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Ball der Versuchung

Ball der Versuchung

Titel: Ball der Versuchung
Autoren: Rachel Caine
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    Selbst nach Morganviller Maßstäben hätte Claires Tag wohl kaum schlimmer anfangen können... und dann wollten die Vampire, von denen sie als Geisel gehalten wurden, auch noch Frühstück.
    »Frühstück?«, wiederholte Claire verdutzt. Sie warf einen Blick zum Wohnzimmerfenster, nur um sich zu vergewissern, dass - ja, draußen war es noch immer dunkel. Und es wurde immer dunkler.
    Die drei Vampire schauten sie an. Es war schon schlimm genug, diese Art von Aufmerksamkeit von den beiden zu bekommen, die ihr noch gar nicht richtig vorgestellt worden waren - ein Mann und eine Frau, beide auf gespenstische Art gut aussehend. Aber als sich die kalten Augen des alten Mr Bishop auf sie richteten, hätte sie sich am liebsten in einer Ecke zusammengerollt und versteckt.
    Sie hielt seinem Blick volle fünf Sekunden stand, dann schaute sie zu Boden. Sie konnte geradezu fühlen, dass er lächelte. »Frühstück«, sagte er leise. »Frühstück ist das, was man morgens zu sich nimmt. Wann Morgen ist, entscheidet bei uns Vampiren nicht der Sonnenaufgang. Im Übrigen nehme ich Eier.«
    »Rührei oder gewendetes Spiegelei?«, fragte Claire und versuchte dabei, nicht so nervös zu klingen, wie sie war. Sag nicht gewendetes Spiegelei. Ich weiß nicht, wie man gewendete Spiegeleier macht. Ich weiß nicht mal, warum ich das gesagt habe. Sag nicht gewendetes Spiegelei...
    »Rührei«, sagte er und Claire atmete erleichtert aus. Mr Bishop hatte sich in dem bequemen Sessel im Wohnzimmer niedergelassen, in dem ihr Mitbewohner Michael gewöhnlich saß, wenn er Gitarre spielte. Anders als bei Michael wirkte der Sessel bei Mr Bishop jedoch wie ein Thron. Das lag teilweise auch daran, dass alle anderen standen - Claire neben ihrem Freund Shane, der nicht von ihrer Seite wich; ein Stückchen von ihnen entfernt Eve und Michael, Hand in Hand. Claire riskierte einen Blick auf Michael. Er sah... gefasst aus. Wütend, klar, aber zumindest hatte er sich im Griff.
    Um Shane machte sich Claire da schon mehr Sorgen. Er hatte immer wieder bewiesen, dass er handelte, bevor er nachdachte, zumindest dann, wenn es um die persönliche Sicherheit derer ging, die ihm am Herzen lagen. Sie ergriff seine Hand und er warf ihr einen schnellen, finsteren Blick zu, der schwer zu deuten war.
    Nein, bei ihm war sie sich ganz und gar nicht sicher.
    Mr Bishops Stimme erregte wieder ihre Aufmerksamkeit, als er sie anblaffte. »Hast du Amelie gesagt, dass ich da bin, Mädchen?«
    Das war Bishops erster Befehl gewesen - seiner Tochter mitzuteilen, dass er in der Stadt ist. Seiner Tochter? Amelie - die oberste Vampirin Morganvilles - wirkte nicht menschlich genug, um Verwandtschaft zu haben. Auch nicht Angehörige, die so Furcht einflößend waren wie Mr Bishop. Bei Amelie dachte man an nichts als Eis und Kristall.
    Er wartete auf eine Antwort und Claire stieß hastig hervor: »Ich habe sie angerufen. Die Mailbox war dran.« Sie versuchte, nicht allzu defensiv zu klingen. Bishops Augenbrauen zogen sich zu einer finsteren Miene zusammen.
    »Ich nehme an, das bedeutet, dass du eine Art Botschaft hinterlassen hast.« Sie nickte stumm. Seine Finger trommelten ungeduldig auf die Armlehne. »Na schön. Wir essen, während wir warten. Rührei, wie ich schon sagte. Dazu Speck, Kaffee...« »Kekse«, sagte die Frau, die an seinem Sessel lehnte. »Ich mag Kekse. Und Honig.« Die Vampirin hatte einen breiten, schleppenden Akzent, nicht direkt einen Südstaatenakzent, aber irgendwie auch wieder doch. Mr Bishop warf ihr einen nachsichtigen Blick zu, so wie ein Mensch sein Haustier anschauen würde. Sie hatte ein eisiges Glitzern in den Augen und bewegte sich so geschmeidig und leise, dass sie keinesfalls als normaler Mensch durchging. Das verbarg sie auch nicht, wie es viele Vampire in Morganville versuchten.
    Die Frau lächelte und heftete ihre dunklen Augen auf Shane. Claire gefiel nicht, wie sie ihn anschaute. Es wirkte... gierig. »Kekse«, stimmte Mr Bishop mit einem verschrobenen Lächeln zu. »Und um dich noch mehr zu verwöhnen, mein Kind, gestehe ich dir auch noch Pudding zu.« Sein Lächeln verschwand, als er sich wieder den vieren zuwandte, die vor ihm standen. »Dann macht euch mal an die Arbeit, aber ein bisschen plötzlich.«
    Shane packte Claire an der Hand und zerrte sie förmlich in Richtung Küche. So schnell er sich auch bewegte - Michael war zuerst da und schob Eve durch die Tür. »Hey!«, protestierte Eve. »Ich geh ja schon!«
    »Je schneller, desto
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