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Lektionen (German Edition)

Lektionen (German Edition)

Titel: Lektionen (German Edition)
Autoren: Madeline Moore
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geübt darin, Wissen aufzunehmen und Möglichkeiten weiterzudenken. Diese Fähigkeiten sollten ihr helfen, die Welt zu verstehen, und das hatte sie unbedingt vor. Nur verhielten sich die Menschen selten vorstellungsgemäß; und wie die Welt eben war, enthielt sie reichlich viele veränderliche Größen, Sarahs Meinung nach zu viele. Und allmählich kam es ihr vor, als werde sie nie ihren Platz darin finden. Sie würde immer ein schräges Bild abgeben, das einer Außenseiterin in einer Welt, die für manche Sinn ergeben muss, es für sie aber nie tun würde.
    Nur weil der blöde David ihren Geburtstag vergessen hatte, musste sie nicht den ganzen Tag lang leiden. Mit einem begehrlichen Abschiedsblick auf die verlockenden Läden wandte sie sich nach links.
    Ehe sie sich in die Hotelbar wagen und einen Einzeltisch suchen konnte, wurde sie vom Barkeeper abgefangen. Er streckte seine Hand aus. Einen Augenblick lang dachte sie, er erwarte ein Trinkgeld, bevor er sie bedienen würde.
    «Ausweis?», fragte er.
    Ach so, ja. Sarah ließ ihren Rucksack fallen und bückte sich, um nach ihrer Brieftasche zu suchen. Sie holte zwecks Altersprüfung ihren Führerschein hervor und wurde belohnt, als der Barkeeper sagte: «Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Miss Meadows.»
    «Danke.»
    «Ihre Gesellschaft sitzt gleich da drüben.»
    Sarah hängte sich den Rucksack wieder über die Schulter und folgte dem Barkeeper. Ihre Gesellschaft? Sie sah sich um und rechnete halb damit, David an einem der Tische zu sehen, einen Kübel mit einer Flasche Champagner vor sich und einen Zimmerschlüssel in der Hand. Es wäre so toll festzustellen, dass er ihren Geburtstag doch nicht vergessen hatte, vor allem nicht diesen besonderen heute, und sich vielmehr Mühe mit diesem hinreißenden …
    Der Barkeeper führte sie zu zwei Männern um die dreißig in Geschäftsanzügen und drei jüngeren, lebhaften Frauen. Alle drei trugen edel geschnittene, sexy Partykleider; eine mit einem schulterfreien Oberteil, die beiden anderen mit tiefen Ausschnitten. Noch ehe Sarah etwas einwenden konnte, wurde sie von den beiden Männern überschwänglich begrüßt und ein Stuhl für sie vorgezogen.
    Sie setzte sich.
    «Ich bin Jack», sagte einer der gutaussehenden Männer und streckte seine Hand aus, «und das ist mein Partner Bill. Du heißt …?»
    «Ich bin Sarah.»
    «Freut mich, dass du kommen konntest – endlich», murmelte eine der Frauen.
    «Ich habe mich verlaufen», murmelte Sarah, der vollkommen schleierhaft war, wie sie sich zu einer Verabredung verspäten konnte, von der sie überhaupt nichts wusste. Obwohl es gewissermaßen zutraf. Nach ihrer Schicht war sie in die Innenstadt von Toledo gefahren, um ihre bei Barnes and Noble bestellten Lehrbücher gegen einen Gutschein einzulösen, den sie zu Weinachten geschenkt bekommen hatte. Die zusätzliche Mühe war es ihr wert gewesen, da sie sonst in der Universitätsbuchhandlung bar hätte bezahlen müssen. Doch auf dem Rückweg von der Innenstadt zum Campus hatte sie sich natürlich verlaufen. Ihr fehlte jeglicher Orientierungssinn. Allenfalls ein eigenes Navi hätte sie davor bewahrt, im Kreis zu laufen und zu rätseln, wo, zum Teufel, sie eigentlich war. Das passierte jedes Mal. Jedes Mal geriet sie deswegen in Rage.
    Schlimmer noch, ein junges strohblondes, stupsnasiges Ding in einem zu jugendlichen, zu kurzen, bonbonfarbenen gestreiften Popelinekleid hatte sie nach dem Weg zu ebendiesem Hotel gefragt. Und Sarah hatte in ihrem besten Fremdenführertonfall geantwortet: «Das Royal Avenue liegt etwa zehn Häuserblocks südlich, glaube ich.» Das Mädchen hatte wenig erfreut auf ihrem Kaugummi herumgeschmatzt. Fünf Minuten später war Sarah um eine Ecke gebogen und auf das neue Royal Avenue Hotel in der Innenstadt von Toledo gestoßen. Eine schöne Fremdenführerin war sie!
    «Macht gar nichts, macht überhaupt nichts», sagte Jack. «Was trinkst du?»
    «Ich habe heute Geburtstag und wollte eigentlich eine halbe Flasche Champagner bestellen.»
    «Dein Geburtstag! Wunderbar! Barkeeper, eine Magnumflasche Dom Perignon bitte.»
    «Ich kann nicht – ich könnte niemals –»
    «Geburtstag feiert man nur einmal im Jahr. Und wir feiern, stimmt’s, Bill? Wir haben gerade unsere Internetfirma für … also … einen Haufen Geld verkauft.»
    «Meinen Glückwunsch.»
    «Ein Volltreffer, aber echt», warf Bill ein. «Wir haben sie gerade rechtzeitig aufgezogen, um Dorn im Fleisch der Großen im Internetgeschäft zu
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