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Lenas Flucht

Lenas Flucht

Titel: Lenas Flucht
Autoren: Polina Daschkowa
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Verbrechen. Wie gern möchten wir ihnen glauben.«
    Sie gingen ins Restaurant zurück. Steven, der über dem Kaffee eingenickt war, fuhr hoch.
    »Ich habe schon bezahlt«, teilte er ihnen mit.
    »Aber das war doch meine Einladung!« empörte sich Sweta.
    »Entschuldigen Sie, Lady. Sie mögen mich ja für einen Chauvi halten, wie sich die heutigen Feministinnen auszudrücken pflegen, aber ich bin ein Mann alter Schule. Ich bin es nicht gewohnt, mir von einer Dame im Restaurant die Rechnung bezahlen zu lassen.«
     
    Im Auto fragte Sweta auf russisch: »Warum habt ihr denn die Hütte angesteckt?«
    »Das waren wir nicht. Wir sind auf den Strand hinausgelaufen und haben erst von dort den Rauch gesehen. Wir wußten gar nicht, was da brennt.«
     
    Sweta betrat ihr Studio, so leise sie konnte. Arseni schlief zusammengerollt auf dem kleinen Küchensofa. Nur noch die Dusche, und dann ins Bett, dachte sie. Lange hatte sich Sweta nicht so zerschlagen gefühlt.
    Als sie mit feuchtem Haar, nackten Füßen und nur mit einem langen weißen T-Shirt bekleidet aus dem Badezimmer kam, saß Arseni auf dem Fußboden und blickte sie mit seinem gesunden, sehr blauen Auge listig an.
    »Wo ist mein ›Hundepaket‹?«
    »Im Kühlschrank. Steven, mitfühlend wie er ist, hat dir sein halbes Schnitzel und ein Stück Apfeltorte übriggelassen.«
    »Gegen ein Nachtmahl hätte ich nichts einzuwenden.«
    »Das wird wohl eher ein Frühstück. Aber kümmere dich selber darum. Ich will schlafen.«
    »Hervorragend. Dann schlafen wir eben zusammen.«
    »Na, du bist mir ja einer! Und wenn ich etwas dagegen habe?«
    »Dann wehr dich!«
    Arseni nahm Sweta auf die Arme. Sie wehrte sich nicht.

Fünfundzwanzigstes Kapitel
    Daß der Doktor aufgeflogen war, erfuhr Weiß aus den Abendnachrichten des Senders »Freies Europa« aus Washington. Tante Polja hatte ihm ein altes Radio geliehen, an dem er aus Langerweile herumdrehte und hörte, was er gerade fand.
    Zuerst wollte Weiß seinen Ohren nicht trauen. Wer? hämmerte es in seinem Kopf. Wer brachte es fertig, den Doktor samt seinen Leuten abzuschießen wie Spatzen?
    Die ganze komplizierte, bislang tadellos funktionierende Konstruktion, die Weiß aufgebaut hatte, zerfiel in wenigen Tagen vor seinen Augen. Es war, als ob ein Wirbelsturm alles hinwegfegte, was er sich in Jahren mühsamer Arbeit geschaffen hatte. Nein, das war kein Wirbelsturm, keine sinnlose Naturgewalt! Schuld an allem war diese Lena Poljanskaja.
    Weiß trat ins Vorhäuschen hinaus und steckte sich eine Zigarette an. Als er sich etwas beruhigt hatte, widersprach er sich selbst: Es konnte nicht die Poljanskaja gewesen sein, die ihre Killer losgeschickt hatte, um den Doktor zu beseitigen. Nicht sie hatte Amalia Petrowna so elegant aus dem Weg geräumt. Und es war auch nicht sie, die den Killer in der Schmidtstraße ausgeschaltet hatte und ihn, Weiß, von Profis beobachten ließ …
    Er beschwor sich selbst: Sei kein Idiot, laß dich nicht verwirren, denk nach und finde einen Ausweg!
    Er zweifelte nicht daran, daß der Hexer bereits vom Schicksal des Doktors wußte. Jetzt bedeutete er, Weiß, ihm gar nichts mehr. Sollte er versuchen, mit ihm Kontakt aufzunehmen? Der Hexer war nicht dumm und wußte genau, daß das Präparat sein Geld wert war. Summen, die selbst diesem Mafia-Boss, traumhaft erscheinen mußten. Er konnte auch versuchen, noch einmal ganz von vorn anzufangen. Zunächst galt es abzuwarten, bis Gras über die Sache gewachsen war. Aber diese Poljanskaja mußte weg, die ihm wie ein Splitter im Auge saß.
    Und überhaupt – er konnte durchaus auf den Hexer setzen. War der schlechter als der Doktor? Im Grunde konnte es ihm gleich sein, unter welchem Dach er die Sache durchzog.
    Hatte doch der Hexer schon mehrfach angedeutet, daß seine Leute nicht nur als Kuriere taugten. Aber der Doktor hätte keine Konkurrenz geduldet. Der Hexer und er kannten sich lange, hatten immer Neutralität gewahrt, zumindest nach außen. In den vergangenen zwei Jahren hatte der Doktor aber in einer andere Liga gespielt als der Hexer …
    Den Doktor gab es nun nicht mehr. Sicher hatte der Hexer nichts dagegen, seinen Platz einzunehmen.
     
    »Und wie geht es nun weiter mit dir?« fragte Sweta, als sie Arseni und sich Kaffee einschenkte.
    Nach einer stürmischen Nacht hatten sie bis zwei Uhr mittags geschlafen und setzten sich jetzt gegen halb vier zum Frühstück nieder.
    »Bei San Francisco gibt es ein orthodoxes Mönchskloster. Der Abt, Archimandrit Wladimir
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