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Ball der Versuchung

Ball der Versuchung

Titel: Ball der Versuchung
Autoren: Rachel Caine
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Hinweise noch direkte Anweisungen ernst genommen. Vielleicht hatte sie das von ihren Eltern geerbt, zusammen mit der hellen Haut und dem leicht lockigen Haar. Zur Verteidigung ihrer Eltern musste man aber sagen, dass Mr Bishop ihre Gedanken manipuliert hatte.
    Und sie hatten Angst um sie .
    Sie schaute zu, wie ihre Eltern Michael in das andere Zimmer folgten, und half dann Eve, die Eier, den Speck und die Kekse auf Serviertellern - sehr schönen übrigens - anzurichten. Der klumpige Pudding war nicht mehr zu retten. Sie gossen ihn in eine Schüssel und hofften das Beste. Schweigend trugen sie dann alles hinaus in den Essbereich, der eigentlich aus einer Ecke des Wohnzimmers bestand.
    Claire war wieder einmal überrascht, wie die Stimmung des Hauses von einem Augenblick auf den anderen umschlagen konnte. Das passierte immer mal wieder in den seltsamsten Momenten. Nicht nur die Stimmung der Leute darin - sondern die des Hauses selbst. Im Augenblick fühlte es sich finster, kalt und voller Vorahnungen an. Beinahe feindselig. Und doch schien sich dieses dunkle Gefühl gegen die eingedrungenen Vampire zu richten.
    Das Haus war beunruhigt und auf der Hut. Das solide viktorianische Mobiliar duckte sich, gekrümmt und deformiert, und hatte nichts Warmes und Einladendes an sich. Selbst die Lichter schienen gedämpft und Claire konnte beinahe so etwas wie eine Präsenz fühlen - wie damals, als sie manchmal Michael spüren konnte, wenn er als Geist im Haus gefangen war. Die feinen Haare auf ihren Armen stellten sich auf und sie bekam Gänsehaut.
    Claire stellte die Eier und den Speck auf den Holztisch und trat zurück. Niemand forderte sie, Eve und Shane auf, sich zu setzen, obwohl es noch freie Plätze am Tisch gab; sie fing Eves Blick auf und sie zogen sich wieder in die Küche zurück, dankbar, entkommen zu können. Michael blieb am Tisch und verteilte Essen auf die Teller. Er servierte. Sein Gesicht war blass und angespannt, in seinen Augen lag eine kalte Angst, und - oh Gott, wenn Michael schon panisch war, dann gab es definitiv einen Grund, total durchzudrehen.
    Sobald sich die Küchentür wieder geschlossen hatte, packte Shane Claire und Eve und drängte sie in die entfernteste Ecke des Raumes. »Okay«, flüsterte er. »Jetzt ist es offiziell - das hier wird jetzt mehr als nur unheimlich. Fühlt ihr es auch?«
    »Ja«, hauchte Eve. »Wow. Ich glaube, wenn das Haus Zähne hätte, würde es jetzt zubeißen. Ihr müsst zugeben, dass das cool ist.«
    »Cool bringt uns jetzt nicht weiter. Claire?«
    »Was?« Sie starrte ihn ein paar lange Augenblicke verständnislos an, dann sagte sie: »Oh. Klar. Ja. Ich rufe Amelie noch mal an.« Sie kramte ihr Handy aus der Tasche. Es war neu, und als sie es bekommen hatte, waren schon einige wichtige Nummern darauf gespeichert. Eine davon - die erste auf Schnellwahl wohlgemerkt - war die Nummer von Amelie, der Gründerin von Morganville.
    Die oberste Vampirin. Für Claire eine Art Boss. In Morganville war Patron der Fachbegriff dafür, aber Claire hatte von Anfang an gewusst, dass es lediglich ein höflicheres Wort für Besitzer war.
    Es klingelte und wieder erreichte sie nur die Mailbox. Claire hinterließ eine weitere hastige, halb verzweifelte Nachricht, in der sie sagte, dass Amelie schnell zu ihnen kommen solle, sie bräuchten ihre Hilfe, dann legte sie auf. Stumm sah sie Eve an, die seufzend das Telefon nahm und eine andere Nummer wählte.
    »Ja, hi«, sagte sie, als jemand abnahm. »lch möchte mit dem Boss sprechen.« Es folgte eine längere Pause und Eve sah aus, als würde sie sich für etwas wirklich Unangenehmes stählen.
    »Oliver. Hier ist Eve. Mach dir nicht die Mühe zu sagen, wie schön es ist, von mir zu hören, denn das ist es nicht. Ich rufe geschäftlich an, also spar dir den Bullshit. Moment.«
    Eve reichte das Telefon an Claire weiter. Claire runzelte die Stirn und formte ein Bist du sicher? mit den Lippen. Eve machte eine nachdrückliche Geste mit abgespreiztem Daumen und kleinem Finger neben ihrem Kopf, wie ein Telefon, das sie sich ans Ohr hielt.
    Claire übernahm das Gespräch widerwillig.
    »Oliver?«, fragte sie. Am anderen Ende der Leitung hörte sie ein leises, träges Lachen.
    »Nun«, sagte er. Der Besitzer des Common Grounds, einem Cafe in der Stadt, hatte eine warme Stimme - die Art von Stimme, die sie zu der Annahme bewogen hatte, es handle sich einfach um einen rundum netten Typen, als sie ihn das erste Mal getroffen hatte. »Wenn das mal nicht die
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