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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf
Autoren: Craig Russell
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Absender?«
    »Selbstverständlich nicht.«
    »Wie erfuhr der Absender dann von Ihrer neuen Adresse? Was ist mit Ihrer Mutter? Wer immer diese Zahlungen an Sie leistet, muss von Ihren Eheschließungen erfahren haben. Könnte es sein, dass Ihre Mutter wusste, wer es war?«
    »Nein. Sie war so überrascht wie wir …«
    »… wir haben beide im selben Jahr geheiratet, und die nächsten Briefe kamen an unsere neuen Adressen …«
    »… mit zusätzlichen fünfhundert Pfund jeweils.«
    »Ich muss sagen, Ladys, das klingt mir sehr nach dem Verhalten eines flüchtigen, aber reumütigen Vaters. Besonders, wenn Sie die Bedeutung des Datums einbeziehen. Sie sind beide sicher, dass es Ihr Vater ist, der dort aufgefunden wurde?«
    »So sicher, wie man sein kann.«
    »Und unsere Mum sagte einmal, sie hätte nie geglaubt, dass das Geld von Daddy kam.«
    »Aha?«, fragte ich. »Wieso nahm sie das an?«
    »Sie sagte …«
    »… immer …«
    »… wenn Daddy noch lebte, würde er uns zu sich holen, egal, wo er sei. Damit wir wieder eine Familie wären.«
    »Vielleicht war ihm das nicht möglich«, erwiderte ich. Ich erwähnte mit keinem Wort Joes Ruf als Frauenheld – die Zwillinge waren höchstwahrscheinlich nicht seine einzigen Nachkommen. »Ich meine damit nicht, weil er tot war, sondern weil er nicht riskieren konnte, nach Glasgow zu kommen und von der Polizei entdeckt zu werden. Dreitausend Pfund im Jahr ist eine gewaltige Summe, und bei allem Respekt glaube ich nicht, dass sich ein gut situierter, aber anonymer Philanthrop insgeheim um Sie kümmert.«
    Die Zwillinge runzelten die Stirn, und ich vereinfachte mein Vokabular wieder auf Glasgower Niveau. Manchmal kenne ich einfach mehr Fremdwörter, als gut für mich ist.
    »Sie behaupten also, dass es nicht Daddy ist, den sie im Fluss gefunden haben?« Isa sprach für sie beide, und zwar in einem energischen Ton, den sie zuvor noch nicht angeschlagen hatten. Vielleicht war sie die Ältere. Die Reihenfolge der Geburt, selbst wenn es nur Minuten oder Sekunden geht, ist Zwillingen wichtig, habe ich mal gehört. Aber möglicherweise hatte gerade auch Violet zu mir gesprochen.
    »Die Wahrheit ist, dass ich es wirklich nicht weiß«, erwiderte ich. »Sagen Sie, hat eine von Ihnen je versucht, die Briefe zu ihrem Absender zurückzuverfolgen?«
    »Bis jetzt haben wir darüber absolutes Stillschweigen bewahrt …«
    »… weil wir glaubten, die Briefe kämen von Daddy.«
    »Wir wollten keinen Staub aufwirbeln …«
    »… und nichts tun, was die Polizei zu ihm führen konnte.«
    »Das ist verständlich«, sagte ich und fügte in einem Ton, der zu verstehen gab, dass in dieser Hinsicht absolute Klarheit vonnöten war, hinzu: »Sie möchten also, dass ich herausfinde, wer Ihnen das Geld schickt?«
    »Das ist richtig.«
    »Selbst wenn mich das zu Ihrem Vater führt, der wegen der schlimmsten Verbrechen gesucht wird, wegen denen man gesucht werden kann?«
    Identisches Stirnrunzeln. Dann ein nachdrückliches »Ja«.
    »Ehe wir den nächsten Schritt tun«, sagte ich, »noch etwas: Wenn es nicht Ihr Vater ist, der auf dem Grund des Clydes lag, und meine Ermittlungen mich zu Ihrem Vater führen und er lebt, dann muss ich die Polizei verständigen.«
    Isa und Violet sahen einander an, dann wandten sie sich wieder mir zu. »Wir haben gehört, Sie seien …«
    »… diskret … «
    »… und ständen mit der Polizei nicht auf gutem Fuß.«
    »Tatsächlich?« Ich beugte mich vor. »Und wer hat Ihnen das gesagt?«
    »Wir haben herumgefragt …«
    Ich musterte sie kurz. Trotz des niedlich-albernen Zwillingsschauspiels, das sie aufführten, waren und blieben sie die Töchter eines legendären Glasgower Gangsters. Allmählich entstand in mir eine Vorstellung, wo genau sie nach meinen Referenzen gefragt hatten.
    »Bei einer kleinen Verletzung des gesetzlichen Wortlauts in die andere Richtung zu sehen ist eine Sache, Ladys. Aber die Justiz zu behindern, einen Schwerverbrecher nicht zu melden oder Beihilfe nach bewaffnetem Raubüberfall und Mord zu leisten ist etwas ganz anderes. Außerdem kann man mich nicht engagieren, damit ich Gesetze breche«, sagte ich mit solcher Überzeugung, dass ich mir sogar selbst glaubte.
    »Unser Daddy ist tot, Mr. Lennox …«
    »… und wir möchten wissen, wer uns das Geld schickt.«
    Ich nahm mir einen Augenblick Zeit, um über das nachzudenken, was sie gesagt hatten. Der Groschen fiel.
    »Sie wollen also, dass ich herausfinde, wer Ihnen das Geld schickt, denn wenn es
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