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Lektionen (German Edition)

Lektionen (German Edition)

Titel: Lektionen (German Edition)
Autoren: Madeline Moore
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Verwendung dafür haben.
    Sie schloss den Schrank. Schade. Sie könnte einen guten Schluck gebrauchen, um durch den Tag zu kommen. Sarah fiel etwas Merkwürdiges ins Auge, das in einer Ecke steckte. Sie hob es auf. Eine angeschimmelte alte Krebsschere. Nicht weggeworfen, sondern nur verloren. Sie erschauderte.
    Sie war ein Mädchen gewesen, als sie Sex mit Jack gehabt hatte. Neun Monate kamen ihr wie neun Jahre vor. Eine Nacht mit Jack, und sie hatte eine Liebesaffäre aus etwas geschaffen, was eindeutig ein schlichter Tauschakt gewesen war, Ware, ihre Ware, gegen Geld. Diesen Fehler hatte sie zu Beginn ihrer Laufbahn als Callgirl gemacht und neuerlich an deren Ende. Du Idiotin. Sarah warf die Krebsschere in die Plastiktüte am Türknauf, griff sich die Tüte und ging.
    Langsam stieg sie die Treppe hinunter und sah sich auf jedem Absatz um, ob noch weitere Mitbewohner im Haus waren. Nachdem sie sich jahrelang wenig darum gekümmert hatte, was für Leute das waren, war sie nun zu einer überfälligen Plauderei bereit. Doch sie war die Letzte, die auszog.
    Keine Überraschung. Wahrscheinlich war sie die Einzige aus dem Haufen, die nirgends hin wusste. Ihren Kram hatte sie nach St. Paul verfrachtet, aber keine Absicht, ihm dorthin zu folgen. Jetzt war sie richtig erwachsen. Sie würde zum Busbahnhof gehen, sich ein bezahlbares Ziel aussuchen und einsteigen. Fortrumpeln in ihre Zukunft. Wenigstens hatte sie reichlich zum Anziehen.
    Sarah warf ihren Müll in die Tonne. Ihr Gepäck wartete an der Eingangstür auf sie. Sie zog den Griff heraus und rollte es hinaus auf die Veranda. Das Gemeinschaftstelefon klingelte.
    Einen Augenblick lang erwog sie, einfach ihren Weg fortzusetzen. Stattdessen ließ sie ihr Gepäck in der Tür stehen und machte kehrt, um abzuheben.
    «Sarah.» Der unverwechselbar sinnliche Klang von Veronicas Stimme schnurrte in Sarahs Ohr. «Ich habe ein Sondergesuch nach dir erhalten. Das Dreifache deiner üblichen Gebühr. Interessiert?»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 29
    Sarah wirkte im Aufzug des vornehmen Plaza-Hotels wie zu Hause. Sie war eine von mehreren schicken Frauen mit Gepäck auf dem Weg aufwärts zu ihren Zimmern. Niemand könnte erraten, dass es sich bei dem Zimmer, zu dem sie unterwegs war, nicht um ihres handelte. Es war das von Jack.
    So musste es sein. Veronica hatte sich geweigert, den Namen preiszugeben, aber sich offenkundig für Sarah gefreut. Er musste es sein. Außerdem hatte sie bei solchem Verdienst erwartet, der Kunde wolle sie als Außerirdische oder so verkleidet haben, doch Veronica hatte gesagt, sie solle sich passend zur Umgebung anziehen und nicht für den Anlass selbst. «Irgendetwas Hübsches reicht völlig», hatte sie gemeint. Er musste es sein.
    Hatte sie ihn mit der verwesten Krebsschere herbeigezaubert? Sie kicherte, wandelte es aber in ein Hüsteln um. Kichern war nicht kultiviert genug. Bloß: Warum hatte er sie jetzt nachgefragt, wo es zu spät war? Doch wenngleich der Gedanke an ihn ihr Herz nicht in Jubel versetzte wie einst, brachte er immerhin ihre Muschi zum Summen. Jack machte großen Spaß. Hoffentlich wollte er nicht mehr als ein Bündel Bargeld gegen einen guten Fick eintauschen. Alles darüber Hinausgehende würde jetzt schwierig werden. Ungefähr so schwierig wie unwahrscheinlich.
    Zur Antwort auf ihr Klopfen ging die Tür auf; der Mann auf der anderen Seite war nicht Jack. Es war Jon.
    Sarah erstarrte. Er zog sie ins Zimmer und schloss die Tür.
    «Ich hasse dich», flüsterte sie, als er sie durch den teuer eingerichteten Wohnbereich ins Arbeitszimmer bugsierte.
    «Ich weiß», sagte er. Er schob sie in den Sessel an einer Seite des Schreibtischs und setzte sich auf den Stuhl dahinter. «Aber ich weiß nicht, warum. Es spielt ohnehin keine Rolle, weil wir hier sind, um deine Hausarbeit zu erörtern.»
    «Meine Hausarbeit?» Sarahs Stimme quiekste. «Du machst Witze.» Halb erhob sie sich von ihrem Platz.
    «Setz dich.» Er sprach leise, aber nachdrücklich.
    Sie setzte sich.
    «Ich hätte dir keine Eins in Ethik geben sollen, da du unseren Termin versäumt hast. Das werde ich jetzt berichtigen. Ich fand deine Arbeit interessant und die Darstellung erfrischend. Deine Gedanken waren klar, wenngleich manche ein wenig unbegründet schienen. Dennoch ist der Gegenstand fesselnd, und einige der Fragen, die du in der Schlussbetrachtung aufwirfst, insbesondere die ethische Frage nach pränataler Hirnchirurgie, die der Welt nicht nur ihre größten Denker,
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