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Lektionen (German Edition)

Lektionen (German Edition)

Titel: Lektionen (German Edition)
Autoren: Madeline Moore
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überbracht hatte. Herrje, das Mädchen war nicht älter als sie selbst gewesen. Sarah konnte denken, und sie konnte ficken, und im Augenblick fühlte sie sich gefickt.
    Sie musste ein gutes Stück vom Haus entfernt parken, da der Abschlusstag kurz bevorstand und alle in Feierlaune waren. Die Verbindungshäuser hüpften regelrecht auf der Stelle zum Takt der Musik. Überall auf den Rasenflächen, Veranden und Terrassen hingen junge Leute mit Plastikkrügen voll Bier ab, tankten Frühlingssonne und krakeelten Passanten an. Sie wurde von mehr als einem Trunkenbold zum Bier eingeladen, doch Sarah lehnte ab und trottete bedrückt nach Hause. Diese Knilche, zumeist mindestens so alt wie sie oder älter, kamen ihr wie Kinder vor. Kaum geschlechtsreif.
    Ihre Stimmung hob sich, als sie Christopher auf den Stufen ihres Hauses sitzen sah. Sie hatte nicht viel von ihm mitbekommen, seit er Jon wegen ihres gezeichneten Hinterns entgegengetreten war. An jenem Abend hatte Sarah eben lange genug in der Kneipe gesessen, um Christopher mitzuteilen, dass seine Schulden bei ihr restlos beglichen seien und er daher nicht länger mittwochs zur «Nachhilfe» kommen müsse. Seither hatten sie kaum noch ein Wort gewechselt.
    Er hielt einen Plastikbecher Bier in der Hand und schlürfte abwesend daran, mit den glasigen Augen des zerstreut sinnenden Philosophen, doch als er sie bemerkte, hob sich der Nebel, und er lächelte sein vertrautes, hinreißendes Lächeln. Sie lächelte geradewegs zurück. Wie sie ihn nun leibhaftig vor sich hatte, begriff Sarah, wie sehr sie ihn vermisst hatte. Es war unmöglich, jemandem von solcher Ausstrahlung und Liebenswürdigkeit böse zu bleiben, zumal, wenn der Fehler dieses jemand aus Zuneigung begangen worden war.
    «Hey», sagte sie und ließ sich neben ihn auf die Stufe plumpsen. «Teilen?»
    Er reichte ihr den Becher. Sie nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. «Das ist aber kein Lagerbier.»
    «Fassplörre. Muss reichen.» Er nahm einen tiefen Zug. «Bald trink ich ja vom guten Tropfen.»
    «Du wirst mir fehlen, Christopher», sagte sie und umarmte ihn.
    «Tut mir wirklich leid –», setzte er an.
    «Vergiss es», schnitt sie ihm das Wort ab. «Ich hab dir ehrlich verziehen.» Sie drückte ihn fester. «Du hast es als Freund getan.»
    «Schade nur, dass ‹Perfesser T.› nicht so großmütig ist wie du. Meine Abschlussnote war eine Zwei. Deine?»
    «Eins.»
    «Aber du bist nicht mal zu deinem Tête-à-tête mit Trelawney aufgetaucht. Das allein war zehn Prozent wert!»
    Sarah zuckte mit den Schultern. «Meine Hausarbeit war makellos. Aber woher weißt du überhaupt, dass ich nicht aufgekreuzt bin?»
    «Hat er gesagt.»
    «Er hat von mir gesprochen?»
    «Ja. Hat gefragt, ob du krank wärst oder was, weil du deine Verabredung versäumt hattest. Ich habe ihm gesagt, ich wüsste es nicht.»
    «Noch was?»
    «Nichts sonst, was mit dir zu tun hatte. Wir haben über meine Hausarbeit gesprochen.» Christopher zuckte mit den Schultern. «Eigentlich hab ich auch nicht mehr als eine Zwei verdient. Er war gerecht.»
    «Gut.» Sarah nahm Christopher den Becher ab und trank noch einen Schluck. Ein paar Augenblicke lang saßen sie schweigend da und genossen den wohlbekannten Anblick und die Geräusche einer fröhlichen Studentenschaft. «Kaum zu glauben, dass alles vorbei ist. Obwohl wir ja noch die Abschlussfeier hinter uns bringen müssen.»
    «Ich nicht. Ich fliege morgen früh ab.»
    «Du bleibst nicht zur Abschlussfeier? Komm schon, Christopher! Ohne dich wär’s nicht dasselbe.»
    «Höchste Zeit, meinen Arsch zurück auf die Insel zu bewegen und an die Arbeit zu gehen.»
    «Wo?»
    «Eins der Hotels meines Onkels. Kann mir den Job aussuchen, weil ich Familie bin. Vielleicht Barkeeper oder Küchenchef, vielleicht Arbeit in einem der Kasinos. Ich glaube, das würde dir gefallen. Karten geben bei Blackjack oder Baccara. Große Zocker dabei, selbst in der Nachsaison.»
    «Das würde es wahrscheinlich.»
    «Dann komm doch mit. Wir können den Sommer zusammen verbringen und uns wirklich richtig kennenlernen. Im Herbst könntest du mich begleiten, wenn du’s wolltest, oder weiter für meinen Onkel arbeiten.»
    «Das ist verlockend.»
    «Dann tu’s! Ich glaube, dass uns was verbindet, Sarah.»
    «Ich auch. Wir verstehen uns prima im Bett. Und wir sind gute Freunde. Aber …»
    «Ich weiß. Du meinst, ich mag nur Kuschelsex. Hätte ich bloß gewusst, dass du’s gern grob magst. Ich wäre dir
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