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Ball der Versuchung

Ball der Versuchung

Titel: Ball der Versuchung
Autoren: Rachel Caine
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gezwungen, untätig zuzusehen, wie das Spendenzentrum brennt. Hast du überhaupt eine Ahnung, was da gerade los ist?«
    »Langfristiges Denken«, sagte Claire. Er schaute sie finster an. »Nein, nicht wirklich. Aber beim Schach schafft man Lücken, um den Gegner dazu zu bringen, einen falschen Zug zu machen.«
    »Schach«, sagte Richard angewidert. »Ich spreche von Menschenleben . Kind, du fängst an, mir Angst zu machen.«
    »Ich mache mir selber Angst«, sagte Claire. Sie fühlte sich nicht wie ein Kind. Sie fühlte sich eine Million Jahre alt und sehr müde. »Bringen Sie mich einfach nach Hause.«
    Denn sie würde Amelie jetzt sagen müssen, dass sie Myrnin gerade allein in Bishops Gewalt zurückgelassen hatte.
    ***
    Amelie hatte sich aufgesetzt, als Claire in Begleitung von Richard Morrell ankam. Der wurde sofort von seiner Schwester und seinem Vater mit Beschlag belegt, umarmt und nach Informationen ausgequetscht. Amelie sah nicht gut, aber immerhin lebendig aus.
    Auf ihre Art.
    Claire empfand kein Mitleid für sie.
    »Myrnin«, sagte sie. »Sie haben ihn benutzt.«
    Sam, der auf Amelies Armlehne saß, schaute sie finster an. »Nicht. Sie ist sehr erschöpft.«
    »Na ja, wir haben alle unsere Probleme.« Claire schüttelte auch Michaels Hand ab. »Bishops Blut ist das Heilmittel. Sie und Myrnin hatten recht.«
    Amelies Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Sie sah kalt, unnahbar und distanziert aus.
    Plötzlich spürte Claire das wilde Verlangen, ihr wehzutun. Sehr wehzutun.
    Deshalb tat sie es.
    »Bishop ist dort«, sagte sie. »Er hat Myrnin.«
    Amelie richtete ihren Blick auf sie und Claires ganzer Zorn schmolz dahin. »Ich weiß«, sagte Amelie. »Ich kann es fühlen. Wir wussten, dass es ein Risiko sein würde, Myrnin als Strohmann einzusetzen, aber wir mussten etwas unternehmen.«
    »Sie können ihn dort nicht im Stich lassen. Das können Sie nicht«
    Amelie seufzte. »Nein«, stimmte sie zu. »Das kann ich nicht. Ich brauche Myrnin immer noch, unbedingt. Es ist noch viel zu früh im Spiel, um ihn zu opfern.«
    Claire schluckte schwer. »Bedeuten wir Ihnen eigentlich etwas? Irgendeiner von uns?«
    Amelie schaute sich im Zimmer um. Sie schaute zu den Menschen mit den violetten Bandagen um die Ellbogen hinüber, ein Zeichen dafür, dass sie Blut gespendet hatten, um sie zu retten. Zu den anderen Vampiren, die alle auf ihre Befehle warteten.
    »Ihr bedeutet mir alles«, sagte sie. »Das Überleben meines Volkes und deines Volkes war alles, was ich je erreichen wollte, Claire. Deshalb bin ich hierher gekommen. Nur dafür habe ich gearbeitet.« Ihre Augen wurden frostig und die alte Amelie brach wieder durch. »Ich würde Myrnin dafür opfern. Oliver. Sam. Sogar mich selbst. Aber das reicht nicht.«
    Alle im Raum waren still. Shane rückte näher an Claire heran Und sie spürte, dass Eve und Michael direkt hinter ihr standen.
    Aber Amelie starrte geradewegs sie an.
    »Was wirst du opfern, Claire?«, fragte sie. »Um zu gewinnen?«
    »Das ist kein Spiel«, sagte Claire.
    Amelie neigte den Kopf. »Richtig. Es ist Krieg. Und jetzt müssen wir um jedes unserer Leben kämpfen.«
    Claire fasste ihre Freunde an der Hand.
    »Dann sagen Sie uns, was wir tun sollen.«
    Amelie schwieg einen Moment, dann stand sie auf. Claire dachte, dass nur die, die sie wirklich kannten, wussten, was sie das kostete.
    Sie hob ihre Stimme, sodass sie in jedem Teil des Zimmers zu hören war.
    »Wir müssen unsere Kräfte aufteilen«, sagte sie. »Wir dürfen die Gründerinnen-Häuser, das Blutmobil, die Universität und das Common Grounds nicht verlieren. Wir werden standhalten . Denjenigen, die Bishop folgen, wurde die Freiheit zu jagen versprochen. Diejenigen von uns, die stark genug sind, werden verhindern, dass sie von diesem Recht Gebrauch machen. Diejenigen, die Beute sind, werden bewaffnet, um sich selbst zu verteidigen . Das ist keine freiwillige Angelegenheit . Alle Menschen werden bewaffnet und es wird ihnen beigebracht, wie man einen Vampir erledigt.«
    »Von dort gibt es kein Zurück mehr«, sagte Oliver. Seine Stimme klang neutral. Sein Gesichtsausdruck war es nicht. »Du gibst ihnen zu viel.«
    »Ich gebe ihnen Gleichberechtigung«, sagte Amelie. »Möchtest du mit mir darüber streiten? Ausgerechnet jetzt?«
    Nach einer kleinen Pause, in der allen der Atem stockte, schüttelte Oliver den Kopf.
    »Dann geht«, sagte Amelie. »Oliver, Eve, ihr geht ins Common Grounds und haltet es. Sam, wähl für jedes Gründerinnen-Haus
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