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Lektionen (German Edition)

Lektionen (German Edition)

Titel: Lektionen (German Edition)
Autoren: Madeline Moore
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«Lass von dir hören.»
    «Mail mir, Baby.»
    Christopher zog sie in einen weiteren Abschiedskuss. Wieder wurde weitaus mehr daraus, ein Vorspiel eher als ein Nachschlag. Wieder stachelten die johlenden Studenten sie an. Diesmal aber wurde der Kuss beendet, als Donnas empörte Stimme Sarah zurück in die Wirklichkeit holte.
    «Was, zum Henker, treibt ihr da?»
    Donna steckte ihren Schlüssel ins Türschloss. «Schlampe», zischte sie Sarah an. Und die Tür knallte hinter ihr zu.
    «Huch», sagte Sarah. «Donna!» Sarah schloss die Tür auf und rannte ihrer Schwester über die Treppe hinterher, doch Donna hatte einigen Vorsprung.
    «Geh weg!» Donna fummelte an ihrem Türknauf. «Lass mich in Frieden!»
    Die Tür öffnete sich, und Sarah drängte sich hinter ihrer Schwester ins Zimmer. Donna fuhr sie wütend an: «Dass du meine Miete zahlst, heißt noch lange nicht, ich hätte kein Recht auf Privatsphäre.»
    «Da hast du recht. Aber lass es mich erklären.»
    «Da gibt’s nichts zu erklären. Du hast dem Kerl keine Nachhilfe gegeben, du hast ihn gefickt. Hast David betrogen, der so ein netter Kerl ist. Du solltest dich was schämen!»
    «David und ich haben Schluss gemacht.»
    «Oh. Hat er’s rausgefunden? Nicht durch mich.»
    «Nein, er weiß nichts von Christopher. Es war was anderes.»
    «Du bist eine Idiotin.» Donna ließ sich aufs Bett fallen. «Mom hatte recht mit ihm. Er ist einer zum Festhalten. Du hast ihn nicht verdient.»
    «Das ist wahr.» Sarah setzte sich neben ihre Schwester. «Wir müssen reden, Kleines. Ich hab meinen Job verloren.»
    «Hmm.»
    «Du weißt, dass wir hier am Monatsende rausmüssen?»
    «Ja.»
    «Nun, ich weiß nicht, wohin mit uns. Selbst wenn wir was zur Miete fänden, wüsste ich nicht, wie dafür bezahlen.»
    «Mom und Dad werden in ein paar Tagen hier sein.»
    «Ich will sie nicht um Geld bitten.» Sarah wurde bei dem Gedanken bleich.
    «Das hab ich nicht gemeint.»
    Es lag unausgesprochen zwischen ihnen wie ein Fluch, der ungesagt bleiben musste, um sich nicht zu bewahrheiten. Zurück nach Hause ziehen? Sie beide wieder zurück in St. Paul?
    «Scheiße.» Sarah war zum Heulen zumute. «O Scheiße, Scheiße, Scheiße.» Sie gab ihrer kleinen Schwester einen Knuff und streckte sich neben ihr aus.
    «Ich hätte mir einen Job suchen sollen. Hab’s versucht, aber da ist nichts, was ich machen will.» Donna zog eine Flunsch.
    «Was willst du denn werden?»
    «Wenn ich groß bin?» Donna schnitt eine Grimasse. «Du wirst dich kaputtlachen.»
    «Werd ich nicht, versprochen.» Sarah nahm die Hand ihrer Schwester und rieb sich damit die Wange. «Erzähl.»
    «Ich will Hausfrau und Mutter werden, die sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich engagiert.»
    «Du willst wie Mom sein?» Sarah kicherte.
    «Verrat’s ihr nicht. Und nicht lachen!» Donna zog ihre Hand mit einem Ruck wieder zurück.
    «Aber sie wäre begeistert. Sie will Enkelkinder haben.»
    «Von dir. Sie erwartet alles von dir – Erfolg, Ehe, Kinder. Weil sie denkt, ich tauge zu nichts.»
    «Nun ja, da hab ich Neuigkeiten für sie. Ich tauge auch zu nichts.»
    «Was willst du denn werden, Sarah?»
    «Jetzt, wo ich richtig groß bin?»
    Donna nickte. Diesmal nahm sie die Hand ihrer Schwester. «Was hast du vor?»
    «Den Studienabschluss. Danach hab ich keinen blassen Schimmer.»
    Beiden kam dies zum Schießen komisch vor. Sie lachten Tränen. Dann weinten sie einfach nur noch Nase an Nase, wie das Schwestern manchmal tun, bis sie einschliefen.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 27
    «Zur Verleihung der Grade eines Bachelor of Arts im Fachbereich Philosophie haben wir die Ehre, Professor Jonathon Trelawney bei uns zu begrüßen.»
    Sarah war nicht überrascht. Freudige Unruhe kam unter den Studenten in ihren schwarzen Talaren auf, zwischen denen sie saß. Er war ein beliebter Prof gewesen.
    Jon trat ans Podest. Er hatte seinen gewohnten Tweed gegen einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd und einen gestreiften Schlips eingetauscht. Ein paar der Frauen in der Menge seufzten hörbar.
    Der Zeremonienmeister setzte seine Vorstellung fort. «Die Seneca-Universität hat sich der Anwesenheit Professor Trelawneys nur ein Semester lang erfreut, doch in dieser Zeit ist er einer der beliebtesten Professoren im Fachbereich Philosophie geworden. Mit Bedauern nehmen wir daher Abschied von ihm und wünschen ihm viel Glück bei seinen künftigen Unterfangen.»
    Beifall. Jon, der in die Menge lächelt. Jon, der seine Manschetten herauszieht und zu
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