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Lektionen (German Edition)

Lektionen (German Edition)

Titel: Lektionen (German Edition)
Autoren: Madeline Moore
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entgegengekommen.»
    Sarah lachte. «Danke.»
    «Hab den Historiker nie als abartigen Rohling ausgemacht.»
    «Es war nicht David. Wir sind auseinander.»
    Christophers Gesicht hellte sich auf. «Klasse! Tut mir leid, wenn du traurig bist, aber er war nicht der Richtige für dich. Aber wer –»
    «Vergiss es!»
    «Okay. Dann sag mir einfach, warum.»
    «Warum, was?»
    «Warum du dich gern – weißt schon – schlagen lässt.»
    «Keine Ahnung.»
    «Wirklich nicht?» Christopher hob die Brauen. «Eine Denkergröße wie du ohne einen Schimmer?»
    «Nicht wirklich. Es geht nicht um den Umgang mit Misshandlungen in der Kindheit. So viel weiß ich. Auch nicht um mangelndes Selbstwertgefühl. Wenn überhaupt, ist mein Selbstwertgefühl ein bisschen zu ausgeprägt.»
    «Vielleicht ist es eine Erleichterung, erniedrigt zu werden.»
    «Tja. Ist mal was anderes, verstehst du? Mein ganzes Leben lang wurde mir gesagt, ich sei gut und schlau. Und ich hab’s geglaubt.»
    «Na, ist doch wahr.»
    «Schön. Ich glaube, ich tue einfach gern so, als wäre ich schlecht und blöd. Ich denke andauernd, genau wie du. Wenn man aber solchem Schmerz ausgesetzt ist und vielleicht auch noch ein paar Demütigungen zu hören bekommt, das kannst du mir glauben, findet kein bewusstes Denken mehr statt. Nur noch Empfindung.» Sie hob die Schultern. «Wie erklärt man, was einen Menschen anmacht? Es gibt viele Wege, Sexualität auszudrücken, was für mich in Ordnung geht, ob ich es nun verstehe oder nicht. Weißt schon, solange es im gegenseitigen Einverständnis geschieht, zwischen Erwachsenen. Ist das so, hab ich weitgehend die Haltung: ‹Alles, was dir Auftrieb gibt›, und lass es auf sich beruhen.»
    Christopher stand auf. Obwohl es Frühling war, trug er Pullover und lange Jeans. Er streckte sich und schob eine Hand in seine vordere Hosentasche. «Wenn du’s gern grob hast, will ich’s damit versuchen. Ich hab’s im Netz nachgeschlagen. Könnte durchaus Spaß machen, dir den Po zu versohlen. Ernsthaft. Wir können gleich mal damit anfangen.»
    Der Begriff «Bohnenstange» kam Sarah in den Sinn. Was war Christopher doch für ein Süßer! Sie konnte sich ihn nur zu gut in seiner heimatlichen Umgebung vorstellen mit nichts an als abgeschnittenen Jeans. Mjam!
    Christopher holte ein Taschenmesser hervor und machte eine Schau daraus, die Bäume auf dem Grundstück zu begutachten. Als er das Gesuchte fand, machte er sich mit dem Messer an einem dünnen Ast zu schaffen. «Du kriegst eine gehörige Tracht mit der Gerte von mir, kleines ungezogenes Mädchen», sagte er.
    Sarah schmunzelte. Es war sexy, ihn die Blätter vom Ast rupfen zu sehen. Und es würde ein prima Perkussionsinstrument abgeben. Sie konnte es schon regelrecht fühlen. Vielleicht …
    Christopher fing an, den Baum mit der Gerte zu traktieren. «Nimm das! Und das! Ich bin Luke Skywalker, und der sagt, das Imperium muss sterben!»
    «Christopher …»
    «Wer ist nun dein Daddy, Darth Vader? Wie war das? Du bist mein Daddy? Argh!» Christopher tat so, als spießte er sich auf dem Ast auf. Er zerbrach. «Verdammt.»
    Sarah ging zu ihm hinüber und hielt ihn auf, ehe er weiteres Astwerk schänden konnte. «Deine Schuld bei mir ist beglichen worden, Christopher.»
    «Ich weiß. Und nochmals danke für das Darlehen.»
    «Es war kein Darlehen.»
    «Nun, ich habe vor, es dir zurückzuzahlen, wenn ich eine Berühmtheit geworden bin.»
    «Und wie wir alle wissen, gibt’s ja so viele Philosophen-Promis.»
    «Ich werde der Erste sein. Pass auf, wenn ich erst die Runde durch die Talkshows mache.» Christopher grinste. «Komm doch mit!»
    «Ich kann nicht. Danke für das Angebot, aber ich kann nicht. Fürs Erste muss ich mal Pause von Beziehungen machen. Ich muss mal, weiß nicht –»
    «Nachdenken?»
    «Ja.»
    Sie lachten. Beide wussten, gleich, was sie in Zukunft tun würden, ob im Schnellrestaurant kellnern oder Vorlesungen im Elfenbeinturm halten, sie würden über Theorien und Konzepte grübeln, denen die meisten Leute nicht einen Gedanken widmen würden, zu schweigen von zweien.
    «Dann ist das für heute unser Lebewohl, süße Sarah Meadows.»
    Christopher schlang die Arme um sie.
    Seine vollen Lippen berührten ihre. Ungebärdige Jugendliche fingen an, sie mit lüsternen Bemerkungen und überflüssigen Ratschlägen anzufeuern. Sie trennten sich lachend voneinander.
    «Anfänger!», neckte Christopher die Krakeeler. «Passt gut auf, dann lernt ihr was!»
    «He du», sagte Sarah.
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