten ihn erreichen, wären ein paar aufgeschlagene Knie sein geringstes Problem.
    Lewin fluchte und unterdrückte den Impuls sich umzudrehen. Die Schatten genügten als Beweis für die Existenz seiner Verfolger. Ihnen in die Gesichter zu sehen, würde ihn nur langsamer machen. Und ängstlicher.
    Seine Augen scannten die vor ihm liegende Umgebung. Er keuchte. Seine Lungen brannten und er verfluchte jede einzelne Zigarette, die er während der letzten Tage aus purer Langeweile geraucht hatte. In seinem Kopf arbeitete es. Ihm musste schleunigst etwas einfallen. Gut hundert Meter vor ihm lag die letzte Biegung dieser Straße und damit auch der Fluss. Von da aus führte der Weg nur noch in den Sumpf und dort würden die Mistkerle ihn sofort erwischen. Seine einzige Chance war es, sie direkt in der Stadt abzuhängen. Sich um ein paar Häuserecken zu drücken und anschließend in einem Garten zu verschwinden. So wie er es immer tat. Dafür musste er allerdings eine schnelle Lösung finden, denn je länger er überlegte, desto näher kam der Fluss.
    Lewin spürte wie Panik ihre scharfen Krallen um seinen Hals legte. Er musste ruhig bleiben. Sein Blick fiel auf zwei marode Holzhäuser zu seiner Linken. Zwischen diesen beiden Häusern führte ein schmaler Gang auf eine der Hauptstraßen. Von dort aus kannte er ein paar Schleichwege, die er mit ein wenig Vorsprung locker erreichen konnte. Er wusste aber auch, dass in diesem Gang häufig Fahrräder abgestellt wurden. Sollte dies heute auch der Fall sein, konnte er genauso gut stehenbleiben und sich sofort ergeben. Er würde keine Zeit haben, über die Fahrräder zu klettern, bevor die Anderen ihn erreichten. Andererseits ging die Anzahl an Möglichkeiten, die er noch ausschöpfen konnte, bevor der Fluss ihm den Weg abschnitt,
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