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Ball der Versuchung

Ball der Versuchung

Titel: Ball der Versuchung
Autoren: Rachel Caine
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gegeben hatte. Benutze es nur zur Selbstverteidigung .
    Dazu war sie bereit.
    Myrnins Zelle war leer. Der Fernseher war an und es lief eine Spielshow. Claire überprüfte den Kühlraum des Gefängnisses. Dort gab es einen ordentlichen Vorrat an Blut, wenn sie ihn nur dorthin bringen könnte, wo er gebraucht wird.
    Myrnin konnte überall sein.
    Nein , dachte sie. Myrnin konnte nur an etwa zwanzig Orten in Morganville sein, zumindest wenn er die Portale nutzte.
    Sie ging zurück zur Portalwand, konzentrierte sich und formte ein Wurmlochtunnel zum Labor. Dann trat sie hindurch.
    Und da war er.
    Er arbeitete fieberhaft und jede Lampe und Kerze im Raum brannte auf Hochtouren. Er hatte sich nicht damit aufgehalten, sich umzuziehen, aber er hatte den kegelförmigen Hut irgendwo verloren; während Claire ihn beobachtete, geriet einer der weiten weißen Ärmel zu nah an eine Kerze und fing Feuer.
    »Cachiad!«, platzte er heraus. Er riss den Ärmel ab, um ihn auf den Boden zu werfen und die Flammen auszutreten. Verärgert zog er das ganze bauschige Oberteil aus und ließ es ebenfalls fallen.
    Er blickte auf, halb nackt und wild, und bemerkte, dass Claire ihn beobachtete.
    Eine Sekunde lang rührte sich keiner von beiden und dann sagte Myrnin: »Es ist nicht so, wie du denkst.«
    Claire trat von der Tür weg. Sie machte sie zu und ließ das Vorhängeschloss einrasten. »Wenn Sie nicht gewollt hätten, dass Ihnen jemand nachkommt, dann hätten Sie abschließen müssen.«
    »Dafür habe ich keine Zeit und du auch nicht. Möchtest du mir jetzt helfen oder... „
    »Ich habe genug davon, Ihnen zu helfen!«, schrie sie ihn an. Ihre malträtierten Stimmbänder brachen wie gesprungenes Glas und sie hörte, wie purer Zorn durchdrang. »Sie sind geflohen! Sie haben uns alle zurückgelassen, damit wir sterben! «
    Myrnin zuckte zusammen. Er schaute weg, hinunter auf das, womit er bis eben auf dem Labortisch beschäftigt gewesen war. Sie sah, dass er eine Reihe von Objektträgern vorbereitet hatte.
    »Ich hatte meine Gründe«, sagte er. »Ich habe langfristig gedacht, Claire. Amelie versteht das.«
    »Amelie hat einen Pfahl ins Herz bekommen«, sagte sie.
    Er hob langsam den Kopf. »Was?«
    »Bishop hat ihren Tribut bestochen. Jason, Jason hat sie gepfählt.«
    »Nein.« Es war nur ein schwacher Laut. Myrnin schloss die Augen. »Nein, das kann nicht sein. Sie wusste - ich habe es ihr gesagt...« »Sie haben sie dem Tod überlassen!«
    Myrnins Beine gaben nach. Er fiel auf die Knie und schlug die Hände vor das Gesicht; er war ganz still in seinem Schmerz.
    Claire packte das Kreuz, hielt es an ihrer Seite und ging auf ihn zu. Er rührte sich nicht.
    »Lebt sie?«, fragte er.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht.«
    Myrnin nickte. »Dann ist es meine Schuld. Das hätte nicht passieren dürfen.«
    »Und der Rest hätte passieren sollen?«
    »Langfristiges Denken«, flüsterte Myrnin. »Das verstehst du nicht.«
    In der Ecke, in der Myrnin normalerweise las, war ein Schachbrett aufgebaut, das ihr bekannt vorkam. Ein Spiel war aufgestellt und die Figuren waren im Angriff erstarrt. Claires Blick verharrte darauf und eine Sekunde lang sah sie Amelie, wie sie dort mit Myrnin saß und diese Figuren mit weißen, kalten Fingern bewegte.
    »Sie wusste es«, sagte sie. »Sie hat Ihnen geholfen. Nicht wahr?«
    Myrnin stand auf und Claire hielt das Kreuz zwischen sich und ihn. Myrnin würdigte es keines Blickes. Sie schob es näher an ihn heran. Vielleicht hatte es etwas mit Nähe zu tun ?
    Myrnin schloss seine Hand um ihre und nahm ihr das Kreuz weg. Er hielt es in der offenen Hand.
    Kein Brutzeln. Überhaupt keine Reaktion.
    »Kreuze funktionieren nicht«, sagte er. »Wir behaupten alle, sie würden funktionieren, aber das tun sie nicht.«
    Ihr blieb der Mund offen. »Warum?« Na großartig. Ihre letzten Worte würden wie immer Fragen sein.
    »Logischerweise halten sie die Leute davon ab, zu Dingen überzugehen, die uns tatsächlich verletzen würden.« Myrnin zog die Augenbrauen hoch, aber die dunklen Augen darunter waren zurückhaltend und traurig. »Claire. Es war nicht gedacht , dass ich bleibe. Ich sollte für eine Ablenkung sorgen, meine Probe nehmen und gehen.«
    »Probe.«
    Er deutete auf den Labortisch und auf das, womit er gerade beschäftigt war. Claire sah das silbrige Glänzen des Messers, das er mit zu dem Fest genommen hatte - es war jetzt sauber, keine Blutspuren mehr.
    Aber auf die Objektträger aus Glas, auf eine ganze Reihe davon, war
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